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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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zum Schutz gegen die Sonne,
     geöffnet aber gegen den kühlenden Wind vom Flusse her: nach rückwärts verlief die Terrasse in das säulengetragne Vestibulum
     der Villa.
    Das Königszelt, die Treppe, das Vestibulum, die ganze Villa waren aber umschlungen von zahllosen Gewinden des immergrünen
     Laubes, welches im Winter und Sommer den Garten Italias schmückt. Von der Spitze des Königszeltes wallte stolzdurch die römischen Lüfte das neue, prachtvolle Banner Totilas, welches Valeria und ihre Genossinnen zu Taginä kunstvoll mit
     Gold und Silber in hellblaue Seide gestickt: den goldnen Schwan zeigend, welcher gegen den blauen, von silbernen Sternen besäten
     Himmel mit ausgespannten Schwingen auffliegt. Höher noch ragte zur Rechten das alte, ruhmvolle Amalungenbanner Dietrichs von
     Bern, mit dem steigenden goldnen Löwen. Niedriger, zur Linken, eine Trophäe: das Banner Belisars, das Totila vor dem tiburtinischen
     Tore erbeutet hatte: es war als Siegeszeichen mit gesenkter Spitze aufgesteckt.

Fünfzehntes Kapitel
    Es war der Tag der Juni-Kalenden, auf welchen das Siegesfest angesetzt war. Die Bevölkerung Roms wogte von den frühesten Morgenstunden
     an durch die geschmückten Straßen und Plätze der Stadt gegen den aventinischen Hügel und den Fluß, welcher von zahllosen Gondeln
     belebt war: rings um die Villa hin waren Zelte, Laubhütten, Tische aufgeschlagen, an welchen das Volk von Rom gespeist wurde.
    Nachdem Cassiodorius in der Sanct-Peters-Kirche unter den Gebeten eines arianischen und eines katholischen Priesters – der
     letztere war Julius – die Tochter seines alten Freundes dem König verlobt und sie die Ringe getauscht hatten, schritt das
     Paar in glänzendem, feierlichem Aufzug über den Janiculus gegen das rechte Tiberufer, überschritt den Fluß auf der festlich
     geschmückten, von Laubbogen überwölbten Brücke des Theodosius und Valentinian und erreichte dann, dem Laufe des Stromes folgend,
     unterhalb des Emporiums die Festhalle der Villa. Hier, im Angesicht des versammelten Volksheeres, unter dem an seinem Speer
     aufgehängten Goldschild des Königs, trat die Römerin in den linken Schuh des gotischen Bräutigams, und er legte die gepanzerte
     Rechte auf ihr dunkles, von durchsichtigem Schleier bedecktes Haar.
    So war die Verlobung nach kirchlichem, nach römischem und nach germanischem Brauch geschlossen. Nun nahm dasBrautpaar an dem Mitteltisch der Terrasse Platz, Valeria von edeln Römerinnen und Gotinnen, Totila von Herzögen und Grafen
     seines Heeres umgeben: abwechselnd spielten und sangen griechische und römische Flötenspieler: und römische Tänze wechselten
     mit dem Schwertersprung gotischer Jünglinge, indessen auf dem Fluß, an beiden Ufern desselben und rings um die Villa her die
     römischen und gotischen Gäste des Königs gemeinsam schmausten, tranken und den milden Herrn und seine schöne Braut um die
     Wette feierten. Ernst sinnend blickte Valeria in die Ferne: sie öffnete leise die Lippen.
    »Welchen Namen nanntest du?« fragte sie der König, ihr seinen Becher zum Vortrinken reichend.
    Sie tat Bescheid und sprach, die goldne Schale zurückgebend: »Miriam!«
    »Miriam Dank und Ehre!« sagte der König, ernst den Becher hebend.
    Aber da klang es goldhell von Harfensaiten: und in ganz weißem, goldgesäumtem Festgewand, einen Kranz von Lorbeern und Eichenblättern
     um die Schläfe, trat Adalgoth vor das Paar, warf noch einen fragenden Blick auf seinen Harfen- und Waffenlehrer, Graf Teja,
     der dem König zur Rechten saß, und sang mit heller Stimme zu den Akkorden seiner Harfe:
     
    »Hört, alle Völker, fern und nah,
    Byzanz, vernimm es wohl:–
    Der Gotenkönig Totila
    Thront hoch im Capitol!
     
    Wie weit ist doch vom Tiberstrom
    Held Belisar verschreckt:
    Vom Orcus ist, nicht mehr von Rom,
    Cethegus nun Präfect.
     
    Aus welchen Blättern ziemt ein Kranz
    Dem König Totila?–
    An seiner Brust in
Rosen
glanz
    Erglüht Valeria.
     
    Den Frieden schirmet und das Recht
    Sein Schwert, sein Schild, sein Stern:
    Olive
, leih dein fromm Geflecht
    Mir für den Friedensherrn!
     
    Wer trug den Schreck des Rachekriegs
    Gewaltig bis Byzanz?
    Komm,
Lorbeer
, welsches Kraut des Siegs,
    Komm reich in meinen Kranz!
     
    Doch nicht wuchs ihm die Siegeskraft
    Aus Romas Moderstaub:
    Frisch kröne seine Heldenschaft,
    Germanisch
Eichenlaub
.
     
    Hört, alle Völker, fern und nah,
    Byzanz, vernimm es wohl:
    Der Gotenkönig Totila
    Thront hoch im

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