Ein Kampf um Rom
»
eure
Träume, ihr Frischvermählten, sind wohl nicht schwarz!«
»Kann nicht klagen darüber, Herr König«, schmunzelte Wachis. »Doch ich wünschte –«
»Was hast du noch zu wünschen außer Liuta?« meinte Totila.
»Ich wünschte, der Lange wäre da.«
»Welcher Lange?«
»Nun, der gar Lange: der noch deinen tapfern Bruder Hildebad um eines Hauptes Länge überragt haben würde: der mit dem Bärenfell
und mit der Falkenwerferin:– wie hieß er doch?«
»Harald«, sagte Teja ernst.
»Ja, den meine ich. Der wäre gut mit seinen starken Riesen morgen.«
»Wir werden ihn nicht brauchen.«
»Aber besser ist immer besser, Herr König. Und wenn ich der Herr König gewesen wäre – den hätt’ ich wiederkommen lassen, als
der Krieg losbrach.«
»Wir brauchen ihn nicht«, wiederholte der König schärfer.
»Ich dachte wie mein Schildmann, o König«, sagte Teja, »und habe auf eigne Faust – an deiner Einwilligung zweifelnd – gesendet
nach ihm: fortgeschickt hättest du ihn doch nicht, hätte ich ihn zur Stelle schaffen können. Auch mir hat dieser treue Nordlandsheld
gefallen –: seine Leute wären gut gewesen wider die Langbärte –: leider war die Flotte von meinem kleinen Schiff nicht einzuholen.«
»Dank, Teja, das war wieder ganz deine Art. Aber mich freut, daß du sie nicht beischaffen konntest. Wir schlagen und siegen
allein. Mein Plan ist ganz unfehlbar, wenn nur –« Hier flog eine Wolke über des Königs Stirn. »Wenn der Corse seine Schuldigkeit tut. Sage, Thorismuth – ich sandte dich
noch vom Kloster aus, wo ich einen kleinen Streit mit ihm hatte, an Furius – ich frug, ob alles beim alten bleibe zwischen
uns – was antwortete er?«
»Er gab mir diesen offnen Brief an dich.«
»Wo trafst du ihn?« fragte der König, die Wachstafel nehmend.
»Vor Taginä. Er wies seinen Reitern bereits die Stellung im Hinterhalt an. Er hat alles auf das genaueste erfüllt, was du
vorschriebst.«
Totila las: »Morgen werd’ ich erfüllen, was du von mir erwartest. Du wirst mir nach der Schlacht nichts mehr vorwerfen.«
»Er fügte bei«, ergänzte Thorismuth, »ein paar Hundert seiner Rosse, welche, von der Seereise angegriffen, langsamer marschiert,
kämen morgen früh sicher an: sie sind auch schon gemeldet von Septempeda her: du möchtest, womöglich, die Entscheidung hinausziehen,
bis zu ihrem Eintreffen.«
»Warum kommt er nicht selbst hieher?« frug Teja.
»Er bemüht sich auf das eifrigste«, sprach Thorismuth – »ich hab’ es selbst gesehen – seinen Reitern genau die Örtlichkeit
zu zeigen, wo die Entscheidung fällt. Er hat noch im Mondlicht Gefechtsübungen von den Hügeln herab auf die Straße gemacht.«
Totila aber sagte: »ich weiß, warum er nicht zu meinem Nachtmahl kommt. Es hat nichts auf sich.«
Und sie setzten sich nun auf die Feldstühle und Truhen, welche um den Tisch standen, und begannen das einfache Mahl.
»Der König«, hob Teja an, »läßt mich morgen nicht an seiner Seite fechten. So befehl’ ich ihn dir, mein tapfrer Thorismuth:
behüte du sein Leben.«
»Das wird er nicht immer können«, lächelte Totila, trinkend. »Thorismuth muß mir die Speerträger in Taginä befehligen.«
»Solang ich an des Königs Seite halte, geschieht ihm nichts«,sagte Thorismuth ruhig. »Ich gehe, noch mal zu den Vorposten bei Caprä zu reiten.« Und er schritt aus dem Gemach.
»Ja«, rief Totila, »bei Neapolis, am capuanischen Tor, war er mein Retter.«
»Und zu Rom am Tiber der junge Harfenherzog hier«, sprach Teja, »wo ist er morgen? Er soll dich wieder decken.«
»Nein!« rief dieser: »ich habe mir ausgebeten, in dem Reiterangriff voranzureiten und Domna Valerias neue Fahne zu tragen.«
»Nun, frommer Julius«, sprach Teja – »du sollst nicht fechten:– aber schirme du des Königs Leben:– ich weiß, du liebst ihn,
auf deine Art:– und das wird wohl keine Sünde sein.«
»Ich will um ihn bleiben. Aber besser noch als mein schwacher Arm oder dein starker, Graf von Tarentum, wird mein Gebet zu
Gott ihn schützen.«
»Gebet!« sagte Teja. »Noch ist kein Gebet durch die Wolken gedrungen. Und wenn es durchdrang, fand es den Himmel leer.«
Zweiunddreißigstes Kapitel
»Wie«, rief der Mönch, »du leugnest, finstrer Mann, wie – wie Cethegus, den Gott der Liebe aus seiner Welt hinaus? den Gott,
der allweise, allmächtig und alliebend vom Himmel aus der Menschen Pfade lenkt – den leugnest du?«
»Ja«, rief Teja und
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