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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Beile.– Jetzt, rasch mir nach.«
    Und in schnellem Anlauf rannten die Goten über den Hof. Nur wenige waren dabei gefallen. Und schon standen sie hart an der
     zweiten, der inneren Mauer: und hundert Leitern waren angelegt. Jetzt aber waren alle Ballisten und Katapulten Pisos nutzlos
     geworden: denn, zum Schuß in die Weite gespannt, konnten sie nicht ohne große Mühe und lange Zeit zu senkrechtem Schuß gerichtet
     werden. Piso bemerkte es wohl und erbleichte.
    »Wurfspeere her! Speere! Speere! oder alles ist hin!«
    »Alle verschossen«, keuchte trostlos neben ihm der dicke Balbus.
    »Dann ist’s vorbei!« seufzte Piso, den rechten Arm todmüde senkend.
    »Komm, Massurius, laß uns fliehn«, mahnte Balbus.
    »Nein, laßt uns hier sterben«, rief Piso.
    Und schon tauchte der erste gotische Helm über den Rand der Mauer. Da scholl es die Mauertreppen von der Stadtseite herauf:
    »Cethegus, Cethegus, der Präfect!«
    Und er war’s; rasch sprang er auf die Zinne vor und hieb dem Goten, der eben die Hand auf die Brustwehr stützte, sich heraufzuschwingen,
     die Hand samt dem Arme ab.– Der Mann schrie und stürzte.
    »O Cethegus«, sagte Piso, »du kommst zu rechter Zeit!«
    »Ich hoffe es«, sprach dieser und stieß die Leiter um, die vor ihm angelegt stand.
    Witichis war darauf gestanden – behend sprang er hinab.
    »Aber jetzt Geschosse her, Speere, Lanzen. Sonst hilft alles nichts«, rief Cethegus.
    »Kein Geschoß mehr weit und breit«, antwortete Balbus.
    »Du kommst, hofften wir, mit deinen Isauriern?«
    »Die sind noch weit, weit hinter mir!« rief Kallistratos, der eben als der erste nach Cethegus wieder erschien.
    Und aufs neue wuchs die Zahl der Leitern und der aufsteigenden Helme. Und es wuchs die dringendste Gefahr. Wild blickte Cethegus
     um sich.
    »Geschosse«, rief er, mit dem Fuße stampfend, »es müssen Geschosse herbei!«
    Da fiel sein Auge auf die riesige Marmorstatue Zeus’, des Erretters, die zu seiner Linken auf der Zinne stand. Ein Gedanke
     durchzuckte ihn mit Blitzesschnelle, er sprang hinzu und schlug mit einem Handbeil den rechten Arm der Statue mitsamt dem
     Donnerkeil in ihrer Faust herab.
    »Zeus«, rief er, »leih mir deinen Blitz! – Was hältst du ihn so müßig? Auf! zerschlagt die Statuen: und schleudert sie den
     Feinden auf die Köpfe.«
    Und rascher, als er dies gesagt, ward sein Beispiel befolgt. Mit Äxten und Beilen fielen die geängstigten Verteidiger über
     die Götter und Heroen her, und im Augenblick waren all die herrlichen Gestalten zertrümmert. Es war ein grauenhafter Anblick:da barst ein erhabner Hadrian, eine Reiterstatue, Roß und Reiter mitten auseinander: da stürzte eine lächelnde Aphrodite in
     die Knie: da flog der schöne Marmorkopf eines Antinous vom Rumpfe und sauste, von zwei Händen geschleudert, auf einen gotischen
     Büffelschild.
    Und weithin spritzten, die Zinnen bedeckend, Splitter und Trümmer von Marmor und Erz, von Bronze und Gold. Krachend und dröhnend
     schlugen die gewaltigen Lasten von Stein und Metall von den Zinnen herab und zerschmetterten die Helme und Schilde, die Panzer
     und die Glieder der stürmenden Goten und die Leitern selber, die sie trugen. Mit Grauen blickte Cethegus auf das furchtbare
     Werk der Zerstörung, das sein Wort angerichtet. Aber es hatte gerettet. Zwölf, fünfzehn, zwanzig Leitern standen leer von
     den hart aufeinanderfolgenden Männern, die sie kurz zuvor ameisendicht besetzt hatten: ebenso viele lagen zerbrochen am Fuß
     der Mauer: überrascht von diesem unerwarteten Erz- und Marmorhagel, wichen die Goten einen Augenblick. Aber gleich wieder
     rief sie das Horn Markjas zum Sturm: und wieder sausten die zentnerschweren Lasten hernieder.
    »Unseliger, was hast du getan?« jammerte Kallistratos und starrte auf die Trümmer.
    »Das Notwend’ge!« antwortete Cethegus und schleuderte den Rest von Zeus, dem Erretter, über den Wall.
    »Siehst du, wie das traf? – zwei Barbaren auf
einen
Schlag«– und zufrieden blickte er hinab.
    Da hörte er den Korinther rufen:
    »Nein, nein. Nicht diesen! Nicht den Apoll!«
    Und Cethegus wandte sich und sah, wie ein riesiger Isaurier sein Beil gegen das Haupt des Latoniden schwang.
    »Narr, sollen die Goten herauf?« fragte der Barbar und holte wieder aus.
    »Nicht meinen Apollon!« wiederholte der Hellene und umschlang den Gott schützend mit beiden Armen, weit sich vorbeugend.
    Das ersah auf der nächsten Leiter Graf Markja: und glaubend, jener wolle die Statue auf

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