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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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  –«
    Und er ergriff die Widerstrebende an beiden Schultern.
    »Hilfe, Licht! Hilfe!« rief Valeria.
    Und schon eilte man mit Licht aus der Türe des Hauses. Aber der Corse, der Türe den Rücken wendend, ließ nicht von ihr.
    »Laß meinen Arm los.«
    »Nein, einmal sollst du mir   –«
    Aber in diesem Augenblick ward er mit zorniger Gewalt zurückgerissen, daß er Valeria losließ und gegen die Mauer taumelte.
     Totila leuchtete ihm mit der Fackel in das glühendeAntlitz. Furchtbarer, aber heiliger Zorn loderte aus des Königs Augen.
    »Tiger!« rief er, »willst du
meine
Braut ermorden wie die
deine?
«
    Mit einem gellenden Schrei der Wut sprang der Corse, beide Fäuste ballend, gegen ihn an. Aber ruhig blieb Totila stehen und
     durchbohrte ihn mit den Blicken. Furius faßte sich. Da flog Valeria an Totilas Brust.
    »O laß von ihm, rasch fort! Er ist rasend! Seine Braut hat er ermordet?«
    Diese Frage aus Valerias Mund ertrug der Corse nicht:– er warf noch einen Blick auf Totila,– sah, wie dieser, bejahend, Valeria
     zunickte – Und sofort war er hinter den Cypressen im Schatten verschwunden.
    »Ja«, sagte Totila, »so ist es. Hat dich der Wahnsinnige recht erschreckt?«
    »Es ist vorüber:– du bist ja bei mir.«
    »Mich reute, daß ich ihm verstattet, dich aufzusuchen. Und ich eilte hieher, von Liebe und Beunruhigung getrieben.«
    »Gut, daß du kamst und nicht die Leute aus dem Hause. Wie tief hätte es ihn beschämt! Ich rief erst, als ich wirklich glaubte,
     er rase. Und was ist das für eine grausige Tat? Seine Braut?«
    »Ja«, wiederholte Totila, den Arm um sie schlingend, die Fackel einer Sklavin reichend, welche nun aus dem Hause trat, »aber
     laß uns noch im Mondlicht wandeln.«
    Und er schritt mit der Geliebten wieder tiefer in den Garten, auf und ab wandelnd.
    »Es ist mir nicht lieb, daß mir es der gerechte Zorn entrissen. Es war das Geheimnis, durch welches ich über diesen Panther
     wundersame Gewalt gewonnen. Vor vielen Jahren traf ich ihn,– ich hatte libysche Seeräuber verfolgt mit meinem Schiff – im
     Hafen von Beronike an der Küste der Pentapolis. Er war im Begriff, sich zu vermählen mit Zoë, der Tochter eines syrischen
     Kaufherrn, welcher sich, des Elfenbeinhandels wegen, dort in Afrika niedergelassen. Der Corse hatte von jeher Neigung zu mir
     gezeigt – ich hatte ihm auch bei seinem Seehandel oft genützt   –, und er bat mich, der Hochzeitsfeier auf seinemreichgeschmückten Fahrzeug beizuwohnen. Ich erschien, und das Fest verlief ganz fröhlich: nur war der Bräutigam in einer Stimmung,
     die mehr von Grausamkeit als von Zärtlichkeit an sich trug. Endlich sollten die Eltern der Braut – nur sehr widerstrebend
     hatten sie dem Fremden, dessen unbändige Wildheit bekannt und auch bei der Werbung selbst hervorgetreten war, das weiche,
     zarte Kind zugesagt,– auf kleinem Boot mit mir das Schiff verlassen, welches die Brautleute nach Corsica tragen sollte. In
     sehr begreiflicher Rührung des Abschieds warf sich Zoë weinend immer wieder in die Arme ihrer Eltern. Ich bemerkte, daß der
     Bräutigam hierüber in eine mir ganz unfaßliche Wut geriet. Endlich rief er Zoë an: ob sie ihren Vater ihm vorziehe? Ob sie
     denn ihn nicht mehr liebe? Das sähe ja aus wie Reue. Er drohte, schalt, und das arme Kind weinte immer mehr. Endlich schrie
     er ihr wütend zu, sie solle augenblicklich aufhören zu weinen und, um nach altem Seemannsbrauch bei Schiffshochzeiten, mit
     dem Beil, das er in der Hand hielt, das Ankertau zu kappen, auf seine Seite des Schiffes treten. Zoë gehorchte, riß sich von
     dem Vater los –: da traf sie auf der Mutter banges, tränenerfülltes Auge:– und, anstatt zu Furius zu treten, wandte sie sich,
     wieder laut aufschluchzend, ihrer Mutter zu, diese noch mal zu umarmen. Rasend aber sprang Furius herzu, sein Beil blitzte,
     sie streifend, über des Mädchens Haupt: und er hätte sie auf dem Fleck erschlagen   –«
    »Entsetzlich«, rief Valeria.
    »Fiel ich ihm nicht in den Arm und entriß ihm das Beil mit einem Blick, der ihn plötzlich bändigte. Lysikrates aber trug sein
     blutendes Kind aus dem Schiff nach Hause und versagte dem gefährlichen Bräutigam die Ehe.«
    »Was ward aus ihr?«
    »Sie starb bald darauf. Nicht gerade an der Wunde: aber an den Folgen des Schreckens und widerstreitender Aufregungen.
Du
solltest sie dem Vereinsamten ersetzen.«
    Valeria schauderte. »Er ist mir unheimlich. Dem halbgezähmten Raubtier gleicht er,

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