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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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gar nicht das Wagnis zu übernehmen, ein Zeichen zu geben.«
    »Und du,– du kommst gewiß?«
    »Ich werde nicht fehlen. Leb wohl, Antonina.«
    Und rasch war er, rückwärts schreitend, das Antlitz dem gebändigten Tiere zugekehrt, das Messer zückend, an dem Ausgang. Der
     Leopard hatte auf den Moment gewartet: er regte sich leise in der Ecke, sich aufrichtend. Da aber, zwischen den Vorhängen,
     erhob Cethegus noch mal den Stahl und drohte.
    »Nieder, Dareios! Heiß Eisen sonst droht.«
    Und er war hinaus. Der Leopard duckte den Kopf auf den Mosaikestrich und stieß ein kläglich Geheul aus ohnmächtiger Wut.

Vierzehntes Kapitel
    König Totila war mit Flotte und Heer nach Rom zurückgekehrt, in den eroberten Städten nur kleine Besatzungen lassend, nachdem
     der Kaiser auf Grund seiner Forderungen Friedensverhandlungen eröffnet und einen Waffenstillstand von sechs Monaten erbeten
     hatte, vor dessen Ablauf der Friede durch byzantinische Gesandte geschlossen werden sollte, welche er in Bälde nach Rom zu
     schicken versprach.
    Das Glück Totilas und der Glanz seiner Herrschaft standen nun auf der Höhe des Ruhmes. Der siegreiche Angriff auf das byzantinische
     Reich hatte seinem Namen weithin leuchtenden Schimmer verliehen. Auch auf Italien warf derselbe wirkungsvolle Strahlen.
    Die beiden letzten, von den Byzantinern behaupteten Städte waren Perusia in Tuscien und Ravenna, das unbezwingbare. Perusia
     ergab sich nun nach langer, zäher Verteidigung dem Grafen Grippa: und selbst von Ravenna fiel der wichtigste Teil, die Hafenstadt
     Classis, endlich in die Hand des alten Hildebrand, der nun seit mehr als achtzehn Monden die Veste umschlossen hielt. Da jetzt
     die Verpflegung der Stadt von der See her abgeschnitten werden konnte,– der König hatte den Auftrag gegeben, alle bisher vereinzelten
     Geschwader zu einer starken Flotte bei Ancona zu sammeln und den Hafen Classis zu sperren – war ihr baldiger Fall durch Aushungerung
     zu erwarten.
    So war denn nur noch ein einziger Schritt zu tun zur vollen Lösung des Gelübdes, welches Totila dereinst dem sterbenden Vater
     Valerias geleistet: nur in der Landseite von Ravenna noch standen Byzantiner auf italischem Boden: in wenigen Wochen mußte
     die Stadt die Tore öffnen, und nichts stand mehr der Vermählung des Gotenkönigs mit der schönsten Tochter Italiens im Wege.
     Totila beschloß, diesen Schritt vorzubereiten durch eine öffentliche, feierliche Verlobung mit seiner Braut, durch ein glanzvolles
     Siegesfest, welches die errungenen Erfolge verherrlichen, die Geliebte dem ihm nicht wohlgefälligen Einfluß des Klosters entziehen
     und sie, die künftige Königin, dem Hofe,dem Reiche zeigen sollte: denn bisher hatten ja nur Graf Teja und die vertrautesten Freunde Totilas Brautschaft und Braut
     gekannt. Cassiodorius und Julius hatten als hohe Ehre den Auftrag aufgenommen, die Verlobte des Königs aus Taginä abzuholen
     und nach Rom zu führen.
    Südwestlich vom jetzigen Monte Testaccio, wo der Tiber längs der aurelianischen Umwallung hinläuft und die Stadt verläßt,
     ragte auf sanftem Hügel eine alte kaiserliche Villa aus der Zeit der Antonine. Totila liebte den Ort, der von der Höhe einen
     wundervollen Ausblick den Fluß hinab und in die Campania gewährte: den Fluß, welchen jetzt wieder zahlreiche kleine Handelsschiffe
     bevölkerten, die von dem Hafen Portus herauf die Frachten der großen Seeschiffe in die Stadt führten: die Campania mit ihren
     wieder aus dem Schutt und der Zerstörung von zwei Belagerungen emporsteigenden Landhäusern. Mit geringer Nachhilfe hatte der
     König den alten Cäsarenpalast wieder wohnlich herstellen lassen: auf der prachtvollen, breiten Terrasse vor der Villa, welche
     die Krone der bis an den Fluß hinabsteigenden Marmortreppe bildete, sollte die Festfeier ihre reichgeschmückte Stätte finden.
    Totila hatte von Neapolis den alten Bildhauer Xenarchos, welcher zuerst die Dioskuren zusammengefügt, entboten und ihn beauftragt,
     aus der Fülle von verfügbaren Statuen in Rom und den nächsten Städten die vorzüglichsten zu wählen und sie auf den leeren
     Postamenten zu beiden Seiten der Marmortreppe aufzustellen. Mit liebevollem Eifer hatte sich der Alte seines Auftrags entledigt:
     und ein herrliches Spalier von Göttern, Göttinnen und Heroen schloß bald von beiden Seiten die Marmorstufen ein. Die Terrasse
     war überwölbt von einem weiten Purpurzelt, wie man sie über die Räume des Amphitheaters spannte,

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