Ein Kampf um Rom
Belisar?«
»Bleibt draußen.«
»Teja und Totila sind schon heran.«
»Desto weniger kann man öffnen. Erst Rom: dann alles andre. Gehorche, Tribun.«
Cethegus blieb noch, die Ausflickung des pankratischen Tores anzuordnen. Das währte sehr geraume Zeit.
»Wie ging es, Syphax?« fragte er. »Lebt er wirklich?« –
»Er lebt noch.« –
»Tölpel, diese Goten!«
Da kam ein Bote von Lucius.
»Dein Tribun läßt melden: Bessas gibt nicht nach:– schon ist das Blut deiner Legionäre am tiburtiner Tor geflossen. Und Asgares
und deine Isaurier zögern, einzuhauen. Sie zweifeln an deinem Ernst.«
»Ich will ihnen meinen Ernst zeigen!« rief Cethegus, warf sich aufs Pferd, verließ diesen Teil der Stadt, und jagte wie der
Sturmwind davon.
Weit war sein Weg: über die Tiberbrücke des Janiculum, am Capitol vorbei, über das Forum Romanum, durch die Sacra Via und
den Bogen des Titus, die Thermen des Titus rechts lassend, über den Esquilin hinaus, endlich durch das esquilinische Tor an
das tiburtinische Außentor – ein Weg vom äußersten Westen an den äußersten Osten der weitgestreckten Stadt. Hier, hinter dem
Tore, standen die Leibwächter von Bessas und Belisar mit gedoppelter Front. Die eine Schar schickte sich an, die Legionäre
und Isaurier des Präfecten unter Marcus Licinius an der Torwache zu überwältigen und das Tor mit Gewalt zu öffnen, während
die zweite Front mit gefällten Speeren der Masse der andern Isaurier gegenüberstand, welche Lucius vergeblich zum Angriff
befehligte.
»Söldner«, rief Cethegus, das schnaubende Roß dicht vor deren Linie parierend, »wem habt ihr geschworen: mir oder Belisar?«
»Dir, Herr«, sprach Asgares, ein Anführer, vortretend, »aber ich dachte –«
Da blitzte das Schwert des Präfecten, und tödlich getroffen stürzte der Mann.
»Zu gehorchen habt ihr, eidbrüchige Schurken, nicht zu denken!«
Entsetzt standen die Söldner. Aber Cethegus kommandierte ruhig:
»Die Speere gefällt! zum Angriff! mir nach!«
Und die Isaurier gehorchten ihm und nun,– ein Augenblick noch, und es begann in Rom selbst der Kampf. Aber da erschollvon Westen, von der Richtung des aurelischen Tores her, ein furchtbares, alles übertäubendes Geschrei:
»Wehe, wehe, alles verloren! Die Goten über uns! Die Stadt ist genommen!«
Cethegus erbleichte und blickte zurück. Da sprengte Kallistratos heran, Blut floß ihm über Gesicht und Hals.
»Cethegus«, rief er, »es ist aus. Die Barbaren sind in Rom! Die Mauer ist erstiegen.«
»Wo?« fragte der Präfect tonlos.
»Am Grabmal Hadrians!«
»O mein Feldherr!« rief Lucius Licinius, »ich habe dich gewarnt.«
»Das war Witichis!« sagte Cethegus, die Augen zusammendrückend.
»Woher weißt du das!« staunte Kallistratos.
»Genug, ich weiß es.«
Es war ein furchtbarer Augenblick für den Präfecten. Er mußte sich sagen, daß er, rücksichtslos seinen Plan zum Verderben
Belisars verfolgend, eine Spanne Zeit Rom übersehen hatte. Er biß die Zähne in die Unterlippe.
»Cethegus hat das Grabmal Hadrians entblößt! Cethegus hat Rom ins Verderben gestürzt!« rief Bessas an der Spitze der Leibwächter.
»Und Cethegus wird es retten!« rief dieser, sich hoch im Sattel aufrichtend.
»Mir nach, alle Isaurier und Legionäre.«
»Und Belisar?« flüsterte Syphax.
»Laßt ihn herein. Erst Rom: dann alles andre! Folgt mir!«
Und im Sturmflug sprengte er zurück, des Weges, den er gekommen. Nur wenige Berittne konnten ihm folgen: im Lauf eilte sein
Fußvolk, Isaurier und Legionäre, nach.
Dreizehntes Kapitel
Draußen vor dem tiburtinischen Tore ward es zu gleicher Zeit stiller. Ein Bote hatte die gotischen Reiter von dem überflüssigen
Gefechte abgerufen. Sie sollten hier innehalten und alle verfügbare Mannschaft um die Stadt und über den Fluß eilig an das
aurelische Tor senden, durch welches man soeben in die Stadt gedrungen sei: dort brauche man alle Kräfte.
Die Reiter jagten, rechtsum schwenkend, nach jenem Tor, wo sich jetzt alles zusammendrängte: aber ihr eignes Fußvolk, stürmend
an den zwischenliegenden fünf Toren: der Porta Clausa, Nomentana, Salaria, Pinciana und Flaminia, versperrte ihnen den Weg
so lange, daß sie zu der Entscheidung zu spät kamen, die am Grabmal des Hadrian gefallen war. Wir erinnern uns der Lage dieses
Lieblingsplatzes des Präfecten: dem vatikanischen Hügel gegenüber, einen Steinwurf etwa vor dem aurelischen Tor gelegen, mit
diesem durch
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