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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Marmorplatte in Splitter sprang
     und der alte Tempel in seinen Grundfugen erdröhnte.
    »Ja, sie sollen’s versuchen!« – rief Totila, und aus seinen Augen leuchtete ein kriegerisches Feuer, das ihn noch schöner
     machte.– »Wenn diese undankbaren Römer uns verraten, wenn die falschen Byzantiner kommen« – er blickte mit liebevollem Stolz
     auf seinen starken Bruder – »sieh, Alter, wir haben Männer wie die Eichen.«
    Wohlgefällig nickte der alte Waffenmeister: »Ja, Hildebad ist sehr stark; obwohl nicht ganz so stark wie Winithar und Walamer
     und die andern waren, die mit mir jung gewesen. Und gegen Nordmänner ist Stärke gut Ding. Aber dieses Südvolk«, fuhr er ingrimmig
     fort – »kämpft von Türmen und Mauerzinnen herunter. Sie führen den Krieg wie ein Rechenexempel und rechnen dir zuletzt ein
     Heer von Helden in einen Winkel hinein,daß es sich nicht mehr rühren noch regen kann. Ich kenne einen solchen Rechenmeister in Byzanz, der ist kein Mann und besiegt
     die Männer. Du kennst ihn auch, Witichis?« – so fragend wandte er sich an den Mann mit dem Schwert.
    »Ich kenne Narses«, sagte dieser, der sehr ernst geworden, nachdenklich. »Was du gesprochen, Hildungs Sohn, ist leider wahr,
     sehr wahr. Ähnliches ist mir oft schon durch die Seele gegangen, aber unklar, dunkel, mehr ein Grauen als ein Denken. Deine
     Worte sind unwiderleglich: der König am Tod – die Fürstin ein halbgriechisch Weib   – Justinian lauernd – die Welschen schlangenfalsch – die Feldherrn von Byzanz Zauberer von Kunst, aber« – hier holte er tief
     Atem – »wir stehen nicht allein, wir Goten. Unser weiser König hat sich Freunde, Verbündete geschaffen in Überfluß. Der König
     der Vandalen ist sein Schwestermann, der König der Westgoten sein Enkel, die Könige der Burgunden, der Heruler, der Thüringer,
     der Franken sind ihm verschwägert, alle Völker ehren ihn wie ihren Vater, die Sarmaten, die fernen Esten selbst an der Ostsee
     senden ihm huldigend Pelzwerk und gelben Bernstein. Ist das alles   –«
    »Nichts ist das alles, Schmeichelworte sind’s und bunte Lappen! Sollen uns die Esten helfen mit ihrem Bernstein wider Belisar
     und Narses? Weh uns, wenn wir nicht allein siegen können. Diese Schwäher und Eidame schmeicheln, solang sie zittern, und wenn
     sie nicht mehr zittern, werden sie drohen. Ich kenne die Treue der Könige! Wir haben Feinde ringsum, offne und geheime, und
     keinen Freund als uns selbst.«
    Ein Schweigen trat ein, in welchem alle die Worte des Alten besorgt erwogen: heulend fuhr der Sturm um die verwitterten Säulen
     und rüttelte an dem morschen Tempelbau.
    Da sprach zuerst Witichis, vom Boden aufblickend, sicher und gefaßt: »Groß ist die Gefahr, hoffentlich nicht unabwendbar.
     Gewiß hast du uns nicht hierherbeschieden, daß wir tatlos in die Verzweiflung schauen. Geholfen muß werden, so sprich, wie
     meinst du, daß zu helfen sei.«
    Der Alte trat einen Schritt auf ihn zu und faßte seine Hand: »Wacker, Witichis, Waltharis’ Sohn. Ich kannte dich wohl und
     will dir’s treu gedenken, daß vor allen du zuerst ein männlichWort der Zuversicht gefunden. Ja, ich denke wie du: noch ist Hilfe möglich, und um sie zu finden, habe ich euch hierhergerufen,
     wo uns kein Welscher hört. Saget nun an und ratet: dann will ich sprechen.«
    Da alle schwiegen, wandte er sich zu dem Schwarzgelockten: »Wenn du denkst wie wir, so sprich auch du, Teja. Warum schwiegst
     du bisher?«
    »Ich schweige, weil ich anders denke, denn ihr.«
    Die andern staunten. Hildebrand sprach: »Wie meinst du das, mein Sohn?«
    »Hildebad und Totila sehen nicht die Gefahr, du und Witichis, ihr sehet sie und hoffet, ich aber sah sie längst und hoffe
     nicht.«
    »Du siehst zu schwarz, wer darf verzweifeln vor dem Kampf?« meinte Witichis.
    »Sollen wir, das Schwert in der Scheide, ohne Kampf, ohne Ruhm untergehen?« rief Totila.
    »Nicht ohne Kampf, mein Totila, und nicht ohne Ruhm, so weiß ich«, antwortete Teja, leise die Streitaxt zuckend. »Kämpfen
     wollen wir, daß man es nie vergessen soll in allen Tagen: kämpfen mit höchstem Ruhm, aber ohne Sieg. Der Stern der Goten sinkt.«
    »Mir deucht, er will erst recht hoch steigen«, rief Totila ungeduldig. »Laßt uns vor den König treten, sprich du, Hildebrand,
     zu ihm, wie du zu uns gesprochen. Er ist weise: er wird Rat finden.«
    Der Alte schüttelte den Kopf: »Zwanzigmal hab’ ich zu ihm gesprochen. Er hört mich nicht mehr. Er ist

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