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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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der Haraldas Herz und Hand bezwungen: nur Harald, mein Bruder, biegt mir den Arm, überspringt
     meinen Sprung, überwirft meinen Speer.«
    »Geduld, klein Schwesterlein, ich vertraue: bald meistert ein markiger Mann dir das trotzige Magdtum. Hier dieser König, blickt
     er auch mild wie Baldur, gleicht doch Sigurd, dem Fafnirschläger. Ihr solltet euch messen im Speerwurf.«
    Haralda warf einen langen Blick auf den Gotenkönig, errötete und drückte einen Kuß auf ihres Falken glattes Köpfchen. Totila
     aber sprach:
    »Übles gedieh, nach der Sänger Bericht, aus Sigurds Wettkampf mit der Schildjungfrau. Begrüße vielmehr friedlich Weib das
     Weib: reiche die Hand, Haralda, meiner Braut.«
    Und er winkte Valeria, welcher nur unvollständig Herzog Guntharis das Gesprochene in Latein vermittelte. Valeria erhob sich
     in edler, anmutvoller Hoheit von ihrem Sitz, im weißen, langwallenden, römisch-griechischen Gewand mit goldnemGürtel und einer Camee als Schulterspange, nur einen Lorbeerzweig um die edeln Schläfen, welchen Totila aus Adalgoths Kranz
     genommen und durch ihr schwarzes Haar geschlungen: wie Musik umfloß sie die Schönheit, der Rhythmus ihres Faltenwurfs und
     ihrer Bewegungen: so reichte sie schweigend der nordischen Schwester die Hand. Einen scharfen, nicht eben freundlichen Blick
     hatte diese auf die Römerin geschleudert: aber Bewunderung verdrängte zornige Überraschung von ihrem Antlitz, und sie sprach:
    »Bei Freias Halsgeschmeide, du bist das schönste Weib, das ich je gesehen! Ich zweifle, ob dir ein Wunschmädchen in Walhall
     gleichen mag. Weißt du, Harald, wem diese Fürstin gleicht? Vor zehn Nächten haben wir im blauen Griechenmeer auf einer Insel
     geheert und einen Säulentempel ausgeleert –: da stand ein hohes Marmorweib aus weißem Stein: auf der Brust ein schlangenumlocktes
     Haupt: zu Füßen den Nachtvogel: in faltenreichem Gewand   – Sven hat sie leider zerschlagen, wegen der Edelsteine, die sie in den Augen trug –: dieser Marmorgöttin gleicht die Königsbraut.«
    »Das muß ich dir dolmetschen«, lächelte Totila der Geliebten zu: »nicht dein poetischer Verehrer Piso hätte dir ausgesuchter
     schmeicheln können als diese Bellona des Nordens.– Sie haben – so ward uns gemeldet – auf Melos gelandet und dort die schöne
     Athena-Statue des Pheidias zerschlagen. Ihr habt übel gehaust«, fuhr Totila fort, »ich hörte es, auf allen Inseln zwischen
     Kos, Chios und Melos. Was führte euch dann so friedlich zu uns?«
    »Das will ich dir sagen, Bruder. Aber erst nach einem neuen Trunk.«
    Und er hielt Adalgoth den tiefen Becher hin.
    »Nein! – nicht mit Wasser verderben den herrlichen Saft! Wasser muß salzig sein – damit man’s gar nicht trinken
kann
– außer man ist ein Hai oder Walroß. Wasser ist gut, daß es uns trage auf seinem Rücken, nicht, daß wir es tragen in unsrem
     Bauche. Und ’s ist ein wunderbarer Trank, dieses euer Rebenbier. Unsern Met habe ich mir immer bald satt getrunken – der ist
     wie fade, süße Speise. Aber dieser Rebenmet – je mehr mandavon trinkt, desto durstiger wird man. Und trank man zuviel,– was kaum denkbar,– ist’s nicht wie beim Ael- oder Metrausch,
     daß man Asathor bitten möchte, einem um den Schädel mit seinem Hammer einen Eisenring zu schmieden – nein, der Rebenrausch
     ist wie süßer Wahnsinn der Skalden: den seligen Göttern dünkt man sich gleich. Nun also soviel vom Weinrausch. Wie wir aber
     hierhergekommen sind, das will ich dir erzählen.«

Neunzehntes Kapitel
    »Also: wir sind daheim in Thuleland, wie es die Skalden nennen, in Götaland, wie wir es heißen. Denn Thuleland ist das Land,
     wo man
nicht
wohnt, wo nur, noch weiter nach den Eisbergen hin,
andre
Männer wohnen. Unser Reich reicht gegen Aufgang an die See und unsre Insel Gotland. Gegen Niedergang an Hallin und das Skioldunga-Haff.
     Gegen Mitternacht an Svealand. Gegen Mittag an Smaland, Skone und der Seedänen Reiche. König aber ist mein Vater, Frode, den
     Odhin liebt. Er ist viel weiser denn ich. Er hat mich aber jetzt zum Mitkönig krönen lassen auf dem heiligen Stein zu Kingsala,
     weil er schon bald hundert Jahre alt ist und blind. In unsern Hallen aber singen die Sänger noch immer die Wandersage, daß
     ihr Goten mit den Amalerfürsten und den Balten ursprünglich unsre Brüder wart, und nur durch Verirrung auf der Wanderung seiet
     ihr allmählich immer weiter nach Süden abgekommen: denn ihr folgtet der Kraniche Flug vom

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