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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Namen genannt, immer nur die Königin
     in ihr gesehn und angesprochen. Wie beglückte sie das Wort aus seinem Munde – und wie schwer lastete doch zugleich diese Milde
     auf ihrer schuldbewußten Seele! Offenbar hatte siesich zum Teil seine wärmere Stimmung durch ihr werktätiges Mitleid mit den Armen erworben.
    »O er ist gut«, sagte sie, halb weinend vor Erregung, »ich will auch gut sein.«
    Als sie mit diesem Gedanken in den Vorhof des ihr angewiesenen linken Flügels des Palastes trat – Witichis bewohnte den rechten
     – eilte ihr Aspa geschäftig entgegen.
    »Ein Gesandter aus dem Lager«, flüsterte sie der Herrin eifrig zu. »Er bringt geheime Botschaft vom Präfecten – einen Brief,
     von Syphax’ Hand, in unsrer Sprache – er harrt auf Antwort   –«
    »Laß«, rief Mataswintha, die Stirne furchend, »ich will nichts hören, nichts lesen. Aber wer sind diese?«
    Und sie deutete auf die Treppe, die aus der Vorhalle in ihre Gemächer führte. Da kauerten auf den roten Steinplatten Weiber,
     Kinder, Kranke, Goten und Italier durcheinander, in Lumpen gehüllt – eine Gruppe des Elends.
    »Bettler, Arme, sie liegen hier schon den ganzen Morgen. Sie sind nicht zu verscheuchen.«
    »Man soll sie nicht verscheuchen!« sprach Mataswintha, näher tretend.
    »Brot, Königin! Brot, Tochter der Amelungen!« riefen mehrere Stimmen ihr entgegen.
    »Gib ihnen Gold, Aspa, alles, was du bei dir trägst, und hole   –«
    »Brot! Brot! Königin, nicht Gold! um Gold ist kein Brot mehr zu haben in der Stadt.«
    »Vor des Königs Speichern wird es umsonst verteilt. Ich komme gerade davon her, warum wart ihr nicht dort?«
    »Ach, Königin, wir können nicht durchdringen«, jammerte eine hagre Frau. »Ich bin alt, und meine Tochter hier ist krank, und
     jener Greis dort ist blind. Die Gesunden, die Jungen stoßen uns zurück. Drei Tage haben wir’s umsonst versucht: wir dringen
     nicht durch.«
    »Nein, wir hungern«, grollte der Alte. »O Theoderich, mein Herr und König, wo bist du? Unter deinem Scepter hatten wir vollauf
     – Da kamen die Armen und Siechen nicht zu kurz. Aber dieser Unglückskönig   –«
    »Schweig«, sprach Mataswintha, »der König, mein Gemahl«– und hier flog ein wunderschönes Rot über ihre Wangen – »tut mehr,
     als ihr verdient. Wartet hier, ich schaffe euch Brot. Folge mir, Aspa.«
    Und rasch schritt sie hinweg. »Wohin eilst du?« fragte die Sklavin staunend.
    Und Mataswintha schlug den Schleier über ihr Antlitz, als sie antwortete: »Zum König!«
    Als sie das Vorgemach des Witichis erreicht, bat sie der Türsteher, der sie mit Befremden erkannte, zu verweilen. Ein Abgesandter
     Belisars habe geheime Audienz; er sei schon lange im Gemach und werde es bald verlassen.
    Da öffnete sich die Türe – und Prokop stand zögernd auf der Schwelle. »König der Goten«, sprach er, sich nochmals wendend,
     »ist das dein letztes Wort?«
    »Mein letztes, wie’s mein erstes war«, sprach der König voller Würde.
    »Ich gönne dir noch Zeit – ich bleibe noch bis morgen in Ravenna.« –
    »Von jetzt an bist du mir als Gast willkommen, nicht mehr als Gesandter.«
    »Ich wiederhole: fällt die Stadt mit Sturm, so werden alle Goten, die höher als Belisars Schwert, getötet – er hat’s geschworen
     – Weiber und Kinder als Sklaven verkauft – Du begreifst: Belisar kann keine Barbaren brauchen in
seinem
Italien   – Dich mag der Tod des Helden locken: aber bedenke die Hilflosen – ihr Blut wird vor Gottes Thron   –«
    »Gesandter Belisars, ihr steht in Gottes Hand wie wir; lebewohl.« Und so mächtig wurden diese Worte gesprochen, daß der Byzantiner
     gehen mußte, so ungern er es tat. Die schlichte Würde dieses Mannes wirkte stark auf ihn. Aber auch auf die Lauscherin.
    Als Prokop die Türe schloß, sah er Mataswintha vor sich stehn und trat bewundernd einen Schritt zurück, geblendet von so viel
     Schönheit. Ehrerbietig begrüßte er sie.
    »Du bist die Königin der Goten!« sagte er, sich fassend, »du mußt es sein.«
    »Ich bin’s!« sagte Mataswintha, »hätt’ ich das nie vergessen.« Und stolz rauschte sie an ihm vorüber.
    »Augen haben diese Germanen, Männer und Weiber«, sagte Prokop im Hinausgehen, »wie ich sie nie gesehn.«

Zwanzigstes Kapitel
    Mataswintha war inzwischen ungemeldet bei ihrem Gatten eingetreten. Witichis hatte alle Gemächer, welche die Amelungen, Theoderich,
     Athalarich, Amalaswintha, bewohnt (sie lagen im Mittelbau des weitläufigen

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