Ein Kampf um Rom
Capitol!«
Rauschender Beifall folgte seinem Lied, indes ein römischer Knabe und ein gotisches Mädchen, vor dem Brautpaare kniend, je
einen Kranz von Rosen, Oliven, Lorbeern und Eichenblättern überreichten.
»Auch
unsere
Sänger, Valeria«, lächelte Totila, »sind nicht ganz ohne Wohllaut. Und nicht ohne Kraft und Treue. Mein Leben dank’ ich dem
Sänger da.« Und er legte die Hand auf Adalgoths Haupt. – »Gar unsanft schlug er deinem Landsmann Piso, seinem Kollegen in
Apollo, auf die geschickt skandierenden Finger: – zur Strafe, daß er an meine Valeria mit diesen Fingern wohl manchen Vers
geschrieben und in derselben Hand nun das tödliche Eisen gegen mich schwang.«
»Nur Eins hätt’ ich noch lieber gehört, mein Adalgoth«, sagte Teja leise zu diesem, »als dein Jubellied.«
»Was, mein Schwert- und Harfengraf?«
»Den Todesschrei des Präfecten, den du leider nur im Gesang in die Hölle geschickt hast.«
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Aber Adalgoth ward von einer Menge von gotischen Kriegern die Treppe hinabgerufen und lange nicht wieder freigegeben: denn
seinen gotischen Hörern, welche die Siege Totilas mit erfochten, gefiel sein Lied viel besser als es vielleicht dir, liebe
Leserin, gefällt. Herzog Guntharis umarmte und küßte ihn und sprach, indem er ihn zur Seite führte:
»Mein junger Held! Das ist eine Ähnlichkeit! Sooft ich dich sehe, ist mein erster Ausruf: Alarich.«
»Ei, das ist mein Schlachtruf«, sagte Adalgoth, und im Gespräch verschwanden sie unter der Menge.
Sechzehntes Kapitel
Gleichzeitig blickte der König nach der Säulenhalle der Villa zurück, da plötzlich das Spiel der dort aufgestellten Flötenbläser
abbrach. Er erkannte den Grund wohl: und er selbst sprang, mit einem Ruf des Staunens, von seinem Sitz. Denn zwischen den
beiden kranzumwundnen Mittelsäulen des Eingangs stand eine Gestalt, die nicht irdisch schien. Ein wunderholdes Mädchen in
ganz weißem Gewand, einen Stab in der Hand und einen Kranz von weißen Sternblumen um das Haupt.
»Ah, was ist das? Lebt dies reizvolle Bild?« frug erstaunt der König.
Und alle Gäste, alle die Frauen und Männer umher, folgten dem Blick seines Auges, der Bewegung seiner Hand mit Staunen. Denn
was an der schmalen Öffnung die Blumengewinde übriggelassen, war ausgefüllt von einer lieblichen Gestalt, deren gleichen sie
nie geschaut.
Das Kind oder Mädchen hatte das glänzendweiße Linnenkleid auf der linken Schulter mit einer Saphirspange geheftet: den breiten,
goldnen Gürtel schmückte ein großer Kreis von Saphiren: wie zwei weiße Flügel fielen die langen weißen Zipfelärmel von ihren
Schultern: Efeuranken umwoben die ganze Gestalt: die Rechte hielt, auf der Brust ruhend, den blumenumwundenen, gekrümmten
Hirtenstab: die Linke hielt einen wundervollen Kranz von Waldblumen und ruhte auf demmächtigen Haupt eines großen, braunzottigen Hundes, der um den Hals auch einen Blumenkranz trug. Ohne Furcht, sinnig, forschend
fiel ihr Blick über die glänzende Versammlung.
Staunend harrten eine Weile die Gäste, regungslos stand das Mädchen. Da stand der König auf von seinem Thron, schritt auf
sie zu und sprach:
»Willkommen in der Goten Königssaal, bist du ein irdisch Wesen«, lächelte er. »Bist du aber,– was ich fast lieber glauben
möchte – der Lichtelben wundervolle Königin – nun, so sei uns auch willkommen: dann muß dir ein Thron hoch über des Königs
Sitz gerüstet werden.«
Und anmutig begrüßend lud er sie, mit beiden Armen winkend, näher. Sie aber trat nun, schwebenden Schrittes, über die Schwelle
der Säulenhalle auf die Terrasse, errötete und sprach:
»Wie sprichst du doch liebliche Torheit, Herr König. Ich bin keine Königin. Ich bin ja Gotho, die Hirtin. Du aber bist – ich
seh’s mehr an deiner lichten Stirn als an dem Goldreif – du bist Totila, der Gotenkönig, den sie den Freudenkönig nennen.
Da hast du Blumen, du und deine schöne Braut – ich hörte: eurer Verlobung gilt dies Fest – Gotho hat nichts andres zu spenden: ich pflückte und wand sie, wie ich des Weges durch die letzten Haine kam. Und nun, König,
der Waisen Schirmherr und des Rechtes Schutz, nun höre mich und hilf mit deinem Schutz.«
Der König nahm wieder neben Valeria Platz: das Mädchen stand zwischen beiden: die Braut faßte ihre Hand: der König legte ihr
die Hand aufs Haupt und sprach:
»Bei deinem eignen wundersamen Haupte schwör’ ich dir Schutz und Recht. Wer bist du?
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