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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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das hab’ ich geschrieben‹. Da paßten die Richter den Streifen
     wieder in das Pergament und lasen mir das ganze vor: und so sollte ich denn geschrieben haben an den Hof von Byzanz, ich wolle
     den König ermorden und Süditalien räumen, wenn man in Byzanz mich als König von Norditalien anerkennen wolle. Da verurteilten
     mich die Richter. Als ich aus dem Saal geführt wurde, traf ich auf dem Gange Cethegus Cäsarius, meinen langjährigen Feind
     –: es war mir gelungen, ein Mädchen, um das er warb, dem unheimlichen Mann zu entziehen und einem wackern Freund in Gallien
     als Gattin zuzuführen – er drängte sich durch die Wachen, schlug mir auf die Schulter und sprach: ›Wem die Liebe entrissen,
     den tröstet der Haß.‹ Und an seinem Blick erriet ich es: er und kein andrer war der falsche Ankläger.
    Als letzte Gnade gewährte mir der König die Mittel, aus dem Kerker zu entfliehen. Aber ich ward geächtet, friedlos gesetzt
     mit meinem ganzen Haus; mein Erbe eingezogen. Lang zog ichunstet in den Nordbergen umher, bis ich mich entsann, daß auf dem Berg der Iffinge bei Teriolis altgetreue Gefolgen meines
     Geschlechts siedelten: dorthin wanderte ich mit meinem Knaben und wenigen Schatzstücken des Baltenhauses. Und die Getreuen
     nahmen mich auf und meinen Knaben und bargen mich unter dem Namen Wargs – ›der Verbannte‹ – und gaben mich für den Sohn des
     alten Iffa aus und entfernten alle unverlässigen Knechte, die mich hätten verraten können. Und so leb’ ich im Verborgnen manches
     Jahr.
    Meinen Sohn aber will ich und sollen nach mir die Iffinge erziehen zur Rache an Cethegus, dem Verräter. Ich hoffe, einst kommt
     der Tag, der meine Unschuld aufdeckt. Bleibt er aber allzulang aus, dann soll mein Sohn, wenn er schwertreif geworden, hinunterziehen
     vom Iffaberg gen Italien, den Vater zu rächen an Cethegus Cäsarius. Dies ist mein letztes Wort an meinen Sohn.«
    »Bald aber, nachdem der Herzog dies geschrieben hatte«, las der König aus der andern Rolle weiter, »verschüttete ihn mit einigen
     meiner Gesippen der Berg in einem Felsenrutsch. Ich aber, Iffa, der Alte, habe den Knaben als meinen Enkel auferzogen und
     als Gothos Bruder, weil immer noch die Friedlosigkeit lastete auf dem Geschlecht des Herzogs Alarich und ich nicht auch auf
     ihn die Rache des Höllenmannes lenken wollte. Und auf daß der Junge andern ganz gewiß nichts von seiner gefährlichen Abkunft
     sagen könne, habe ich ihm selber nichts davon gesagt.
    Als er aber nun schwertreif geworden und ich vernahm, daß in Romaburg ein milder und gerechter König walte, der den höllischen
     Präfecten niederkämpfe wie der Morgengott den Nachtriesen, da sandte ich Jung Adalgoth zur Rache aus und erzählte ihm, daß
     er ein edles Adelshaupt, den Schutzherrn unsres Geschlechts, nach seines Vaters Auftrag an Cethegus, dem grimmen Verfolger
     und Verderber, zu rächen habe. Aber daß er Alarichs, des Baltenherzogs Sohn, verschwieg ich ihm: denn ich scheute die Acht,
     die noch auf ihm lag: seines Vaters Name konnte ihm, solang die Schuld darauf haftete, nichts nützen, nur schaden.
    Ganz eilfertig aber schickte ich ihn fort, seit ich erkannte, daß ihn selbst die geglaubte Schwesterschaft nicht abgehalten,
     meine Enkelin Gotho gar unbrüderlich liebzugewinnen. Ich hätte ihm nun zwar wenigstens sagen können, daß Gotho nicht seine
     Schwester. Das aber soll mir fern sein, daß ich meines alten Herrnhauses altadligen Sproß, gleichsam durch Betrug, mit meinem
     Blut, mit dem schlichten Hirtenkind, verbände. Nein: er wird, wenn Recht auf Erden lebt, dereinst der Herzog von Apulien,
     wie sein Vater vor ihm.–
    Und da ich fürchte, daß ich zu sterben komme und Adalgoth noch keine Kunde von des Präfecten Untergang geschickt, habe ich
     den langen Hildegisel gebeten, dies alles aufzuschreiben.
    (Und ich, Hildegisel, habe für die Schreibung zwanzig Pfund besten Käse erhalten und zwölf Krüge Honig, was ich dankbar bekenne,
     und beide waren sehr gut.)
    Und mit alledem und mit den Schatzstücken, mit den blauen Steinen und feinen Gewändern aus dem Baltenerbe, und den Goldsolidi
     sende ich das Kind Gotho an den gerechten König Totila: ihm soll sie alles aufdecken. Er wird die Acht, die Friedlosigkeit
     nehmen von dem unschuldigen Sohn des unschuldigen Mannes.
    Und wenn Adalgoth weiß, daß er der edeln Balten Sproß und daß Gotho nicht seine Schwester,– dann mag er tun nach seinem Willen:
     er soll dann frei die Hirtin

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