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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Städten wurden
     auf seine Anordnung die Befestigungen geflickt und verstärkt, die Bürger an die Waffen gewöhnt. Die Vertreter von Byzanz vermochten
     ihm in keiner Weise Gegengewicht zu halten. Ihre Heerführer hatten kein Glück, die Belagerungen von Tarvisium, Verona und
     Ticinum machten keine Fortschritte. Und mit Vergnügen vernahm Cethegus, daß Hildebad, dessen Schar sich durch Zulauf unterwegs
     auf etwa sechshundert erhöht, den Acacius, der ihn mit tausend Perserreitern eingeholt und angegriffen, blutig zurückgeschlagen
     hatte. Eine starke Abteilung von Byzantinern aber, die ihm von Mantua aus entgegenrückte, verlegte ihm alle Wege – er wollte
     nach Tarvisium zu Totila   –, und nötigte ihn, sich in das noch von den Goten unter Thorismuth besetzte Castell von Castra Nova zu werfen. Hier hielten
     ihn die Byzantiner eingeschlossen, vermochten aber nicht, den festen Bau zu nehmen, und schon sah der Präfect die Stunde kommen,
     da ihn Acacius zu Hilfe rufen würde, den Goten, der ihm dann nicht mehr entrinnen konnte, zu vernichten.
    Es freute ihn, daß die Kriegsmacht von Byzanz seit Belisars Entfernung sich offen vor ganz Italien als unfähig erwies, den
     letzten Widerstand der Goten zu brechen. Und die Härte der byzantinischen Finanzverwaltung, welche Belisar überall, wo er
     einzog, mit sich führen mußte – er konnte die auf Befehl des Kaisers geübte Aussaugung nicht hindern   –, erweckte oder steigerte in den Städten und auf dem flachen Lande die Abneigung gegen die Oströmer. Cethegus hütete sich
     wohl, wie Belisar getan, den ärgsten Übergriffen der Beamten Justinians zu wehren. Er sah es mit Freude, daß in Neapolis,
     in Rom wiederholt das Volk gegen die Bedrücker in offnem Aufruhr emporloderte. Waren die Goten vollends vernichtet, der Byzantiner
     Macht verächtlich, ihre Tyrannei verhaßt genug geworden, dann konnte Italien aufgerufen werden, frei zu sein, und der Befreier,
     der Beherrscher hieß Cethegus.
    Dabei verließ ihn nur die
eine
Besorgnis nicht – denn er war fern von Unterschätzung seiner Feinde,– der Gotenkrieg, dessen letzte Funken noch nicht ausgetreten,
     könne noch mal aufflammen, geschürt durch die nationale Entrüstung über den geübten Verrat. Schwer fiel dem Präfecten ins
     Gewicht, daß die tiefstgehaßten Führer der Goten, daß Totila und Teja nicht mit im Netze zu Ravenna waren gefangen worden.
     Um der Gefahr jener nationalen begeisterten Erhebung zuvorzukommen, trachtete er so eifrig, dem gefangnen Gotenkönig die Erklärung
     zu entreißen, er habe sich und die Stadt zuletzt ohne Hoffnung und Bedingung unterworfen, und er fordre die Seinen auf, den
     aussichtslosen Widerstand aufzugeben.
    Und auch das Castell, in welchem der Kriegsschatz Theoderichs geborgen lag, sollte ihm sein Gefangner angeben. Auch in jener
     Zeit war ein solcher, schon um fremde Fürsten und Söldner zu gewinnen und anzuziehen, von höchster Bedeutung. Verloren ihn
     die Goten, so verloren sie die letzte Hoffnung, ihre geschwächte Kraft durch fremde Waffen zu ergänzen. Und viel lag dem Präfecten
     daran, jenen als unermeßlich reich von der Sage gepriesenen Hort nicht in die Hände der Byzantiner fallen zu lassen, deren
     Geldnot und daher verursachte Tyrannei ein wichtiger Bundesgenosse seiner Pläne war: sondern ihn sich selbst zu sichern,–
     auch seine Mittel waren ja nicht unerschöpflich. Aber all sein Bemühen schien an der Unerschütterlichkeit seines Gefangnen
     zu scheitern.

Siebenundzwanzigstes Kapitel
    Die Maßregeln zur Befreiung des Königs waren getroffen. Rauthgundis war mit Wachis hinausgegangen, sich das Walddickicht genau
     einzuprägen, wo der treue Freigelassne mit dem treuen Roß Dietrichs von Bern ihrer warten sollte. Und mit der Ruhe, welche
     die Vollendung aller Vorbereitungen starkem Sinn gewährt, war die Gotin nach der Wohnung des Kerkermeisters zurückgekehrt.
    Aber sie erbleichte, als dieser ihr wie verzweifelt entgegenstürzteund sie über die Schwelle in das Gemach zog. Dort warf er sich vor ihr nieder, schlug die Brust mit den Fäusten und raufte
     sein graues Haar. Lange fand er keine Worte.
    »Rede«, gebot Rauthgundis und preßte die Hand auf das wild pochende Herz, »ist er tot?«
    »Nein, aber die Flucht ist unmöglich! Alles dahin! alles verloren! Vor einer Stunde kam der Präfect und stieg zu dem König
     hinab. Wie gewöhnlich schloß ich ihm selbst die beiden Türen, die Gangtür und die Kerkerpforte, auf – da  

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