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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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das unberechenbar und unverlässig bleibt.
     Jeden Augenblick mag seine tödliche Wildheit erwachen.«
    »Laß ihn. Sein Kern ist edel. Er tobt sich jetzt aus:– hörtest du den donnernden Hufschlag seines Rosses den Berg hinab? –
     und morgen in der Schlacht macht er alles gut. Ich will ihm gern verzeihn:– er war nicht bei Sinnen. Aber nun laß uns zurückkehren
     zu uns selbst, zu unsrem Glück und unsrer Liebe.«
    »Ist unsre Liebe dein Glück geworden?« fragte Valeria nachdenklich. »Wieviel stärker stündest du morgen im Kampf, wenn des
     Westgotenkönigs Tochter, wenn jene Haralda, der du sehr gefielst   –«
    Aber Totila drückte sie an die Brust. »Wer ersetzt Valeria?« »Glück!« wiederholte diese. »Werden wir je vereinigt werden?
     Man sagt, die Feinde sind euch doppelt überlegen. Die Schlacht morgen:– hast du keine Besorgnis?«
    »Nie in meinem Leben habe ich einem Kampf so freudig entgegengesehen. Das wird mein Ehrentag in der Geschichte! Mein Plan
     ist gut: mich freut’s, den großen Schlachtendenker Narses mit seiner eignen Kunst zu überwinden. Wie in ein Festspiel reite
     ich in diese Schlacht. Du sollst mir deshalb Helm und Roß und Speer mit Blumenkränzen und mit Bändern schmücken.« –
    »Mit Blumen und Bändern! – Opfer schmückt man so.«
    »Und Sieger, Valeria.«
    »Morgen mit Sonnenaufgang sende ich dir die Waffen hinab ins Lager, geschmückt mit Blumen, die im Frühtau glänzen.«
    »Ja, geschmückt will ich reiten in meine schönste Siegesschlacht –: denn morgen ist der Tag, da ich in Einem Schlag die Braut
     mir und Italia erkämpfe – ihr seid Eins in meinem Herzen: stets hab’ ich in dir, du Marmorschöne, das Bild Italiens geliebt.«

Einunddreißigstes Kapitel
    Als der König beim Schein der Sterne das kleine Haus von Taginä erreicht, wo er sein Quartier aufgeschlagen, traf er im Hofe,
     auf dem Rand der Cisterne, einen Mann in dunklem Mantelsitzend, die Harfe auf den Knien: sie blitzte im Mondlicht; leise Akkorde griff er darauf.
    »Du bist es, Teja? Hast du nicht zu tun auf deinem Flügel?«
    »Ich habe dort alles geordnet. Hier hab’ ich zu tun – mit dir.«
    »Tritt mit mir ins Haus. Ist Julius nicht darinnen?«
    »Er ging noch in die Basilika Sanct Pauls, für deinen Sieg zu beten. Er kommt wohl bald zurück. Ich habe dir eine Rüstung
     mitgebracht, die ich dich bitte: morgen in der Schlacht – mir zuliebe – zu tragen, sie ist fest und sehr sicher.«
    Totila blieb gerührt stehen: »Welche Sorgfalt echter Freundschaft!«
    Hand in Hand schritten sie nun in das Mittelgemach des Hauses. Da lag, auf dem Marmortisch aufgerichtet, eine vollständige
     Rüstung: vom Helm bis zu den geschuppten Schuhen: von dem besten hispanischen Stahl: leicht und doch undurchdringlich: meisterhaft
     gearbeitet: aber ohne allen Schmuck, ohne Helmzier, mit dichtgeschlossnem Visier – alles von dunkelblauem Stahl.
    »Welcher zauberkund’ge Schmied hat dieses Wunderwerk geschaffen?« frug Totila, bewundernd.
    »Ich«, sagte Teja. »Du weißt: ich habe von jeher Gefallen an Waffenarbeit gehabt. Und ich habe – ich schlafe wenig nachts
     – diese Schuppen für dich gefertigt. Du mußt sie annehmen.«
    »Ja«, lächelte Totila – »für meine Bestattung: darin will ich meinen Leichenzug begleiten. Aber morgen, mein Teja, reit’ ich
     in vollem Königsschmuck ins Treffen. Italia soll nicht sagen: ihr König und Bräutigam habe sich an seinem Ehrentag versteckt.
     Nein, wer morgen den Gotenkönig sucht, soll nicht viel Mühe haben, ihn zu finden.«
    »Ich hab’ es gefürchtet«, seufzte Teja. »So laß mich wenigstens morgen an deiner Seite fechten: nimm mir den Befehl des rechten
     Flügels ab.«
    »Nein, er ist hochwichtig. Mich beschützen kann ich selbst. Die Berge aber mußt du mir decken und den Weg nach Rom: im Fall
     eines Unglücks liegt auf deinem Flügel die einzige Rettung für den Abzug.«
    Da trat Julius ein mit Graf Thorismuth und Herzog Adalgoth: und die Diener,– darunter auch Wachis, der nun Teja als Schildträger
     begleitet hatte – brachten das Nachtmahl: Fleisch, Früchte, Brot und Wein.
    »Denke, Julius«, lächelte Totila diesem entgegen, »der kühnste Held im Gotenheer ist ängstlich geworden.«
    »Nicht für mich«, sagte dieser.
    »Aber meine Träume treffen meistens ein. Und sie sind immer schwarz.«
    »
Eure
Träume«, lächelte Totila dem jungen Adalgoth, der sich neben ihm niederließ, und Wachis zu, der dem König den Becher füllte
     –

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