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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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mehr,
     der schreiben kann. Es geht nun etwas langsamer mit dem Schreiben und müheschwerer. Und das ist gut. Man überlegt dann länger
     bei jedem Wort, ob es der Mühe lohnt, und ob es zu rechtfertigen ist, es niederzuschreiben.«
    »Ich habe mit wahrem Genuß«, sagte der Gast, »deinen ›Vandalenkrieg‹, ›Perserkrieg‹ und, soweit er vollendet ist, den ›Gotenkrieg‹
     gelesen. Es war bei meiner langwierigen Heilung mein Lieblingsbuch. Aber mich wundert, daß du nicht zu unsrem Freunde Petros,
     zu den ultziagirischen Hunnen und den Bergwerken von Cherson, geschickt wurdest. Wenn Justinian die Urkundenfälschung so schwer
     bestraft,– wie schwer muß er erst die Wahrhaftigkeit in Geschichtsurkunden strafen! Und du hast seinen Wankelmut, seinen Geiz,
     seine Fehlgriffe in Wahl der Feldherrn und Beamten so schonungslos gegeißelt – mich wundert, daß du noch ungestraft bist.«
    »O ich bin nicht ungestraft«, sprach grimmig der Historiker. »Er ließ mir den Kopf: aber er wollte mir die Ehre nehmen. Und
     noch mehr sie, diese schöne Teufelin. Denn ich hatte angedeutet, daß Justinian ganz in ihrem Gängelbande geht. Und gleich
     leidenschaftlich will sie diese Herrschaft fortsetzen und – verbergen. So ließ sie mich kommen, als meine Bücher erschienen
     waren. Als ich eintrat und diese Blätter auf ihrem Schoße liegen sah, dachte ich: Adrastaransalanes nahm die Hand, die es
     geschrieben, dies Weib nimmt den Kopf, der es gedacht. Aber sie begnügte sich, mir von der Kline her den kleinen goldnen Schuh
     zum Kusse darzureichen, lächelte sehr schön und sprach: ›Du schreibst griechisch wie kein andrer, Prokopius, in unsrer Zeit.
     So schön und so wahr! Man hat mir geraten, dich zu den stummen Fischen im Bosporus zu versenken. Aber der Mann, der am besten
     die Wahrheit sagte, wo sie uns bitter klang, wird auch die Wahrheit sagen, wo sie uns lieblich klingt.
    Der beste Tadler Justinians wird sein bester Lobredner werden. Deine Strafe für dein Buch über Justinians Kriegswerke sei
     – ein Buch über Justinians Friedenswerke. Du schreibst im kaiserlichen Auftrag ein Buch über des Kaisers Bauwerke.Du kannst nicht leugnen, daß er darin Großartiges geleistet hat. Wärest du ein besserer Jurist, als dich dein Lagerleben bei
     dem großen Belisar hat leider! werden lassen,– du müßtest sein großartigstes Mosaikbauwerk, seine Pandekten, schildern. Aber
     dazu reicht deine Rechtsbildung nicht aus, tapfrer Schildknappe Belisars. (Und sie hatte recht, der schöne Dämon!) Du wirst
     also die Bauwerke Justinians schreiben, du selbst ein lebend Denkmal seiner Großmut. Denn du wirst gestehn: für viel gelindre
     Dinge hat unter früheren Kaisern mancher Schriftsteller Augen, Nase und anderes verloren, was nicht angenehm zu entbehren
     ist. Solche Dinge hat sich noch kein Imperator sagen lassen und den Freimut obendrein durch neue Aufträge belohnt. Sollten
     dir aber freilich die ‚Bauwerke Justinians‘
nicht
gefallen, so würdest du diese Geschmacklosigkeit nicht lange überleben, besorge ich:– die Götter würden solchen Undank durch
     raschen Tod bestrafen. Sieh, diese Belohnung habe ich dir ausgewirkt,– Justinian wollte dich nur zum Senator ernennen – damit
     du doch recht behältst mit deiner Behauptung von Theodoras verderblichem und allbeherrschendem Einfluß.‹ Und nochmals ein
     Kuß ihres Fußes, wobei sie mir, mutwillig schäkernd, den kleinen, goldnen Schuh auf den Mund schlug.– Ich hatte vor der Audienz
     mein Testament gemacht.– Nun siehst du also, wie dieser Dämon in Weibergestalt sich an mir rächt! Man kann ja wirklich die
     Bauten Justinians nicht schelten: man kann sie nur verschweigen oder – loben.
    Schweige ich, kostet’s mein Leben. Rede ich und lobe ich nicht, kostet’s mein Leben und meine Wahrhaftigkeit. Ich muß also
     loben oder sterben. Und so schwach bin ich«, seufzte der Hausherr, »daß ich lieber lobe und lebe.«
    »Soviel Thukydides und Tacitus genossen,– trocken und flüssig« – sprach der Gast und schenkte beider Becher voll – »und doch
     kein Thukydides oder Tacitus geworden.«
    »Ich ließe mir lieber die linke Hand auch noch abhauen von meinem langnamigen Freund, als diese Bauwerke damit zu schreiben!«
    »Behalte die Hand! Und schreibe mit derselben, nach der offnenLobschrift der Bauwerke:– eine Geheimschrift der Schandwerke Justinians und Theodoras.«
    Prokopius sprang auf.
    »Das ist teuflisch! aber groß! Der Rat ist deiner

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