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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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getan habe und noch immer tue. Ich tu’s, weil ich ihn wirklich liebe. Denn er ist ein
     großer Mann, mit allen seinen Schwächen. Wenn er nur Eins noch lernte: mir vertrau’n. Aber getrost – er wird’s noch lernen.«
    Da kam Prokop und brachte einen Brief von Byzanz, der soeben von einem kaiserlichen Gesandten überbracht worden. Mit freudestrahlendem
     Antlitz sprang Belisar, aller Müdigkeitvergessen, vom Polster auf, küßte die purpurnen Schnüre, durchschnitt sie dann mit dem Dolch und öffnete das Schreiben mit
     den Worten:
    »Von meinem Herrn und Kaiser selbst! Ah, nun wird er mir die Leibwächter senden und den langgeschuldeten Sold, den ich erwarte,
     und das vorgeschossne Gold.«
    Und er begann zu lesen. Aufmerksam beobachteten ihn Antonina, Prokop und Cethegus: seine Züge verfinsterten sich mehr und
     mehr: seine breite Brust fing an, sich wie in schwerem Krampf zu heben: die beiden Hände, mit welchen er das Schreiben hielt,
     zitterten. Besorgt trat Antonina heran: aber ehe sie fragen konnte, stieß Belisar einen dumpfen Schrei der Wut aus, schleuderte
     das kaiserliche Schreiben auf die Erde und stürzte außer sich aus dem Gezelt; eilend folgte ihm seine Gattin.
    »Jetzt darf ihm nur Antonina vor die Augen«, sagte Prokop, den Brief aufhebend.
    »Laß sehn: wohl wieder ein Stücklein kaiserlichen Dankes«,– und er las:
    »Der Eingang ist Phrase, wie gewöhnlich – aha, jetzt kommt es besser: ›Wir können gleichwohl nicht verhehlen, daß wir, nach
     deinen eignen früheren Berühmungen, eine raschere Beendigung des Krieges gegen diese Barbaren erwartet hätten, und glauben
     auch, daß eine solche bei größrer Anstrengung nicht unmöglich gewesen wäre. Deshalb können wir auch deinem wiederholt geäußerten
     Wunsche nicht entsprechen, dir deine übrigen fünftausend Mann Leibwächter, die noch in Persien stehn, sowie die vier Zentenare
     Goldes nachzusenden, welche in deinem Palaste in Byzanz liegen. Allerdings sind beide, wie du in deinem Briefe ziemlich überflüssigermaßen
     bemerkst, dein Eigentum: und dein in demselben Brief geäußerter Entschluß, du wollest diesen Gotenkrieg bei dermaliger Erschöpftheit
     des kaiserlichen Säckels aus eignen Mitteln zu Ende führen, verdient, daß wir ihn als pflichtgetreu bezeichnen. Da aber, wie
     du in gleichem Briefe richtiger hinzugefügt, all dein Hab und Gut deines Kaisers Majestät zu Diensten steht und kaiserliche
     Majestät die erbetne Verwendung deiner Garden und deines Goldes in Italien für überflüssig halten muß, so haben wir, deinerZustimmung gewiß, anderweitig darüber verfügt und bereits Truppen und Schätze, zur Beendung des Perserkriegs, deinem Kollegen
     Narses übergeben.‹« –
    »Ha, unerhört!« unterbrach sich Prokop.
    Cethegus lächelte: »Das ist Herrendank für Sklavendienst.« »Auch das Ende scheint hübsch«, fuhr Prokopius fort.– ›Eine Vermehrung
     deiner Macht in Italien aber scheint uns um so minder wünschbar, als man uns wieder täglich vor deinem ungemessenen Ehrgeiz
     warnt. Erst neulich sollst du beim Weine gesagt haben: das Scepter sei aus dem Feldherrnstab und dieser aus dem Stock entstanden
     – gefährliche Gedanken und ungeziemende Worte. Du siehst, wir sind von deinen ehrgeizigen Träumen unterrichtet. Diesmal wollen
     wir warnen, ohne zu strafen: aber wir haben nicht Lust, dir noch mehr Holz zu deinem Feldherrnstab zu liefern: und wir erinnern
     dich, daß die stolzest ragenden Wipfel dem kaiserlichen Blitz am nächsten stehn.‹ Das ist schändlich!« rief Prokop.
    »Nein, das ist schlimmer: es ist dumm!« sagte Cethegus. »Das heißt, die Treue selbst zum Aufruhr peitschen.«
    »Recht hast du«, schrie Belisar, der, wieder hereinstürmend, diese Worte noch gehört hatte.
    »Oh, er verdient Aufruhr und Empörung, der undankbare, boshafte, schändliche Tyrann.«
    »Schweig! Um aller Heil’gen willen, du richtest dich zugrunde!« beschwor ihn Antonina, die mit ihm wieder eingetreten war,
     und suchte, seine Hand zu fassen.
    »Nein, ich will nicht schweigen«, rief der Zornige, an der offnen Zelttür auf- und niederrennend, vor welcher Bessas, Acacius,
     Demetrius und viele andre Heerführer mit Staunen lauschend standen.
    »Alle Welt soll’s hören. Er ist ein undankbarer, heimtückischer Tyrann! Ja, du verdientest, daß ich dich stürzte! Daß ich
     dir täte nach dem Argwohn deiner falschen Seele, Justinianus!«
    Cethegus warf einen Blick auf die draußen Stehenden: sie hatten

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