Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
Vom Netzwerk:
eine Feile zur Lösung unsrer Ketten gefertigt:
     nun schmiedete ich noch einen Schlüssel zur Öffnung der Werkhaustüre. Meine Mitgefangnen waren eingeweiht. Auf der kleinen
     Insel konnten wir uns nicht verborgen halten. Wir mußten zur See entfliehen.
    Nahe dem Garten und der Werkstätte lag, in der Meeresbucht seitab von der Villa, ein kleines Segelschiff des Dresos, immer
     gerüstet für Lustfahrten, vor Anker.
    Dies wollten wir benutzen, darauf nach Italien zu fliehen: Mundvorrat hatten wir an unsern Tagesrationen abgespart, Waffen
     fehlten ja nicht. Der Geburtstag war, und die Hochzeit wurde anberaumt an den Kalenden des Julius. In der Nacht vorher sollte
     ich, nachdem die Kette durchfeilt, die Türe geöffnet, die Genossen nach rechts von dem Hauptgebäude der Villa, in die Bucht
     und auf das Schiff geeilt, mich nach den links von der Villa gelegnen Frauengemächern schleichen, in welchen Myrtia schlief:
     eine kleine Strickleiter reichte aus, sie von den niedren Gelassen in meine Arme zu führen: und ich sollte dann mit ihr auf
     das einstweilen segelfertig gestellte Fahrzeug eilen. Alles war sorgfältig bedacht und bereitet.

Vierunddreißigstes Kapitel
    Aber schon zwei Wochen vor dem Hochzeitstag traf Lykos, der tiefverhaßte, ein: derselbe Mann, der mich als Sklaven verkauft
     und der mir nun die Geliebte rauben wollte. Mein Haß gegen ihn war grimmig: kaum hielt ich mich zurück, ihn zu erschlagen,
     als er mit Dresos und andern Hochzeitsgästen an meinen Amboß trat und ich ihm meine Kunstfertigkeit zeigen mußte.
    Doch ich bezwang mich – um Myrtias willen. Diese aber klagte, der verhaßte Bräutigam dränge immer ungestümer zur Hochzeit:
     kaum könne sie noch den Vormund abhalten, schon sofort sie ihm zu übergeben. Ihre Freiheit, ihr Kommen und Gehen werde immer
     strenger überwacht.
    Da beschlossen wir, schon früher zu fliehen: wir wählten die Nacht der Sommersonnenwende, wann, wie wir wußten, in der Villa,
     mit großem Trinkgelage der Männer, das Lichterfest gefeiert werden sollte. Wir hofften, wenn die Zecher in Wein und Schlaf
     versunken lägen, am sichersten zu entkommen. Sowie die Sterne in der Mitternacht standen, sollte ich Myrtia aus dem Gynaeceum
     entführen.
    Am Tag der Sonnenwende kam Lykos wieder in die Werkstätte mit Dresos und kaufte einen kostbaren Goldschmuck, den ich gefertigt.
     ›Weißt du auch, Sklave, für wen?‹ lachte er. ›Für mein Weib Myrtia: und das sage ich dir, Gotenhund: wenn du noch mal den
     Knechtesblick so frech auf ihr ruhen läßt, wie gestern, da sie hier eintrat – ihr saht mich nicht hinter den Taxusbüschen,
     aber ich sah dich,– dann bitte ich Dresos, dich mir zu schenken – und dann!‹ Und er schlug mir mit dem Schaft des Speeres,
     den er in der Hand hielt, in das Antlitz. Ich schrie auf und griff nach dem schweren Schmiedehammer – aber Aligern, mein mitgefangner
     Vetter, fiel mir warnend in den Arm. Und mit einem Fluche schritt der Trierarch hinaus: mit welchem Hasse blickte ich dem
     geschweiften Helm, mit dem silbernen Wolf auf dem Kamm, und dem gelben Mantel nach!
    Endlich kam die Nacht, die Dunkelheit. Wir hörten bis in unsre Werkstätte herab den wüsten Lärm des Trinkgelages aus der Villa
     dringen: wir sahen die Lichter des Lichterfestes obenschimmern. Offenbar lagen Dresos, Lykos und die andern Gäste in taumelndem Schwelgen.
    Noch war es nicht ganz Mitternacht –: aber ich hatte bereits die Genossen befreit –: sie waren glücklich an das Schiff zur
     Rechten des Gartens gelangt –: der Schrei des wilden Schwans, das mit Aligern verabredete Zeichen, war dreimal erklungen –:
     und eben trat ich leise aus der Türe, nun nach links hin, nach dem Frauenhause, zu eilen –: da hörte ich deutlich die eiserne
     Gittertüre gehen, welche von oben, von der Villa her, in den Garten führte: argwöhnisch blieb ich stehen und spähte nach oben.
    Wirklich: da schlich durch die Taxusbüsche, vorsichtig tastend und lautlos auf den Zehen gleitend, ein Mann in Kriegertracht.
     Lykos war es –: deutlich erkannte ich im Mondlicht seinen silbernen Wolf auf dem visiergeschlossnen Helm: und den gelben Mantel:
     und in der Rechten den Speer. Lauernd, lauschend kam er näher – sah sich um, ob ihm niemand folge, und schritt dann wieder
     gerade auf unsere Werkstätte zu, in deren Schatten ich versteckt stand. Kein Zweifel: er hatte Verdacht geschöpft: er wollte
     mich überwachen diese Nacht: der Fluchtplan war verraten. Grimmig

Weitere Kostenlose Bücher