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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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staunend Prokopius. »Du hast die Hoffnung noch nicht aufgegeben?«
    »Kann ich mich selbst aufgeben? Mit dem Erlös – er war nicht klein: die Villen an der Küste bei Ephesos und Jassos ließ Furius
     Ahalla kaufen – ging ich zu meinen alten Gastfreunden im Lande der Isaurier, Armenier und Abasgen. Einen Isaurerfürsten mußte
     ich totschlagen, weil er nachts mein Zelt überfiel und mein Gold ohne andere Gegenleistung als einen Dolchstoß gewinnen wollte.
     Darauf warb ich der Söldner eine gute Zahl. Aber freilich: Narses hat sie teuer gemacht, er verwöhnt sie und verdirbt das
     Geschäft. Sie sterben nicht mehr so billig wie früher. Er hat viele tapfre Häuptlinge für sich gewonnen. Ich mußte mich noch
     nach andern Völkern umtun. Nun sitzt da unten in Pannonien ein nicht gar volkreicher, aber sehr wilder und tapfrer Germanenstamm,
     den ich durch deine Schilderungen, o Vortrefflicher, erst recht entdeckt – durch seine blutigen Kriege mit den Gepiden bekannt.«
    »Ah«, rief Prokop, »die wilden Langobarden! Gott gnade deinem Italien, wenn
die
je einen Fuß hineinsetzten. Der Langobarde ist wie der Wolf im Vergleich mit dem Schäferhund, dem Goten, gegen das goldvliesige
     Schaf Italien.«
    »Rom soll aber selber wieder die alte Wölfin werden. Ich würde sie schon wieder hinausschaffen aus meinem Vaterland, die Barbaren
     des Alboin! Zu diesen Langbärten – denndas soll des Namens Sinn sein – hab’ ich Licinius auf Werbung geschickt. Mich freut es ganz besonders«, schloß er grimmig,
     »Germanen durch Germanen zu verderben. Rom gewinnt bei jeder Wunde, die sich Langobarde und Gote hauen.«
    »Du hast die Weisheit des Tiberius aus deinem Tacitus gelernt. Aber laß den Tacitus stehn – er ist zu herbe. Hier ist ein
     ausgezeichnetes Getränk: Ammianus Marcellinus! Wirklich ein geistreicher Gesell!«
    »Wie wird man dereinst ›Prokopius‹ beim Trinken beurteilen?«
    »Bauwerke«, sagte dieser, »›muffig‹.«
    »Perser- und Vandalenkrieg: ›goldklar‹«, sprach Cethegus.
    »Gotenkrieg – ›zu sauer‹«, meinte deren Verfasser, den Mund verziehend.
    »Aber Geheimgeschichte«, lächelte Cethegus, »›prickelnd:– am Schluß der Mahlzeit nur tropfenweis zu schlürfen‹.«
    »Bah, ein Brechmittel«, sagte Prokop, sich schüttelnd.
    »Ich selbst aber«, fuhr Cethegus fort, »eilte hierher in die Höhle eures – soll ich sagen: Löwen?«
    »Das wäre zuviel gesagt«, meinte Prokop: »selbst in den Bauwerken soll keine solche Lüge stehn.«
    »Nun also: eures Fuchses oder Hamsters. Denn ich bin nicht so kühn wie der große Belisarius, mir einzubilden, mit Söldnerhaufen
     allein die Goten zu besiegen. Diese Barbaren haben das unverschämte Glück, ein Volk zu sein. Ihr König ist ihres Volkstums
     lebendiges Symbol. Es ist aber sehr schwer,
ein Volk
zu besiegen. Auch ein so plumpes, törichtes, dumpfes Volk wie diese Barbaren.«
    »Namentlich«, sprach Prokop beipflichtend, »ein Volk besiegen – ohne ein Volk.«
    »Aber Byzanz ist, wenn kein Volk, ein Staat. Dieser Staat ohne Volk kann das Volk ohne Staat vernichten. Denn das ist ja kein
     Staat, was diese Goten ihr ›Reich‹ nennen. Es ist nur die seßhaft gewordene Horde. Haben sie nicht unter jenem Witichis drei
     Heere in Waffen gegeneinander gehabt! Solcher Torheit, Unreife, Barbarei ist auch das Byzanz deiner Geheimgeschichte noch
     überlegen. Kaiser Justinian hat ja sein Wort verpfändet,Italien zu befreien. Wohlan, er soll gemahnt werden, es zu lösen. Ich will ihn mahnen, so lange, bis er’s tut.«
    »Da wirst du lang noch mahnen müssen.«
    »So scheint’s. Religion, Ruhm, Gold, nichts scheint ihn mehr zu rühren. Laß sehn, ob nicht die Furcht ihn rührt.«
    »Die Furcht? Vor wem?«
    »Vor Cethegus – und vor dem – Unbekannten. Ungenanntes Grauen ist stets das stärkste.– Natürlich hoffte ich lebhaft auf die
     Kaiserin. Wir kannten uns in der Jugendzeit.– Und wir wußten unsre Vorzüge zu schätzen schon damals.– Sie war das schönste
     Weib, das ich – bis damals – gesehn. Und ich – nun: ich   –«
    »War Cethegus«, sagte Prokop.
    »Aber bei aller alten Neigung, die sie nicht verleugnete, als ich nun wieder vor sie trat: die Kaiserin war nicht für meinen
     Krieg. Ich verstehe sie darin nicht recht. Sie hält es plötzlich für christlicher, Kirchen zu bauen, als Städte zu verbrennen.
     Woher diese Wandlung? Sie ist doch noch zu jung für die allgemeine Wanderung ihresgleichen von – nun, sagen wir:

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