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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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–«
    »Nun?«
    »Da nahm er mir die beiden Schlüssel ab: er werde sie fortan selbst verwahren.«
    »Und du gabst sie ihm?« knirschte Rauthgundis.
    »Wie konnt’ ich sie weigern! Ich wagte das Äußerste. Ich hielt sie zurück und fragte: ›O Herr, vertraust du mir nicht mehr?‹
     Da warf er mir einen seiner Blicke zu, die Leib und Seele wie ein Messer trennen können. ›Von jetzt an – nicht mehr!‹ sprach
     er und riß mir die Schlüssel aus der Hand.«
    »Und du ließest es geschehen! Doch freilich! Was ist dir Witichis?«
    »O Herrin, du tust mir weh und unrecht! Was hättest du an meiner Stelle tun können? Nichts andres!«
    »Erwürgt hätt’ ich ihn mit diesen Händen! Und nun? Was soll jetzt geschehn?«
    »Geschehn? Nichts! Nichts kann geschehen.«
    »Er muß frei werden. Hörst du, er muß!«
    »Aber Herrin! Ich weiß ja nicht wie.«
    Rauthgundis ergriff ein Beil, das an dem Herde lehnte.
    »Erbrechen wir die Türen mit Gewalt.«
    Dromon wollte ihr die Axt entwinden. »Unmöglich! Dicke Eisenplatten!«
    »So rufe den Unhold. Sage, Witichis verlange ihn zu sprechen. Und vor der Gangtür erschlag’ ich ihn mit diesem Beil.«
    »Und dann? Du rasest! Laß mich hinaus. Ich will Wachis abrufen von seiner nutzlosen Wacht.«
    »Nein, ich kann’s nicht denken, daß es heut nicht werden soll.Vielleicht kommt dieser Teufel von selbst wieder. Vielleicht«– sprach sie nachsinnend.
    »Ha«, schrie sie plötzlich, »gewiß, das ist’s. Er will ihn ermorden! Er will sich allein zu dem Wehrlosen schleichen. Aber
     weh’ ihm, wenn er kommt! Die Schwelle jener Gangtür will ich hüten wie ein Heiligtum, besser als meines Kindes Leben. Und
     weh ihm, wenn er sie beschreitet.«
    Und sie drückte sich hart an die Halbtür des Gemaches Dromons und wog das schwere Beil. Aber Rauthgundis irrte. Nicht um seinen
     Gefangnen zu töten, hatte der Präfect die Schlüssel an sich genommen. Er war mit demselben in den linken, den Südbau des Palastes
     geschritten.
    Spät am Nachmittag trat Cethegus – er kam aus dem Kerker des Königs – in das Gemach Mataswinthens. Die Ruhe des Todes und
     die Erregung des Fiebers wechselten in der seelisch Tieferkrankten so oft, so rasch, daß Aspa nur mit tränenerfüllten Augen
     noch auf ihre Herrin sah.
    »Zerstreue«, sprach Cethegus, »schönste Tochter der Germanen, die Wolken, die auf deiner weißen Stirn lagern, und höre mich
     ruhig an.«
    »Wie steht es mit dem König? Du lässest mich ohne Nachricht. Du versprachst, ihn freizugeben nach der Entscheidung. Ihn über
     die Alpen führen zu lassen. Du hältst dein Wort nicht.«
    »Ich habe das versprochen – unter zwei Bedingungen. Du kennst sie beide, und hast die deine noch nicht erfüllt. Morgen kommt
     der kaiserliche Neffe Germanus zurück von Ariminum,– dich nach Byzanz zu führen:– du gibst ihm Hoffnung, seine Braut zu werden.
     Die Ehe mit Witichis war erzwungen und nichtig.«
    »Ich sagte dir schon: nein, niemals!«
    »Das tut mir leid – um meinen Gefangnen. Denn eher nicht sieht er das Licht der Sonne, bis du mit Germanus auf dem Wege nach
     Byzanz.«
    »Niemals.«
    »Reize mich nicht, Mataswintha! Die Torheit des Mädchens, das so teuren Preis einst um einen Areskopf bezahlt, ist, denk’
     ich, überwunden. Dasselbe Geschöpf hat den Ares der Gotenja seinen Feinden verraten. Aber ehrst du noch wirklich den Mädchentraum, so rette den einst Geliebten.«
    Mataswintha schüttelte das Haupt.
    »Ich habe dich bisher als eine Freie, als Königin behandelt. Erinnere mich nicht, daß du so gut wie er in meiner Gewalt. Du
     wirst dieses edlen Prinzen Gemahlin – bald seine Witwe   –, und Justinian, Byzanz, die Welt liegt dir zu Füßen. Tochter Amalaswinthens – solltest du nicht die Herrschaft lieben?«
    »Ich liebe nur   –! Niemals!«
    »So muß ich dich zwingen!«
    Sie lachte: »Du? mich? zwingen?«
    »Ja, ich dich zwingen. (Sie liebt ihn noch immer, den sie zugrunde gerichtet!) Die zweite Bedingung nämlich ist: daß der Gefangne
     diesen leergelassnen Namen ausfüllt – es ist der Name des Schatzschlosses der Goten – und diese Erklärung unterschreibt. Er
     weigert sich mit einem Trotz, der anfängt, mich zu erbittern. Siebenmal war ich bei ihm – ich, der Sieger,– er hatte noch
     kein Wort für mich. Nur das erste Mal, da erhielt ich einen Blick – für den er allein den stolzen Kopf verlieren mußte.«
    »Nie gibt er nach.«
    »Das fragt sich doch. Auch Felsen zermürbt beharrlicher Tropfenfall.

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