Ein Kampf um Rom
zum Schutz gegen die Sonne,
geöffnet aber gegen den kühlenden Wind vom Flusse her: nach rückwärts verlief die Terrasse in das säulengetragne Vestibulum
der Villa.
Das Königszelt, die Treppe, das Vestibulum, die ganze Villa waren aber umschlungen von zahllosen Gewinden des immergrünen
Laubes, welches im Winter und Sommer den Garten Italias schmückt. Von der Spitze des Königszeltes wallte stolzdurch die römischen Lüfte das neue, prachtvolle Banner Totilas, welches Valeria und ihre Genossinnen zu Taginä kunstvoll mit
Gold und Silber in hellblaue Seide gestickt: den goldnen Schwan zeigend, welcher gegen den blauen, von silbernen Sternen besäten
Himmel mit ausgespannten Schwingen auffliegt. Höher noch ragte zur Rechten das alte, ruhmvolle Amalungenbanner Dietrichs von
Bern, mit dem steigenden goldnen Löwen. Niedriger, zur Linken, eine Trophäe: das Banner Belisars, das Totila vor dem tiburtinischen
Tore erbeutet hatte: es war als Siegeszeichen mit gesenkter Spitze aufgesteckt.
Fünfzehntes Kapitel
Es war der Tag der Juni-Kalenden, auf welchen das Siegesfest angesetzt war. Die Bevölkerung Roms wogte von den frühesten Morgenstunden
an durch die geschmückten Straßen und Plätze der Stadt gegen den aventinischen Hügel und den Fluß, welcher von zahllosen Gondeln
belebt war: rings um die Villa hin waren Zelte, Laubhütten, Tische aufgeschlagen, an welchen das Volk von Rom gespeist wurde.
Nachdem Cassiodorius in der Sanct-Peters-Kirche unter den Gebeten eines arianischen und eines katholischen Priesters – der
letztere war Julius – die Tochter seines alten Freundes dem König verlobt und sie die Ringe getauscht hatten, schritt das
Paar in glänzendem, feierlichem Aufzug über den Janiculus gegen das rechte Tiberufer, überschritt den Fluß auf der festlich
geschmückten, von Laubbogen überwölbten Brücke des Theodosius und Valentinian und erreichte dann, dem Laufe des Stromes folgend,
unterhalb des Emporiums die Festhalle der Villa. Hier, im Angesicht des versammelten Volksheeres, unter dem an seinem Speer
aufgehängten Goldschild des Königs, trat die Römerin in den linken Schuh des gotischen Bräutigams, und er legte die gepanzerte
Rechte auf ihr dunkles, von durchsichtigem Schleier bedecktes Haar.
So war die Verlobung nach kirchlichem, nach römischem und nach germanischem Brauch geschlossen. Nun nahm dasBrautpaar an dem Mitteltisch der Terrasse Platz, Valeria von edeln Römerinnen und Gotinnen, Totila von Herzögen und Grafen
seines Heeres umgeben: abwechselnd spielten und sangen griechische und römische Flötenspieler: und römische Tänze wechselten
mit dem Schwertersprung gotischer Jünglinge, indessen auf dem Fluß, an beiden Ufern desselben und rings um die Villa her die
römischen und gotischen Gäste des Königs gemeinsam schmausten, tranken und den milden Herrn und seine schöne Braut um die
Wette feierten. Ernst sinnend blickte Valeria in die Ferne: sie öffnete leise die Lippen.
»Welchen Namen nanntest du?« fragte sie der König, ihr seinen Becher zum Vortrinken reichend.
Sie tat Bescheid und sprach, die goldne Schale zurückgebend: »Miriam!«
»Miriam Dank und Ehre!« sagte der König, ernst den Becher hebend.
Aber da klang es goldhell von Harfensaiten: und in ganz weißem, goldgesäumtem Festgewand, einen Kranz von Lorbeern und Eichenblättern
um die Schläfe, trat Adalgoth vor das Paar, warf noch einen fragenden Blick auf seinen Harfen- und Waffenlehrer, Graf Teja,
der dem König zur Rechten saß, und sang mit heller Stimme zu den Akkorden seiner Harfe:
»Hört, alle Völker, fern und nah,
Byzanz, vernimm es wohl:–
Der Gotenkönig Totila
Thront hoch im Capitol!
Wie weit ist doch vom Tiberstrom
Held Belisar verschreckt:
Vom Orcus ist, nicht mehr von Rom,
Cethegus nun Präfect.
Aus welchen Blättern ziemt ein Kranz
Dem König Totila?–
An seiner Brust in
Rosen
glanz
Erglüht Valeria.
Den Frieden schirmet und das Recht
Sein Schwert, sein Schild, sein Stern:
Olive
, leih dein fromm Geflecht
Mir für den Friedensherrn!
Wer trug den Schreck des Rachekriegs
Gewaltig bis Byzanz?
Komm,
Lorbeer
, welsches Kraut des Siegs,
Komm reich in meinen Kranz!
Doch nicht wuchs ihm die Siegeskraft
Aus Romas Moderstaub:
Frisch kröne seine Heldenschaft,
Germanisch
Eichenlaub
.
Hört, alle Völker, fern und nah,
Byzanz, vernimm es wohl:
Der Gotenkönig Totila
Thront hoch im
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