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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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es nicht, so wahr Rauthgundis lebt. Ihr nach! Ein Wunder tut uns seinen Kerker auf! Aber leise! Leise!«
    Und sie trat aus der Halbtür in den Hof, das Beil in der Rechten, vorsichtig den Schatten der Mauer suchend, langsam,auf den Zehen schleichend. Dromon folgte ihr auf dem Fuße.
    Inzwischen hatte Mataswintha die Gangtür aufgeschlossen und ihren Weg erst viele Stufen hinab, dann durch den schmalen Gang,
     mit den Händen tastend, zurückgelegt. Nun erreichte sie die Pforte des Kerkers. Leise erschloß sie auch diese.
    Durch einen ausgehobnen Ziegelstein hoch oben im Turm fiel ein schmaler Streif des Mondlichts in das enge Quadrat. Es zeigte
     ihr den Gefangnen. Er saß, den Rücken gegen die Türe gewandt, das Haupt auf die Hände gestützt, reglos auf einem Steinblock.
    Zitternd lehnte sich Mataswintha an die Pfosten der Pforte. Eiskalte Luft schlug ihr entgegen. Sie fror. Sie fand keine Worte:
     vor Grauen. Da spürte Witichis an dem Windzug, daß die Pforte geöffnet worden. Er hob das Haupt. Aber er sah nicht um.
    »Witichis   – König Witichis« – stammelte endlich Mataswintha – »ich bin’s. Hörst du mich?«
    Aber der Gefragte rührte sich nicht.
    »Ich komme, dich zu retten – fliehe! Freiheit!«
    Aber der Gefangne senkte wieder das Haupt.
    »O sprich! – o sieh nur auf mich!« –
    Und sie trat ein. Gerne hätte sie seinen Arm berührt, seine Hand gefaßt. Sie wagte es noch nicht. »Er will dich töten – quälen.
     Er wird es tun,– wenn du nicht fliehst.«
    Und nun gab ihr Verzweiflung den Mut, näher zu treten.
    »Du sollst aber fliehn! Du sollst nicht sterben! Du sollst gerettet sein – durch mich! Ich flehe dich an – fliehe! Du hörst
     mich nicht! Die Zeit drängt! Einst sollst du alles wissen! Nur jetzt flieh in Freiheit und Leben. Ich habe die Schlüssel der
     Kerkerpforte und der Gangtür! flieh!«
    Und nun faßte sie seinen Arm, wollte ihn emporreißen. Da klirrten seine Ketten an den Armen, an den Füßen.– Er war an den
     Steinblock festgeschlossen.–
    »Oh, was ist das?« rief sie und fiel in die Knie.
    »Stein und Eisen«, sagte er tonlos. »Laß mich. Ich gehöre dem Tode. Und hielten mich auch diese Bande nicht – ich folgte dirdoch nicht! Zurück in die Welt? Die Welt ist eine große Lüge. Alles ist Lüge.«
    »Du hast recht! sterben ist besser. Laß mich sterben mit dir. Und verzeih mir. Denn auch ich habe dir gelogen.«
    »Es mag wohl sein. Es wundert mich nicht.«
    »Aber du mußt mir noch vergeben, ehe wir sterben. Ich habe dich gehaßt – ich habe gejubelt über deinen Niedergang – ich habe
     – oh, es ist so schwer zu sagen! Ich habe die Kraft nicht, es zu gestehn. Und doch muß ich deine Verzeihung haben – und müßt’
     ich sie mir erstehlen. Vergib mir – reiche mir die Hand zum Zeichen, daß du mir verzeihst.«
    Aber Witichis war in sein Brüten zurückgesunken.
    »Oh, ich flehe dich an – verzeihe mir, was immer ich dir mag getan haben.«
    »Geh – warum soll ich dir nicht verzeihn? Du bist wie alle! nicht besser, nicht schlimmer!«
    »Nein, ich bin böser als alle. Und doch besser. Wenigstens elender. Wisse denn: ich habe dich gehaßt, ja, aber nur, weil du
     mich von dir gestoßen! Du ließest mich nicht dein Leben teilen,– verzeihe mir.– Gott, ich will ja nur mit dir sterben dürfen.–
     Reich mir einmal noch die Hand, zum Zeichen, daß du mir verzeihst.«
    Und sie streckte kniend, flehend, beide Hände zu ihm empor. Der König erhob das Haupt. Der Grundzug seines Wesens, die tiefe
     Herzensgüte, regte sich in ihm und übertönte den eignen dumpfen Schmerz.
    »Mataswintha«, sagte er, und erhob die kettenklirrende Hand, »geh, es erbarmt mich dein. Laß mich allein sterben. Was immer
     du an mir getan – geh hin   –, ich habe dir verziehn.«
    »O Witichis!« hauchte Mataswintha und wollte seine Hand ergreifen.

Neunundzwanzigstes Kapitel
    Aber heftig fühlte sie sich hinweggerissen. »Nachtbrennerin, nie soll er dir vergeben! Komm Witichis,
mein
Witichis. Folge mir! du bist frei.«
    Der König sprang auf, von dieser Stimme wie aus Betäubung geweckt.
    »Rauthgundis! Mein Weib! ja, du logst nie! Du bist getreu. Ich hab’ dich wieder.«
    Und tiefaufatmend, jauchzend aus voller Brust, breitete er die Arme aus. Sein Weib flog an seine Brust, und sie weinten beide
     süße Tränen der Liebe und der Freude. Mataswintha aber, die sich erhoben hatte, wankte gegen die Mauer. Sie strich sich langsam
     die roten, losgegangnen Haare aus der

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