Ein Kampf um Rom
wir das Gelübde nicht erfüllt? Ach, der Himmel
bleibt taub für die Fragen des geängsteten Menschenherzens. Er öffnet sich nur, um zu strafen: seine furchtbare Sprache ist
der Donner und seine Schicksalsleuchte sein zugleich zermalmender Blitz. Bist du versöhnt, du strenger Gott des Kreuzes? oder
forderst du unerbittlich die dir verfallne Seele ein?«
Aus diesem Träumen und Sinnen weckte sie – schon war es ganz dunkel geworden, und der eben aufsteigende Mond warf noch wenig
Licht in den hochgelegnen, ummauerten Garten – der rasche Schritt eines Mannes, der hastig nahte von dem Garten her: der Sand
der Gartenwege knisterte unter seinen Füßen. Das war nicht Totilas schwebender Gang. Die Jungfrau stieg die Marmortreppe herab
und wollte sich auf dem schmalen Gang, der zwischen den Cypressen an der Mauer hin führte, nach dem Hause zuwenden:– da vertrat
ihr der Nahende, der ihre weiße Gestalt erkannt hatte, plötzlich den Weg: er selbst im dunkeln Mantel kaum kenntlich –: es
war der Corse. Sieerschrak über den plötzlichen Anblick: wohl hatte sie von je des Mannes Leidenschaft erkannt, aber mit Grauen, mit seltsamer
Furcht.
»Du hier, Furius Ahalla! Was führt dich in diese frommen Mauern?«
Eine Weile schwieg der Fremde. Er atmete schwer und schien, ringend, nach Worten zu suchen. Allmählich stieg das Licht des
Mondes über die Mauer. Hell zeigte er bald der schönen Römerin edle Züge und Gestalt. Endlich sprach Furius abgerissen, mühsam.
»Das Verlangen führt mich her – Abschied zu nehmen, Valeria. Abschied für immer. Wir schlagen morgen eine blutige Schlacht.
Dein – – König hat mir verstattet, noch einmal zu sehen die – Dasjenige, was ich unter allen Männern nur ihm gönne. Oder«,
fügte er leidenschaftlich hinzu, heiß auf ihre Gestalt blickend und den Arm leise hebend, »gönnen soll, und doch nicht – gönnen
kann.«
»Furius Ahalla«, sprach Valeria, mit Hoheit zurücktretend,– denn sie hatte jene Armbewegung wohl bemerkt – »ich bin deines
Freundes Braut.«
»O ich weiß es – nur zu gut weiß ich es.«
Und er trat, ihr folgend, einen Schritt vor. »In meinem Herzen steht es eingeschrieben mit der brennenden Schrift der Qualen.
O ich könnte ihn grimmig hassen. Weshalb schritt er – gerade er! – zwischen dich, du schönheitsschimmerndes Weib, und meine
rasende Leidenschaft? Jeden andern würde ich zerreißen. Es ist sehr schwer, ihn nicht zu hassen.«
»Du irrst«, sprach Valeria – »und nur um dir dies zu sagen – hörte ich solche Sprache zu Ende. Hätte ich Totila nie gesehen
– ich wäre doch nie die Deinige geworden.«
»Warum?« frug der Corse gereizt.
»Weil wir nicht zusammentaugen. Weil, was mich zu Totila hinzieht, mich von dir hinwegreißt.«
»O du irrst! Es muß jedes Weib gewinnen, sich so rasend, so wütend geliebt zu sehn, wie ich dich liebe.«
»Deine Liebe – hätte mir Grauen eingeflößt –, und nun laß mich in das Haus.«
Aber Furius versperrte den schmalen Pfad mit seiner Gestalt. »Grauen? das schadet nicht. Süßes Grauen ist die Mutter der Liebe.
Es gibt verschiedne Art zu lieben, zu werben. Mir hat von je zumeist des Löwen Werbebrauch gefallen. Er läßt der Braut nur
die Wahl zwischen Liebe oder Tod.«
»Genug dieser Worte, die dir zu sprechen, mir zu hören gleich unziemlich ist. Laß mich vorbei.«
»Ha, fürchtest du dich, Vestalin?«
Und er trat noch einen Schritt näher. Aber hoheitvoll maß ihn Valeria mit kaltem Blick der Verachtung.
»Vor dir? Nein.«
»Dann bist du allzukühn, Valeria: denn du hättest allen Grund. Und wüßtest du, was in mir lodert seit Jahren, kenntest du
die Folterqualen meiner Nächte – du würdest zittern. Ha: und könntest du mich nicht lieben – auch dich zittern sehen wie jetzt,
dich zittern machen, wäre Wollust.«
»Schweig!« rief Valeria und wollte sich an ihm vorüber durch die Bäume drängen.
Aber nun vertrat er ihr hier den Weg und griff nach ihrem Mantel – seiner Sinne kaum mehr mächtig.
»Nein, ich will nicht schweigen«, flüsterte er heiß. »Du sollst es wenigstens wissen und in dir nachglühen fühlen, solang
du atmest. Schon fühle ich Schauer des Grauens durch deine stolzen Glieder rieseln. Nicht abkürzen will ich mir die Wonne,
dich erbeben zu sehn. Ha, wie würdest du erst zittern in diesen Armen, wie würde diese stolze Gestalt hinschmelzen unter dem
heißen Hauch meines Mundes – Wie solltest du mir
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