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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Italiam, der aber nur ein kleines Heer hat: auf daß
     nicht König Totila und Graf Teja von Tarentum ihn samt euch, ihr edeln römischen Ritter, erdrücken wie die Mühlsteine das
     Korn.‹«
    »Daß aber deine Boten festgehalten wurden zu Epidamnus   –« fuhr Piso fort.
    »Allerdings, es kam keiner zurück: auch die nicht, denen ich schleunige Umkehr befohlen«, sprach Cethegus nachsinnend.
    »Das schließe ich daraus, daß auch uns der schlaue Byzantiner, unter höflichsten Formen, das gleiche tun wollte: er wollte
     uns durchaus zu Narses, weiter von dir fort, geleiten lassen: vor unsre Zelte setzt er uns Germanen als ›Ehrenwachen‹: und
     als wir, die Absicht erkennend, zur Nacht aus unsern Zelten eilten und aus dem Lager, da schossen unsre Ehrenwachen uns, zum
     Ehrenabschied, noch ihre Pfeile nach und töteten zwei unsrer Sklaven und verwundeten mein Pferd.«
    »Ich sollte also durchaus überrascht werden von dem großenEpileptiker – ferngehalten werden von ihm bis zum letzten möglichen Augenblick.– Gut. Syphax, mein Pferd: wir reiten noch
     heut nacht Narses entgegen.«
    »O Herr«, flüsterte leise der Maure, der die Unterredung mit angehört, »hättest du mich, wie ich dich bat, nach Epidamnus
     geschickt!«
    »Dann hätten sie auch dich eingesperrt, wie die andern Boten.«
    »Herr, in Afrika haben wir ein Sprichwort: ›wenn das Feuer aus dem Berge nicht zu dir kommt, sei froh: und gehe nicht der
     Lava entgegen.‹«
    »Das könnte man ins Christliche übertragen«, lächelte Piso: »wenn der Teufel dich nicht holen soll, such ihn nicht auf. Wer
     reitet von selber in die Hölle?«
    »Ich! und zwar schon seit ziemlich langer Zeit«, sprach Cethegus, »lebt wohl, ihr römischen Kriegstribunen: Licinius vertritt
     mich hier im Lager bis zu meiner Rückkehr. Auch der Barbarenkönig weiß jetzt wohl schon von Narses’ Nähe und Macht: er greift
     in der Nacht heute nicht an, wie damals in Rom.«
    Als die römischen Ritter das Zelt verlassen, sprach Cethegus zu Syphax: »Schnalle mir den Harnisch ab.«
    »Wie, Herr? du reitest nicht in Belisars, in Narses’ Lager reitest du.«
    »Ebendeshalb, fort mit dem äußern Brustharnisch. Reiche mir das Schuppenhemd, das ich
unter
der Tunica trage.«
    Syphax seufzte tief auf.
    »Jetzt wird es Ernst. Jetzt, Hiempsals Sohn, sei wachsam!«

Vierundzwanzigstes Kapitel
    Die Nacht über ritt Cethegus mit geringer Begleitung, in tiefes Sinnen versunken, Narses entgegen. Auf der Tribunen Mahnung,
     das Gefolge zu vermehren, hatte er erwidert: »Hunderttausend kann ich doch nicht mitnehmen!«
    Bei grauendem Morgen stieß er bei Fossa nova auf den Vortrapp des anrückenden Heeres. Es waren wildaussehende Reiter,von deren spitzzulaufenden Helmen schwarze Roßschweife auf die Wolfsfelle über ihren Rücken flatterten: sie trugen Ringpanzer,
     breite Schlachtschwerter und lange Lanzen: Arme und Beine nackt, nur an dem linken Fuß, an Riemen befestigt, einen Sporn:
     ohne Sattel saßen sie sehr sicher auf ihren starken Pferden. Der Führer der Reiter – er trug einen reichvergoldeten Plattenpanzer
     und statt des Roßschweifs zwei Geierflügel auf dem Helm – jagte pfeilschnell auf seinem roten Roß heran und hielt erst dicht
     vor Cethegus, der an seines kleinen Zuges Spitze ritt: lange, rote Haare, auf der Stirn gescheitelt, flogen um seine Wangen,
     und der Schnurrbart hing, in zwei schmalen Streifen, von dem Munde auf den Harnisch: aus dem hellgrauen Auge blitzte Kühnheit
     und Verschlagenheit.
    Eine Weile maßen sich die beiden Reiter mit forschenden Blicken. Endlich rief der mit dem Geierhelm: »Das muß Cethegus sein
     – der Beschirmer Italiens.«
    »Der bin ich.« Und der andre riß sein Pferd herum und jagte davon, noch schneller, als er gekommen, über die Stellung seiner
     Reiter hinaus auf ein Waldstück zu, aus dessen Rändern man nun Fußvolk in dichten Kolonnen heranrücken sah.
    »Und wer seid ihr? und wer ist euer Führer?« frug Cethegus in gotischer Sprache die Reiter, welche er nun erreichte.
    »Wir sind Langobarden, Cethegus, in Narses’ Dienst«, antwortete auf Lateinisch der Gefragte, »und jener dort ist Alboin, unsres
     Königs Sohn.«
    »Also darum, Licinius, hast du deine Mühe verloren!«
    Schon sah Cethegus von ferne des Narses offne Sänfte herannahen. Sie war von einfachstem Holz, ohne Zierat: nur eine Wolldecke,
     statt der üblichen Purpurpolster, lag darin. Nicht von Sklaven, von erlesnen Soldaten, welchen diese Ehre abwechselnd

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