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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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sind neun hungertot oder hungerkrank.«
    »Das gleiche fast meldet Marcus Licinius von der Porta Tiburtina«, fügte Julianus bei.
    »Wer soll wehren der überallher drohenden Gefahr?«
    »Ich! Und der Mut der Römer. Geh! laß durch Herolde alle Bürger und alles, was noch in den Häusern ist, berufen auf das Forum
     Romanum.«
    »Herr, es sind nur noch Weiber, Kinder und Kranke   –«
    »Gehorche, Tribun!«
    Und finstern Blickes stieg der Präfect vom Wall, schwang sich auf Pluto, sein edles, schwarzes, spanisches Roß, und zog langsam,
     von einer Schar berittner Isaurier gefolgt, überall die Wachsamkeit der Posten, die Zahl der Truppen prüfend, auf den weitesten
     Wegen durch einen großen Teil der Stadt: zugleich dadurch den Herolden und den Bürgern Zeit verstattend, zu rufen und zu folgen.
     So ritt er auf langem Wege das rechte Tiberufer aufwärts. Aus den Häusern schlich nur spärlich zerlumptes Volk, die Reiter
     anstarrend in dumpfer Verzweiflung. An der Brücke des Cestius erst wurden die Haufen dichter. Cethegus hielt sein Pferd an,
     die dort aufgestellten Wachen zu mustern. Da eilte plötzlich aus der Tür eines niedrigen Hauses ein Weib, mit fliegenden Haaren,
     ein Kind auf dem Arm. Ein älteres zerrte an den Lumpen ihres Gewandes.
    »Brot? Brot?« schrie sie.
    »Ja, werden Steine zu Brot durch Tränen? O nein! Sie bleiben hart! Hart wie – ha, hart wie jener da! Seht Kinder: das ist
     der Präfect von Rom. Der dort, auf dem schwarzen Roß, mit dem purpurnen Helmbusch, mit dem furchtbaren Blick! Aber ich fürchte
     ihn nicht mehr. Seht Kinder: der hat euren Vater auf die Wälle gezwungen, Tag und Nacht, bis er umfiel, tot. Fluch dir, Präfect
     von Rom!« Und sie ballte die Fäuste gegen den unbeweglich haltenden Reiter.
    »Brot, Mutter! Gib uns zu essen!« heulten die beiden Kinder. »Zu essen hab’ ich nicht für euch, aber zu trinken vollauf! Hier!«
     schrie das Weib, umklammerte das ältere Kind mit der Rechten, drückte das kleinere mit der Linken fester an die Brustund schwang sich mit beiden Kindern über das Geländer in die Flut. Ein Schrei des Entsetzens, gefolgt von Flüchen, lief durch
     die Menge.
    »Sie war wahnsinnig!« sprach der Präfect mit lauter Stimme und ritt weiter.
    »Nein, sie war die klügste von uns allen!« antwortete eine Stimme aus der Menge.
    »Schweigt! Ihr Legionäre, laßt die Tuba schmettern! Vorwärts! auf das Forum!« befahl Cethegus, und sausend sprengte die Reiterschar
     davon.
    Und über die fabricische Brücke, durch das carmentalische Tor, gelangte der Präfect an den Fuß des capitolinischen Hügels
     auf das Forum Romanum. Leer sah der weite Raum aus: nicht gefüllt durch die paar tausend Menschen, welche in elenden Kleidern
     auf den Stufen der Tempel und Hallen kauerten oder sich mühsam an Speeren und Stäben aufrecht hielten.
    »Was will der Präfect?«
    »Was kann er noch wollen?«
    »Wir haben nichts mehr als unser Leben.«
    »Grade das will er   –«
    »Wißt ihr schon? vorgestern hat sich auch Centumcellä an der Küste den Goten ergeben.«
    »Ja, die Bürger haben die Isaurier des Präfecten überwältigt und die Tore geöffnet.«
    »Oh, könnten wir’s nachtun.«
    »Bald müssen wir’s tun, sonst ist es zu spät.«
    »Mein Bruder fiel gestern tot um, die gekochten Brennesseln noch im Munde: er konnte sie nicht mehr verschlingen.«
    »Auf dem Forum Boarium ward gestern eine Maus in Gold aufgewogen.«
    »Ich bezog heimlich eine Woche gebratnes Fleisch von einem Metzger – roh wollte er’s nicht liefern   –«
    »Sei froh! Sie stürmen ja das Haus, wo sie Bratendunst riechen   –«
    »Aber vorgestern ward er zerrissen vom Volk auf der Straße. Er hatte bettelnde Kinder in sein Haus gelockt – ihr Fleisch hatte
     er uns verkauft.«
    »Der Gotenkönig aber, wißt ihr, wie der mit seinen Kriegsgefangnen umgeht?«
    »Wie ein Vater mit seinen hilflosen Kindern.«
    »Die meisten treten sofort in seine Dienste.«
    »Ja, aber die, welche es nicht wollen, versieht er mit Reisegeld   –«
    »Ja, und mit Kleidern und Schuhen und Lebensmitteln.«
    »Die Wunden und Kranken werden gepflegt.«
    »Und er läßt sie durch Wegkundige bis an die Küstenstädte geleiten.«
    »Auch die Überfahrt ins Ostreich auf Kauffahrerschiffen hat er ihnen schon bezahlt.«
    »Seht, da steigt der Präfect von dem schwarzen Roß.«
    »Wie Pluto sieht er aus.«
    »Nicht Princeps Senatus mehr, Princeps Inferorum.«
    »Seht – seinen Blick!«
    »Kalt: und doch wie

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