Ein Kampf um Rom
Innere des Landes zu marschieren, aufgeben, nachdem bei einem Versuch, ein solches
Bollwerk bei Imola auf geheimnisvolle Weise zu zerstören, Martinus ein geheimnisvolles Ende fand.
Als Narses ratlos vor der Veste stand und aussprach, sein ganzer Plan könne an diesen Stockungen scheitern und – zum ersten
Male auf dem Feldzug – vor Erregung von seiner bösen Krankheit Epilepsis niedergeworfen wurde, da sprach Martinus zu Johannes,
der sich eine tüchtige Brustwunde bei seinem abgeschlagnen Sturm geholt hatte: ‚Der Rächer Belisars soll nicht durch diese
Steine aufgehalten werden, wenn Martinus richtig gerechnet hat. Freilich‘, sagte er, ‚das letzte Experiment im Kleinen mißlang
und hätte mir fast den Kopf weggerissen – aber es gilt, Belisar zu rächen, und dafür wag’ ich gerne meinen Kopf.‘
Und in der Nacht schlich sich Martinus mit einigen Steinarbeitern an die Felswände hinan und bohrte an ihnen einkleines Loch. Aber plötzlich wurden wir alle aus unsern Zelten geschreckt durch einen furchtbaren Knall, des gleichen wir
nie vernommen. Wir eilten an die Felswand. Diese war freilich auseinandergesprengt, als hätte sie der Blitz getroffen:– aber
nicht von oben nach unten, von unten nach oben: die gotische Besatzung auf den Wällen war zerrissen: aber auch schrecklich
verstümmelt, und ganz schwarz lagen unser armer Martinus – sein kluger Kopf zwölf Schritte von dem kleinen Körper – und alle
seine Arbeiter.‹«
»Rätselhaft!« sagte Cethegus. »Kennt man die Erfindung?«
»Nein, er hat sie mit ins Grab genommen. Er sagte ja: er war noch nicht ganz mit ihr fertig. In seinem Zelte fand man ein
Häufchen kleiner Körnchen, wie schwarzes Salz, welches Narses eifrig ihm noch in der Nacht zu bringen befahl: aber auf dem
Wege fiel ein Funke von der Pechfackel des Trägers auf die offne Schale: und hellauflodernd puffte und flammte das Gift in
die Höhe: doch diesmal ohne Knall und ohne Schaden.«
»Hätt’ ich doch dieses schwarze Salz«, seufzte Cethegus. »Dann wehe Narses und Byzanz.«
»Ja, ähnlich mag Narses gedacht haben«, lächelte Piso. »Denn nach des Basiliskos’ Bericht durchsuchte und durchstöberte er
alle Schalen und Schreibereien des Verunglückten. Aber ohne Erfolg.«
»›Imola hatten wir nun zwar‹, fuhr Basiliskos fort zu erzählen«, so berichtete Salvius Julianus. »›Aber schon ganz in der
Nähe, bei Castrum Brintum, lag wieder eine solche Wegsperre. Und kein Martinus lebte mehr, sie zu sprengen. Ratlos hielt Narses
inne.‚Johannes‘, fragte er endlich,‚du kennst genau den Küstenweg von Ravenna südöstlich bis Ancona?‘ – ‚Ja‘, erwiderte dieser,
‚es war der Weg meiner schönsten Siege unter Belisar.‘ – ‚Und dort werden die Wegsperren fehlen‘, frohlockte Narses, ‚weil
der Barbarenkönig die zahlreichen natürlichen Wegsperren, die Flüsse, die von Westen her in den Meerbusen münden, durch seine
Flotte zu beherrschen glaubte. Die Flotte hat uns der Präfect von Rom freundschaftlich aus dem Wege geräumt. Wendet! Brecht
das Lager ab: wir ziehen hart an der Küste nach Südosten.‘ – ‚Wie willst du über die brückenlosenFlüsse setzen?‘ frug Basiliskos staunend.‚Die Brücken, Freund, tragen wir auf den Schultern mit uns.‘‹«
»Darauf bin ich gespannt«, unterbrach Cethegus.
»›Und so zogen wir denn zuerst ostwärts‹«, schloß Basiliskos seinen Bericht, »›an die Küste und von hier aus ganz hart an
der See nach Süden: geführt von Johannes: die Flotte aber segelte dicht an der Küste, mit dem Landheer gleichen Schritt haltend,
und wo ein Fluß das Landheer zu hemmen drohte, sandte die Flotte zahllose kleine Boote stromaufwärts, und auf diesen setzten
die Truppen über. Und wenn zwei Flüsse durch nur kurze Strecken Landes getrennt waren, trugen Roß und Mann die leichten Fahrzeuge
auf Rücken und Schultern von Fluß zu Fluß. So zogen wir denn über den Sapis nach dem alten Ficocle, über die drei Arme des
cäsarischen Rubico, über einen mir unbekannten Fluß und über den Ariminus nach Ariminum, wo Usdrila, der Goten tapfrer Führer,
im Ausfall umkam. Aber auf der flaminischen Straße vorzudringen war unmöglich: diese sperrte das feste Petra pertusa: so wandten
wir uns denn nach Südwesten, und zogen über den Metaurus gegen den Apennin: zu Hilfe dem Präfecten von Rom und Statthalter
von Italien, das aber andre Leute haben, dem großen Magister Militum per
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