Ein Kampf um Rom
ihn niederschleudern, kam erihm zuvor: sein Wurfspeer flog und traf den Griechen mitten in die Brust.
»Ach – Cethegus!« seufzte er und starb.
Der Präfect sah ihn fallen und preßte die Brauen zusammen.
»Rettet die Leiche, und seine beiden Götter verschont!« sprach er kurz – und stieß die Leiter um, auf der Markja gestanden:
mehr konnte er nicht sagen und nicht tun: denn schon rief ihn eine neue, die drohendste Gefahr.
Witichis, von seiner Leiter halb herabgeschleudert, halb herabgesprungen, war seither hart an der Mauer gestanden, unter dem
Hagel der Stein- und Metalltrümmer nach neuen Mitteln spähend. Denn seit der erste Versuch der Sturmleitern durch die unverhofften,
neuen Geschosse, die Götter und Heroen, abgewiesen war, hoffte er kaum noch, den Wall zu gewinnen. Während er sann und spähte,
schlug das schwere Marmorfußgestell eines Mars Gradivus dicht neben ihm auf die Erde, prallte noch mal empor und traf dabei
an eine Mauerplatte. Und siehe, diese Platte, welche ein Quader von härtestem Stein geschienen hatte, zersprang zerbröckelnd
in kleine Stücke von Mörtel und Lehm: und an ihrer Stelle wurde sichtbar eine schmale Holzpforte, welche, von jener Masse
nur locker verkleidet und verdeckt, den Maurern und Werkleuten zum Ausgang und Eingang gedient hatte, wenn sie an dem großen
Gebäude reparierten und nachbesserten. Kaum ersah Witichis die Holztür, als er jubelnd ausrief:
»Hierher, hierher, ihr Goten! Beile zur Hand!«
Und schon schlug seine eigne Streitaxt donnernd an die dünnen Bretter, welche nichts weniger als stark schienen. Verhängnisvoll
drang der neue, seltsame Ton an des Präfecten Ohr: er hielt oben inne in der Blutarbeit und lauschte.
»Das ist Eisen gegen Holz! Bei Cäsar!« sagte er zu sich selbst und sprang die schmale Mauertreppe herab, die an der Innenseite
der zweiten Mauer in den schwach durch Öllampen beleuchteten Innenraum des Grabmals führte.
Da dröhnte ein Schlag lauter als alle früheren, ein dumpfes Krachen und helles Splittern folgte und jauchzendes Siegesgeschreider Goten. Wie Cethegus auf die letzte Stufe der Treppe sprang, fiel die Pforte krachend nach innen in den Hof, und König
Witichis ward sichtbar auf der Schwelle.
»Mein ist Rom!« jubelte er, das Beil fallen lassend und das Schwert aus der Scheide ziehend.
»Du lügst, Witichis! zum ersten Mal im Leben!« rief Cethegus grimmig und sprang vor, so gewaltig den starken Schildstachel
stoßend gegen des Goten Brust, daß dieser überrascht einen Schritt zurücktrat. Diesen Schritt benützte der Präfect und stellte
sich selbst auf die Schwelle, die ganze enge Pforte füllend.
»Wo bleiben die Isaurier!« rief er.
Aber nur einen Augenblick hatte ihm Witichis Zeit gelassen, bis er ihn erkannte.
»So treffen wir uns doch im Zweikampf um Rom.«
Und nun war das Anspringen an ihm. Cethegus, bemüht, die ganze Öffnung der Pforte zu verschließen, deckte mit dem Schild seine
Linke; sein rechter Arm mit dem kurzen Römerschwert vermochte nicht genug, seine rechte Seite zu decken. Der Stoß des langen
Schwertes des starken Goten drang, nicht stark genug von Cethegus pariert, die Schuppenringe des Panzers durchschneidend,
tief in seine rechte Brust. Cethegus wankte nach links: schon neigte er sich, zu fallen: aber er fiel nicht.
»Rom! Rom!« sagte er tonlos, und krampfhaft hielt er sich noch aufrecht.
Witichis war einen Schritt zurückgetreten, um in neuem Ansprung dem gefährlichen Feind den Rest zu geben. Aber in diesem Augenblick
erkannte ihn oben auf der Zinne Piso und schleuderte einen prachtvollen schlafenden Faun, der bereits mit abgehauenen Füßen
auf dem Walle lag, auf den König herab; er traf die Schulter, und Witichis stürzte nieder. Graf Markja, Iffamer und Aligern
trugen ihn aus dem Gefecht. Cethegus sah ihn noch fallen. Dann brach er selbst auf der Schwelle der Pforte zusammen; schützende
Arme eines Freundes fingen ihn auf – aber er erkannte diesen nicht mehr: sein Bewußtsein schwand.
Doch weckte ihn gleich wieder ein wohlbekannter Ton, der seine Seele entzückte: es war die Tuba seiner Legionäre, das Feldgeschrei
seiner Isaurier, welche jetzt endlich im Sturmschritt eintrafen und, von den Liciniern geführt, in dichten Scharen sich auf
die durch den Fall ihres Königs erschütterten Goten stürzten. Sie drängten sie siegreich zu einer (einstweilen von den eingedrungnen
Goten von innen hinausgebrochnen) Bresche der ersten
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