Ein Kampf um Rom
wählen oder meiden: nur das wisset, daß der Iffinge Geschlecht nie unfrei war, sondern vollfrei
von jeher, wenn auch in des Baltenhauses Schutz.
König Totila, du entscheide über sie.«
Achtzehntes Kapitel
»Nun«, lächelte der König, »diese Mühe hast du mir schon abgenommen, Herr Herzog von Apulien.«
»Und die kleine Herzogin«, schaltete Valeria ein, »hat sich gleich, als hätte sie’s geahnt, bräutlich für diesen Tag geschmückt.«
»Für
euer
Brautfest«, lächelte die Hirtin: »als ich vor den Toren der Romaburg erfuhr von dieser Feier, da öffnete ich, wie der Ahn
befohlen, das Bündel und schmückte mich für euch.« –
»Unser Verlöbnis«, sprach Adalgoth zu seiner Braut, »fiel auf den Verlobungstag des Königspaars – soll auch unser Hochzeitstag
der des Königspaares sein?«
»Nein, nein«, fiel Valeria hastig, fast ängstlich ein. »Nicht noch ein Gelübde, geknüpft an ein ältres, noch ungelöstes. Ihr
Kinder des Glückes: seid weise: heute habt ihr euch gefunden: haltet das Heute fest: das Morgen gehört den ungewissen Göttern.«
»Recht sprichst du«, jubelte Adalgoth, »heute noch soll Hochzeit sein«, und er hob Gotho hoch auf seinen linken Arm, sie allem
Volke zeigend, »seht hier, ihr guten Goten, meine kleine Frau Herzogin.«
»Mit Vergunst«, sprach da eine bescheidne Stimme, »wo so viel Glück und Sonnenschein auf die Gipfel und Höhen des Volkes fällt,
da möchte sich auch niederes Gewächs dran laben.«
Vor den König trat ein schlichter Mann, an der Hand ein hübsches Mädchen.
»Du bist es, wackrer Wachis«, rief Graf Teja, zu ihm tretend, »und nicht mehr Knecht, im langen Haar der Freien?«
»Ja, Herr: König Witichis, mein armer Herr, hat mich freigelassen, als er mich mit Frau Rauthgundis und Wallada entließ. Seither
ließ ich das Haar als Freier wachsen. Und Frau Rauthgundis wollte,– ich weiß es ganz gewiß,– ihre Magd Liuta hier auch freilassen:
und wir sollten nach Volksrecht Ehe schließen als Freie: aber sie kam ja nicht mehr zurück in das Haus bei Fäsulä. Wohl aber
ich aus unsrer Waldhütte: und gerade zur rechten Zeit noch flüchtete ich meine Liuta aus der Villa: tags drauf kamen die Saracenen
Belisars und brannten und mordeten die Stätte aus. Nach Frau Rauthgundens erblosem Tode – denn ihrem Vater Athalwin hatte
schon vor ihrem Untergang der Südsturm eine Lawine über Haus und Haupt geworfen – ist nun Liuta dem König als Eigentum zugefallen:
und ich möchte daher den König bitten, daß er auch mich wieder zum unfreienKnecht aufnehme, auf daß wir nicht gestraft werden, wenn wir uns freien – und –«
Totila ließ ihn nicht aussprechen:
»Wachis, du bist treu«, rief er gerührt. »Nein, nach Volksrecht sollt ihr die Freienehe schließen. Reicht mir ein Goldstück.«
»Hier, Herr König«, rief eifrig Gotho, aus ihrer Hirtentasche eins hervorholend – »es ist mein letztes von den sechsen.«
Der König nahm es lächelnd, legte es auf Liutas rechte, offne Handfläche und schlug es dann, von unten nach oben, aus ihrer
Hand, daß es klingend auf das Mosaikgetäfel sprang und sprach:
»Frei und frank
Lass’ ich dich, Liuta,
Ledig und lastlos!
Freie du fröhlich
In Königsfrieden.«
Da trat Graf Teja vor und sprach: »Wachis, du trugst schon einmal glücklosem Herrn den Schild. Willst du nun
mein
Schildträger werden?«
Feuchten Auges ergriff der Treue des Grafen Rechte mit beiden Händen. Und nun erhob Teja den Goldpokal und sprach feierlich:
»Ihr glänzet im Glück:–
Schön scheint euch der Schimmer
Der seligen Sonne:
Doch denket drum doch
Treu traurig der Toten!
Ohne Glanz, ohne Glück,
Doch treu, tapfer und trefflich
Rang ruhmvoll der Recke:
Witichis, Waltharis’ wehrlicher Sohn.
Feiert ihr fest-froh,
Lichte Lieblinge Gütiger Götter,
Goldne Gelage,–
Ehre doch immer
Der Goten Geschlecht,
Der glücklosen Gatten
Geweihtes Gedächtnis.
Ich mahne euch, Minne
Traurig zu trinken
Des mutigsten Mannes,
Des wackersten Weibes:
Witichis’ und Rauthgundens Minne trink’ ich.«
Und alle taten, schweigend, feierlich und trauervoll, Bescheid. Dann hob König Totila noch mal den Becher und sprach laut
vor allem Volk:
»
Er
hatte es verdient –
ich
habe es erreicht: ihm bleibt unvergessne Ehre!«
Als er sich niedergelassen,– die beiden andern Paare wurden mit an des Königs Tisch gesetzt,– stieg Graf Thorismuth von Thurii
(seine treue Tapferkeit war durch die
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