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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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schärfer, schonungsloser noch schien er geworden.
    »Du kennst«, hob er an, »den Lauf der Dinge bis zum Fall von Rom. Ich sah in jener Nacht fallen die Stadt, das Capitol, mein
     Haus, meinen Cäsar. Der krachende Sturz dieses Bildes schmerzte brennender als die Pfeile der Goten und selbst der Römer.
     Die Sinne schwanden mir vor Schmerz und Zorn, als ich den Mörder meines Cäsar strafen wollte. Ich brach in der Bibliothek
     an der Statue des Zeus zusammen. Ich erwachte wieder durch den kühlen Hauch der Nachtluft und des Tiberstroms,– – der schon
     einmal, vor zwanzig Jahren, den Todwunden neu belebt.«
    Eine finstre Wolke zog über die mächtige Stirn.
    »Davon ein andermal vielleicht – vielleicht auch nie«, sprach er, eine Frage seines Wirtes abschneidend. »Diesmal hatten mich
     gerettet Lucius Licinius – sein Bruder ist für Rom und mich gefallen – und der treue Maure, der wie durch ein Wunder dem schwarzen
     Wüterich Teja entgangen war. Zur Vordertüre von diesem hinausgeschleudert – in seiner Gier, den Herrn zu erreichen, nahm sich
     der Barbar nicht die Zeit, den Diener zu morden – eilte er an die Hintertüre. Dort traf er auf Lucius Licinius, welcher, von
     mir getrennt durch die Volkshaufen, erst jetzt mein Haus von der Seitengasse her erreichte. Beide eilten nun durch die geöffneten
     Türen auf der Spur meines Blutes bis in den Zeussaal mir nach. Dort fanden sie mich bewußtlos: und hatten gerade noch Zeit,
     mich in meinem Mantel wie eineleblose Ware zum Fenster hinaus in den Hof hinabzulassen.– Syphax war zuerst hinabgesprungen und fing mich im Herabgleiten
     auf aus den Händen des Tribuns. Dieser sprang nach, und nun trugen sie mich in meinem Mantel rasch aus der Hintertür des brennenden
     Hauses hinab an den Fluß.
    Dort war es nun ziemlich leer. Denn alle Goten und die gotenfreundlichen Römer waren dem König auf das Capitol gefolgt, dort
     den Brand zu löschen. Er hatte ausdrücklich befohlen – ich hoffe zu seinem blutigen Verderben! – alle Nichtkämpfenden zu verschonen
     und nicht zu behelligen. So ließ man denn auch meine beiden Träger überall durch mit ihrer Last. Man glaubte, sie trügen einen
     Toten. Und sie glaubten es selbst eine Zeitlang. Im Fluß fanden sie einen leeren Fischerkahn voller Netze. Sie legten mich
     hinein – Syphax warf meinen blutigen Mantel mit dem purpurnen Abzeichen des Princeps Senatus auf das Ufer, die Feinde zu täuschen
     – bedeckten mich mit Segeltüchern und Netzen und ruderten den Fluß hinab, durch die noch immer brennenden Nachen hindurch.
     Hinter diesen erwachte ich: Syphax wusch mir die Stirn mit Tiberwasser. Mein erster Blick fiel auf das brennende Capitol.
     Sie sagen, mein erster Ruf war: ›Umkehren! das Capitol!‹ Und mit Gewalt mußten sie den Fieberwirren halten. Mein erster klarer
     Gedanke natürlich war: ›Wiederkehr! Wiedervergelten! Wiedergewinnung Roms!‹
    Im Hafen Portus trafen wir ein italisches Getreideschiff. Darauf waren sieben Ruderer. Meine Retter hielten an dem Schiff,
     sich Brot und Wein zu erbitten. Denn beide waren auch verwundet. Da erkannten mich die Ruderer. Einer wollte mich gefangen
     den Goten ausliefern, hoher Belohnung gewiß   ... Aber die andern sechs waren alte Schanzarbeiter von mir an dem Grabmal Hadrians: ich hatte sie jahrelang genährt. Sie
     erschlugen den siebenten, der laut die Goten heranrief, und sie versprachen Lucius, mich zu retten, wenn sie irgend vermöchten.
     In hohen Getreidehaufen bargen sie mich vor den gotischen Wachtschiffen, welche die Ausfahrt des Hafens hüteten. Lucius und
     Syphax ruderten mit in Schiffertracht. So entkamen wir. Aber am Bord dieses Schiffes war ich dem Tode nahdurch meine Wunden. Nur des Mauren Pflege und die Seeluft hat mich gerettet. Tagelang, sagen sie, sprach ich nur die Worte:
     ›Rom, Capitol, Cäsar.‹
    Gelandet auf Sicilien bei Panormos im Schutz der Byzantiner, genas ich rasch: mein alter Freund Cyprianus, der mich einst
     zu Ravenna in den Palast Theoderichs eingelassen, da ich Präfect von Rom werden sollte, empfing mich dort als Hafenarchon.
     Kaum genesen, ging ich von Sicilien nach Kleinasien oder, wie ihr sagt, Asiana, auf meine Güter – du weißt, ich hatte herrliche
     Latifundien bei Sardes, Philadelphia und Tralles.« –
    »Du hast sie nicht mehr,– die säulenreichen Villen?«
    »Ich verkaufte sie alle. Denn ich mußte doch sofort aufs neue Söldner werben, Rom und Italien zu befrein.«
    »Tenax propositi!« rief

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