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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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eben aus der Wolke tritt im Ost. Er winkt mir. Ist nicht dort –?«
    »Der Mauersturz am Turme des Aëtius.«
    »Gut! dort hinaus! Ich folge meinem Stern!« – – –
     
    Glücklich hatten inzwischen die Gatten, hindurchgelassen von Paulus, dem Sohn des Dromon, die nur halb ausgefüllte Mauerlücke
     durcheilt und in dem nahen Pinienhain der Diana Wachis, den Getreuen, und zwei Pferde gefunden. Wallada nahm die Gatten auf
     den Rücken   – Der Freigelassne ritt rasch voran, demUfer des hier sehr breiten Flusses zu. Witichis hielt Rauthgundis vor sich, hinter dem Hals des Rosses.
    »Mein Weib! mit dir hatte ich alles verloren! Leben und Lebensmut. Aber nun will ich’s noch einmal wagen um das Reich. O wie
     konnte ich dich von mir lassen, du Seele meiner Seele.«
    »Dein Arm ist wund vom Druck der Kette! So! leg ihn hier auf meinen Nacken, o du mein alles.«
    »Vorwärts, Wallada! Rasch! es gilt das Leben.«
    Da bogen sie aus dem Dickicht des Hains ins Freie. Das Ufer des Flusses war erreicht. Wachis trieb sein bäumendes Pferd in
     die dunkle Flut. Das Tier scheute und widerstrebte. Der Freigelassne sprang ab.
    »Er geht sehr tief, sehr reißend. Es ist Hochwasser seit drei Tagen. Die Furt ist nicht zu brauchen. Die Gäule müssen schwimmen,
     und stark rechts abwärts wird’s uns reißen. Und es sind Felsen im Fluß. Und das Mondlicht wechselt so oft und täuscht.«
    Und ratlos prüfte er am Ufer hin und her.
    »Horch, was war das?« fragte Rauthgundis.
    »Das war nicht der Wind in den Steineichen.«
    »Pferde sind’s«, sagte Witichis. »Sie nahen in Eile. Ja, wir sind verfolgt. Waffen klirren. Da   – Fackeln. Jetzt hinein in den Strom auf Leben und Sterben. Aber leise!«
    Und er führte sein Pferd am Zügel in die Flut. »Kein Bodengrund mehr. Die Gäule müssen schwimmen. Halte dich fest an der Mähne,
     Rauthgundis. Vorwärts, Wallada!«
    Schnaubend, zitternd, blickte das Tier in die schwarze Flut.– Die Mähne flog wirr kopfüber – die Vorderfüße vorgestreckt,
     den Hinterbug zurückgehemmt.
    »Vorwärts, Wallada!«
    Und leise rief Witichis dem treuen Roß ins Ohr:
    »Dietrich von Bern!«
    Da setzte das edle Tier in stolzem Sprung willfährig in die Flut.
    Schon jagten die verfolgenden Reiter aus dem Wald, voran Cethegus, ihm zur Seite Syphax, eine Fackel hebend.
    »Hier, im Ufersand, verschwindet die Spur, o Herr.«
    »Sie sind im Wasser! Vorwärts, ihr Hunnen!«
    Aber die Reiter zogen die Zügel an und rührten sich nicht.
    »Nun, Ellak? was zögert ihr? Sofort in die Flut!«
    »Herr, das können wir nicht. Ehe wir zur Nachtzeit in fließend Wasser reiten, müssen wir Phug, den Wassergeist, um Verzeihung
     bitten. Wir müssen erst zu ihm beten.«
    »Betet nachher, wenn ihr drüben seid, so lang ihr wollt, nun aber   –«
    Da fuhr ein stärkerer Windstoß über den Fluß und verlöschte alle Fackeln.– Hoch aufrauschte die Flut.
    »Du siehst, o Herr, Phug zürnt.«
    »Still! saht ihr nichts? Da unten, links?«
    Der Mond war aus dem jagenden Gewölk getaucht.– Er zeigte Rauthgundis helles Untergewand – den braunen Mantel hatte sie verloren.
    »Zielt rasch, dorthin.«
    »Nein, Herr! Erst ausbeten.« –
    Da war es wieder dunkel am Himmel.– Mit einem Fluch riß dem Hunnenhäuptling Cethegus Bogen und Köcher von der Schulter.
    »Nun rasch vorwärts!« rief leise Wachis, der schon fast das rechte Ufer gewonnen hatte, zurück – »ehe der Mond aus jener schmalen
     Wolke tritt.«
    »Halt, Wallada!« rief Witichis, abspringend, die Last zu erleichtern, und sich an der Mähne haltend.
    »Da ist ein Fels! Stoße dich nicht, Rauthgundis.« –
    Roß, Mann und Weib stockten einen Augenblick an dem ragenden Stein, wo in gurgelndem, tiefem Wirbel das Wasser reißend zog.
     Da ward der Mond ganz frei. Hell beleuchtete er die Fläche des Stroms und die Gruppe am Felsen.
    »Sie sind es!« rief Cethegus, der schon den gespannten Langbogen bereithielt, zielte und schoß.
    Schwirrend flog der lange, schwarzgefiederte Pfeil von der Sehne.
    »Rauthgundis!« rief Witichis entsetzt.–
    Denn sie zuckte zusammen und sank nach vorwärts auf die Mähne des Rosses: aber sie klagte nicht.–
    »Bist du getroffen?«
    »Ich glaube. Laß mich hier. Und rette dich.«
    »Niemals! Laß dich stützen.«
    »Um Gott, Herr, duckt euch! taucht! sie zielen!«
    Die Hunnen hatten jetzt ausgebetet. Sie ritten bis hart an den Strom, bis in sein Uferwasser, bogenspannend und zielend.
    »Laß mich, Witichis! Flieh, ich sterbe

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