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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Palastes), unberührt gelassen und einige auch früher
     schon von ihm, wenn er die Wache am Hofe hatte, bewohnte Räume im rechten Flügel bezogen. Er hatte die Gold- und Purpurinsignien
     der Amaler nie angelegt und aus seinen Zimmern allen königlichen Pomp entfernt. Ein Feldbett auf niedern Eisenfüßen, auf welchem
     sein Helm, sein Schwert und mehrere Urkunden lagen, ein langer Eichentisch und wenig Holzgerät standen in dem einfachen Gelaß.
     Er hatte sich nach des Gesandten Entfernung, erschöpft, mit dem Rücken gegen die Tür in einen Stuhl geworfen und stützte das
     müde Haupt in beiden Händen auf den Tisch. So hatte er den leicht schwebenden Schritt der Eintretenden nicht bemerkt.
    Mataswintha blieb wie gebannt an der Schwelle stehn. Sie hatte ihn noch niemals aufgesucht. Ihr Herz pochte mächtig. Sie konnte
     ihn nicht ansprechen: sie konnte nicht näher treten. Endlich stand Witichis mit Seufzen auf. Da sah er die regungslose Gestalt
     an der Türe stehn.
    »Du hier, Königin?« sprach er staunend und trat ihr einen Schritt entgegen. »Was kann dich zu mir führen?«
    »Die Pflicht – das Mitleid« – sagte Mataswintha rasch. »Sonst hätte ich nicht – – ich habe eine Bitte an dich.«
    »Es ist die erste«, sagte Witichis.
    »Sie betrift nicht mich«, fiel sie schnell ein. »Ich bitte dich um Brot für Arme, Kranke, welche   –«
    Da reichte ihr der König schweigend die Rechte hin.– Es war das erste Mal: sie wagte nicht, sie zu fassen: und hätte es doch,o wie gerne, getan. So faßte er selbst ihre Hand und drückte sie leicht.
    »Ich danke dir, Mataswintha, und bitte dir ein Unrecht ab. Du hast dennoch ein Herz für dein Volk und seine Leiden. Ich hätte
     das nie geglaubt: ich habe hart von dir gedacht.«
    »Hättest du von jeher anders von mir gedacht – es wäre vielleicht manches besser.«
    »Schwerlich! Das Unglück heftet sich an meine Fersen. Eben jetzt – du hast ein Recht, es zu wissen – brach meine letzte Hoffnung:
     Die Franken, auf deren Hilfe ich hoffte, haben uns verraten. Entsatz ist unmöglich: die Übermacht der Feinde durch den Abfall
     der Italier allzugroß. Es bleibt nur noch ein letztes: ein freier Tod.«
    »Laß mich ihn mit dir teilen«, rief Mataswintha, und ihre Augen leuchteten.
    »Du? nein; die Tochter [Enkelin] Theoderichs wird ehrenvolle Aufnahme finden am Hofe von Byzanz. Man weiß, daß du gegen deinen
     Willen meine Königin geworden – Du kannst dich laut darauf berufen.«
    »Nimmermehr!« sprach Mataswintha begeistert.
    Witichis fuhr, ohne ihrer zu achten, in seinen Gedanken fort:
    »Aber die andern! Die Tausende! die Hunderttausende von Weibern, von Kindern! Belisar hält, was er geschworen! Es ist nur
eine
Hoffnung noch für sie – eine einzige! Denn – alle Mächte der Natur verschwören sich gegen mich. Der Padus ist plötzlich so
     seicht geworden, daß zweihundert Getreideschiffe, die ich erwartete, nicht rasch genug den Fluß herabgebracht werden konnten:
     die Byzantiner haben sie aufgefangen. Ich habe nun um Hilfe an den Westgotenkönig geschrieben: er soll seine Flotte senden.
     Die unsre ist ja in Feindeshand! Dringt sie in den Hafen, so kann darauf entfliehn, was nicht fechten kann und nicht sterben
     soll. Auch du kannst dann, wenn du es vorziehst, nach Spanien entfliehn.«
    »Ich will mit dir   –, mit euch sterben.«
    »In wenig Wochen können die westgotischen Segel vor der Stadt erscheinen. Bis dahin reichen meine Magazine – der letzteTrost. Doch, das mahnt mich an deinen Wunsch   – Hier ist der Schlüssel zu dem Haupttor der Speicher. Ich trag’ ihn Tag und Nacht auf meiner Brust. Bewahre ihn wohl:– er
     verwahrt meine letzte Hoffnung. Er schließt das Leben von vielen Tausenden ein. Es war meine einzige Mühewaltung, die nicht
     fruchtlos blieb. Mich wundert«, fügte er schmerzlich hinzu, »daß nicht die Erde sich aufgetan hat oder Feuer vom Himmel gefallen
     ist, diese meine Bauten zu verschlingen.«
    Und er nahm den schweren Schlüssel aus dem Brustlatz seines Wamses. »Hüt ihn wohl, es ist mein letzter Schatz, Mataswintha.«
    »Ich danke dir, Witichis   – König Witichis   –«, sagte sie, verbessernd, und griff nach dem Schlüssel, aber ihre Hand zitterte. Er fiel.
    »Was ist dir«, fragte der König, den Schlüssel ihr in die Rechte drückend,– sie steckte ihn in den Gürtel ihres weißseidnen
     Unterkleides – »du zitterst? Bist du krank?« setzte er besorgt hinzu.
    »Nein – es ist nichts – Aber

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