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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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besuchen und die Unvergessene an dem rohen Barbarenvolk zu rächen. Denn Cethegus hatte ihm als Erklärung des tragischen
     Ausgangs der Unvergleichlichen angegeben: die erzwungene Ehe mit Witichis habe ihren Geist zerrüttet.
    Belisar aber fand es unerträglich, durch Totilas Erfolge all seine eigenen Siege in Frage gestellt zu sehen. Denn, war ein
     Volk wirklich überwunden,– so fragten seine Neider am Hofe,– welches binnen eines Jahres sich so glänzend wiedererhoben hatte?
     Er hatte sein Wort gegeben, die Goten vernichten zu können – das wollte er einlösen. So machten Germanus und Belisar dem Kaiser
     den Vorschlag, Italien auf ihre Kosten für ihn erobern zu wollen. Der Prinz bot sein ganzes Vermögenzur Ausrüstung einer Flotte, Belisar alle seine neuverstärkten Leibwächter und Lanzenträger.
    »Das ist ein Vorschlag nach dem Herzen Justinians!« rief Prokop, als Belisar ihm davon sprach.
    »Keinen Solidus aus seiner Tasche und vielleicht eine Provinz nebst Lorbeeren für die Erde und gottgefälliger Ketzervertilgung
     für Theodora und den Himmel, ohne Auslagen! Sei gewiß: er nimmt es an und gibt euch seinen väterlichen Segen mit. Sonst aber
     nichts. Ich weiß es: du bist so wenig zu halten wie Balion, dein Scheck, wenn die Trompete bläst. Ich aber werde nicht zusehen,
     wie du kläglich erliegst.«
    »Erliegen? Weshalb, du Rabe des Unheils?«
    »Diesmal hast du die Goten und Italien gegen dich. Du hast jene aber nicht vernichtet, da du Italien für dich hattest.«
    Aber Belisar schalt seine Feigheit und ging alsbald mit Germanus in See. Der Kaiser gab ihnen wirklich nichts mit als seinen
     Segen und den großen Zeh des heiligen Mazaspes.–
    Hochaufatmeten die Byzantiner in Italien bei der Nachricht, daß eine kaiserliche Flotte bei Salona in Dalmatien gelandet sei.
     Und selbst Cethegus, zu welchem Kundschafter die Botschaft getragen, seufzte: »Besser Belisar in Rom als Totila.«
    Auch der Gotenkönig war schwer besorgt. Er mußte vor allem die Stärke von Belisars Heer zu erkunden suchen, um danach seine
     Beschlüsse einzurichten,– etwa gar die Einschließung Roms aufzugeben, um dem mächtigen Entsatzheer entgegenzuziehen. Von Salona
     segelte Belisar nach Pola, wo er Schiffe und Mannschaft musterte.
    Dort kamen zu ihm zwei Männer, welche sich als herulische Söldner zu erkennen gaben, also gotisch, aber auch sehr gut lateinisch
     sprachen, und erklärten: sie seien Boten von Bonus, dem einen Befehlshaber von Spoletium. Glücklich hätten sie sich durch
     die gotischen Linien geschlichen: und sie drängten den Feldherrn zu raschem Entsatz. Sie baten um genaue Auskunft über seine
     Stärke, die Zahl seiner Segel, Reiter und Fußtruppen, um durch genaue Nachrichten den sinkenden Mut der Belagerten zu heben.
    »Ja, meine Freunde«, sprach Belisar, »ihr müßt schon einigeshinzufügen in eurem Bericht. Denn die Wahrheit ist, daß mich der Kaiser ganz auf die eigene Kraft angewiesen hat.« Einen Tag
     lang zeigte Belisar den beiden Boten Flotte, Lager und Heer. In der Nacht darauf waren sie verschwunden. Es waren Thorismuth
     und Aligern gewesen, welche König Totila, der sie ausgesendet hatte, getreulich die gewünschte Auskunft hinterbrachten. Das
     war übel von Anfang an. Und auch der ganze Verlauf des Feldzuges entsprach nicht dem Ruhm des tapfern Feldherrn. Zwar gelang
     es, in die Hafenstadt von Ravenna einzulaufen und diese Stadt mit neuen Vorräten zu versehen.
    Aber noch am Tage der Ankunft brach, in einem Anfall seines alten Leidens, Prinz Germanus an dem Sarkophage Mataswinthens
     zusammen. In den Gruftgewölben des Palastes, neben ihres jugendlichen Bruders, neben König Athalarichs Leiche, hatte man sie
     beigesetzt. Germanus starb: und er ward nach seinem letzten Wunsche bestattet an der schönen, nie erreichten Geliebten Seite.
     Aber in einer kleinen unscheinbaren Nische der Gruft ruhte noch ein Herz, das treu für die Königin Schönhaar geschlagen. Aspa,
     die Numiderin, hatte die geliebte Herrin nicht überlebt.
    »In meiner Heimat«, hatte sie gesagt, »springen die Dienerinnen der Sonnengöttin oft freiwillig in den Scheiterhaufen, drin
     die Gottheit versinkt. Auch Aspas Sonnengöttin, die schöne, schimmernde, gütevolle ist versunken. Aspa lebt nicht verlassen
     und in kaltem Dunkel fort. Aspa folgt ihrer Sonne nach.«
    Hügelhoch hatte sie stark duftende Blumen in der Gebieterin Totengemach – höher noch, als da derselbe kleine Raum zu ihrem
     Brautgemach

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