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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Mauer unter großem Blutvergießen hinaus. Der Präfect sah die letzten
     Barbaren flüchten – da schlossen sich abermals seine Augen.
    »Cethegus!« rief der Freund, der ihn im Arme hielt, »Belisar im Sterben: und so bist auch du verloren?«
    Cethegus erkannte jetzt die Stimme Prokops.
    »Ich weiß nicht«, sprach er mit letzter Kraft, »aber Rom,– Rom ist gerettet!«
    Und damit vergingen ihm die Sinne.

Vierzehntes Kapitel
    Nach der Anspannung aller Kräfte zu dem allgemeinen Sturm und seiner Abwehr, der mit dem Morgenrot begonnen und bei sinkender
     Sonne erst beendet war, trat bei Goten und Römern eine lange Pause der Erschlaffung ein. Die drei Führer Belisar, Cethegus
     und Witichis lagen wochenlang an ihren Wunden danieder. Aber noch mehr wurde die tatsächliche Waffenruhe veranlaßt durch die
     tiefe Niedergeschlagenheit und Entmutigung, welche das Heer der Germanen befallen hatte, nachdem der mit höchster Anstrengung
     angestrebte Sieg in dem Augenblick, da er bereits gewonnen schien, ihnen entrissen wurde. Sie hatten einen ganzen Tag lang
     ihr Bestes getan: ihre Helden hatten an Tapferkeit gewetteifert: und doch waren beide Pläne, der gegen Belisar und der gegen
     die Stadt, im Gelingen selbst noch gescheitert. Und wenn auch König Witichis in seinem steten Mute die Gedrücktheit des Heeres
     nicht teilte, so erkannte er dafür desto klarer, daß er seit jenem blutigen Tage das ganze System der Belagerung ändern mußte.
    Der Verlust der Goten war ungeheuer; Prokop schätzt ihn auf dreißigtausend Tote und mehr als ebenso viele Verwundete; sie
     hatten sich im ganzen Umkreis der Stadt mit äußerster Todesverachtung den Geschossen der Belagerten ausgesetzt, und am pankratischen
     Tor und bei dem Grabmal Hadrians waren sie zu Tausenden gefallen. Da nun auch in den achtundsechzig früheren Gefechten die
     Angreifenden immer viel mehr als die hinter Mauer und Turm gedeckten Verteidiger gelitten hatten, so war das große Heer, welches
     Witichis vor Monden gegen die ewige Stadt geführt, furchtbar zusammengeschmolzen. Dazu kam, daß schon seit geraumer Zeit Seuchen
     und Hunger in ihren Zelten wüteten.
    Bei dieser Entmutigung und Abnahme seiner Truppen mußte Witichis den Gedanken, die Stadt mit Sturm zu nehmen, aufgeben, und
     seine letzte Hoffnung – er verhehlte sich ihre Schwäche nicht – bestand in der Möglichkeit, der Mangel werde den Feind zur
     Übergabe zwingen. Die Gegend um Rom war völlig ausgesogen: und es schien nun darauf anzukommen, welche Partei die Entbehrung
     länger würde ertragen oder welche sich aus der Ferne würde Vorräte verschaffen können. Schwer fehlte den Goten die an der
     Küste von Dalmatien beschäftigte Flotte.–
    Der erste, welcher sich von seiner Wunde erholte, war der Präfect. Von der Pforte, welche er mit seinem Leibe verschlossen,
     bewußtlos weggetragen, lag er anderthalb Tage in einem Zustand, der halb Schlaf, halb Ohnmacht war. Als er am Abend des zweiten
     Tages die Augen aufschlug, traf sein erster Blick auf den treuen Mauren, der am Fußende des Lagers auf der Erde kauerte und
     kein Auge von ihm wandte. Die Schlange war um seinen Arm gerollt.
    »Die Holzpforte!« war des Präfecten erstes, noch schwach gehauchtes Wort, »die Holzpforte muß fort – ersetzt durch Marmorquadern   –«
    »Danke, danke dir, Schlangengott!« jubelte der Sklave, »jetzt ist der Mann gerettet. Und auch du selbst. Und ich, ich, Herr,
     habe dich gerettet.«
    Und er warf sich mit gekreuzten Armen nieder und küßtedas Lagergestell seines Herrn.– Er wagte nicht, dessen Füße zu berühren.
    »Du mich gerettet? – Wodurch?«
    »Als ich dich so todesbleich auf diese Decken gelegt, habe ich den Schlangengott herbeigeholt, dich ihm gezeigt und gesprochen:
     ›Du siehst, starker Gott, des Herrn Augen sind geschlossen. Hilf, daß er sie wieder aufschlägt. Bis du geholfen, erhältst
     du keine Krume Brot und keinen Tropfen Milch. Und wenn er die Augen
nicht
wieder aufschlägt – an dem Tage, da sie ihn verbrennen, verbrennt Syphax mit: aber du, o großer Schlangengott, dergleichen.
     Du kannst helfen: also hilf: oder brenne.‹ So sprach ich, und er hat geholfen.«
    »Die Stadt ist sicher – das fühl’ ich, sonst hätte ich nicht entschlafen können. Lebt Belisar? wo ist Prokop?«
    »In der Bibliothek mit deinen Tribunen. Sie erwarten nach des Arztes Ausspruch noch heute dein Erwachen oder deinen   –«
    »Tod? Diesmal hat dein Gott noch geholfen, Syphax. Laß die

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