Ein Kampf um Rom
gedient hatte – gehäuft und unbekannten Räucherstoff aus afrikanischem Harz entzündet, dessen betäubender Geruch
die andern Sklavinnen verscheuchte. Sie aber blieb die Nacht über in dem engen Totengemach. Am andern Morgen stahl sich Syphax,
gelockt durch den altvertrauten, aber gefährlichen Duft, in Erinnerung heimischer Opfergebräuche, leis heran. Er drang endlich
in das wie ein Grab schweigende Gemach.– Zu den Füßen Mataswinthens, das Haupt unter Blumen vergraben, fand er ihre Antilope
tot.
»Sie starb«, sprach er zu Cethegus, »ihrer Göttin nach. Nun hab’ ich nur noch
dich
auf Erden. –«
Nach der Bestattung des Germanus brach Belisar mit der ganzen Flotte von Ravenna auf. Aber gleich das nächste Unternehmen,
ein Versuch, Pisaurum zu überfallen, scheiterte mit blutigen Verlusten. Vielmehr ließ König Totila, nun über die geringe Truppenzahl
Belisars unterrichtet, fast unter dessen Augen, durch kühne, entsendete Streifscharen unter Wisand zu Lande, welche einige
Segel unterstützten, an eben jenem Küstenstrich Firmum wegnehmen.
Die Byzantiner Herodian und Bonus übergaben an Graf Grippa das wichtige Spoletium, nach Ablauf der Frist von dreißig Tagen,
binnen welcher sie noch Entsatz von Belisar gehoft. In Asisium befehligte Sisifrid, ein gotischer Überläufer, der in den Tagen
von Witichis’ Unstern sich Belisar angeschlossen hatte. Der Mann wußte, was ihm bevorstand, wenn er in Hildebrands Hände fiel,
der ihn in Person belagerte:– der grimme Haß hatte den Alten von der Einschließung Ravennas zu dieser Aufgabe herangelockt.
Der Gote verteidigte die Stadt hartnäckig. Aber als ihm bei einem Ausfall die Steinaxt des alten Waffenmeisters das Haupt
zerschmettert hatte, zwangen die Bürger der Stadt die thrakische Besatzung zur Ergebung.
Viele vornehme Italier, Glieder des alten Katakombenbundes, dreihundert illyrische Reiter und erlesene Leibwächter Belisars
hatten die Besatzung gebildet. Grippa führte sie gefangen dem König zu. Gleich darauf fiel Placentia, die letzte Stadt der
Aemilia, welche noch die saracenische Besatzung für den Kaiser gehalten hatte: sie ergab sich dem Grafen Markja, der das kleine
Belagerungsheer befehligte. In Bruttien aber ergab sich das feste Ruscia, der wichtige Hafenort für Thurii, dem kühnen Aligern.
Belisar verzweifelte nun daran, auf dem Landweg gegen Rom vorzudringen. Er versuchte jetzt, von der steigenden Not der Stadt
vernehmend, ohne weiteren Verzug, Rom von der Seeseite her Entsatz zu bringen und die Einschließung durch die Gotenschiffe
zu sprengen. Aber auf der Höhe von Hydrunt, bei Umseglung der Südspitze Calabriens, zerstreute ein furchtbarerSturm seine Schiffe: er selbst wurde mit einigen Triremen tief südlich, bis nach Sicilien, verschlagen. Und der größte Teil
seiner Segel, welcher in der Bucht bei Croton Zuflucht gesucht, wurde hier von einem gotischen Geschwader, das der König von
Rom entgegengeschickt und bei Squillacium in Hinterhalt gelegt hatte, überfallen und genommen:– eine sehr bedeutende Verstärkung
der gotischen Seemacht, welche, wie wir sehen werden, dadurch in den Stand gesetzt wurde, bald die Byzantiner in ihren Inseln
und Küstenstädten angreifend aufzusuchen.
Seit diesem Schlag war die von Anfang zu geringe Streitkraft Belisars völlig ohnmächtig. Alle Feldherrnkunst und Kühnheit
vermochte nicht, die fehlenden Schiffe, Krieger, Rosse zu ersetzen. Die Hoffnung, daß sich Italien, wie bei dem ersten Feldzug,
dem Feldherrn des Kaisers zuwenden werde, schlug völlig fehl. So mißlang das Unternehmen vollständig, wie uns Prokop in schonungslosen
Worten überliefert hat. Auf die Bitten um Verstärkung antwortete der Kaiser gar nicht. Auf die dann dringend wiederholte Bitte
Antoninens um Erlaubnis zur Rückkehr erwiderte die Kaiserin nur mit dem höhnischen Bescheid: man wage nicht, zum zweiten Mal
durch Abberufung den Helden in dem Laufe seiner Siege zu unterbrechen. So verbrachte Belisar bei Sicilien eine qualvolle Zeit
der Tat- und Ratlosigkeit.
Achtes Kapitel
Inzwischen aber stieg in dem belagerten Rom die Not und die Erschöpfung der Bürger auf den höchsten Grad. Der Hunger lichtete
die ohnehin so dünne Besatzung der weiten Wälle.
Umsonst tat der Präfect sein Äußerstes. Umsonst griff er zu allen Mitteln, bald der Überredung, bald der Gewalt. Umsonst verschwendete
er sein Gold, neue Lebensmittel in die Stadt zu schaffen. Denn bis auf
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