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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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gewillt,
     unsere siegreichen Scharen gleichwohl über die Alpen zu schicken. Nur anstatt für: gegen die Goten.
    Aber freilich, auch nicht für den Kaiser Justinianus, der uns fortwährend den Königstitel vorenthält, sich auf seinen Münzen
     Herrn von Gallien nennt, uns keine Goldmünzen mit eignem Brustbild prägen lassen will und uns noch andere höchst unerträgliche
     Kränkungen unserer Ehre angetan. Wir gedenken vielmehr, unsere eigne Macht nach Italien auszudehnen.
    Da wir nun wohl wissen, daß des Kaisers ganze Stärke in diesem Lande auf seinem Feldherrn Belisar beruht, dieser aber eine
     große Zahl alter und neuer Beschwerden gegen seinen undankbaren Herrn zu führen hat: so werden wir diesem Helden antragen,
     sich zum Kaiser des Abendlandes aufzuwerfen, wobei wir ihm ein Heer von hunderttausend Frankenhelden zu Hilfe senden und uns
     dafür nur einen kleinen Teil Italiens vom Meere hin bis Genua abtreten lassen werden.
    Wir halten für unmöglich, daß ein Sterblicher dieses Anerbieten ablehne. Falls du zu diesem Plane mitwirken willst, verheißen
     wir dir eine Summe von zwölf Zentenaren Goldes und werden, gegen eine Rückzahlung von zwei Zentenaren, deinen Namen in die
     Liste unserer Tischgenossen aufnehmen.
    Der Gesandte, der dir diesen Brief gebracht, Herzog Liutharis, hat unsern Antrag Belisar mitzuteilen.«
    Mit Anstrengung hatte Cethegus zu Ende gelesen. Jetzt fuhr er auf. »Ein solcher Antrag zu dieser Stunde:– in dieser Stimmung:–
     er nimmt ihn an! Kaiser des Abendlandes mit hunderttausend Frankenkriegern! Er darf nicht leben.« –
    Und er eilte an den Eingang seines Zeltes. Dort aber blieb er plötzlich stehen:
    »Tor, der ich war!« lächelte er kalt. »Heißblütig noch immer? Er ist ja Belisar und nicht Cethegus! Er nimmt nicht an. Das
     wäre, wie wenn der Mond sich gegen die Erde empören wollte, als ob der zahme Haushund plötzlich zum grimmigen Wolfe würde.
     Er nimmt nicht an! Aber nun laß sehen, wie wir die Niedertracht und Gier dieses Merowingen nutzen. Nein, Frankenkönig«, und
     er lächelte bitter auf den zusammengeknitterten Brief, »solang Cethegus lebt,– nicht einen Fußbreit von Italiens Boden.«
    Und einen raschen, heftigen Gang durchs Zelt. Einen zweiten, langsamern. Und einen dritten –: nun blieb er stehen –: und über
     seine mächtige Stirn zuckt’ es hin.
    »Ich hab’ es!« frohlockte er. »Auf, Syphax«, rief er, »geh und rufe mir Prokop.« –
    Und bei einem neuen Durchschreiten des Gemachs fiel sein Blick auf den zur Erde gefallenen Brief des Merowingen.
    »Nein«, lächelte er triumphierend, ihn aufhebend, »nein, Frankenkönig, nicht so viel Raum, als dieser Brief bedeckt, sollst
     du haben von Italiens heiliger Erde.«
    Bald erschien Prokop. Die beiden Männer pflogen über Nacht ernste, schwere Beratung. Prokop erschrak vor den schwindelkühnen
     Plänen des Präfecten und weigerte sich lange, darauf einzugehn. Aber mit überlegner Geistesmacht hatte ihn der gewaltige Mann
     umklammert und hielt ihn eisern fest mit zwingenden Gedanken, schlug jeden Einwand, noch eh’ er ausgesprochen, mit siegender
     Überredung nieder und ließ nicht eher ab, seine unzerreißbaren und dichten Fäden um den Widerstrebenden zu ziehen, bis dem
     Eingesponnenen die Kraft des Widerstandes versagte.–
    Die Sterne erblichen, und das erste Tagesgrauen erhellte den Osten mit blassem Streif, als Prokopius von dem Freunde Abschied
     nahm. »Cethegus«, sagte er, aufstehend, »ich bewundere dich. Wär’ ich nicht Belisars,– ich möchte dein Geschichtsschreiber
     sein.«
    »Interessanter wäre es«, sagte der Präfect ruhig, »aber schwerer.«
    »Doch graut mir vor der ätzenden Schärfe deines Geistes.Sie ist ein Zeichen der Zeit, in der wir leben. Sie ist wie eine blendendfarbige Giftblume auf einem Sumpfe. Wenn ich denke,
     wie du den Gotenkönig durch sein eigen Weib zugrunde gerichtet –   –«
    »Ich mußte dir das jetzt sagen. Leider hab’ ich in letzter Zeit wenig von meiner schönen Verbündeten gehört.«
    »Deine Verbündete! Deine Mittel sind   –«
    »Immer zweckmäßig.«
    »Aber nicht immer – Gleichviel, ich gehe mit dir:– noch eine Strecke Weges, weil ich meinen Helden aus Italien forthaben will,
     so bald als möglich. Er soll in Persien Lorbeeren sammeln, statt hier Dornen. Aber ich gehe nicht weiter mit dir als bis   –«
    »Zu deinem Ziel, das versteht sich.«
    »Genug. Ich spreche sofort mit Antoninen: ich zweifle nicht am Erfolg.

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