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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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König aber frug:
    »Und wie hast du ihn erlebt, diesen furchtbaren Gott?«
    »Die Stunde ist gekommen, Totila, mein König und mein Freund, da du vernehmen magst, was ich so lange auch dir verschwiegen:
     mein Schicksalsgeheimnis, den Schatten, der über mein Leben fiel, es verfinsternd für immerdar. Nein, bleibe nur, Christ.
     Auch du magst es hören und dir es dann zurechtlegen mit der Unerforschlichkeit der Wege Gottes, mit der Züchtigung dessen,
     den er liebt, und anderer Weisheit der Mönche. Solches magst du bei dir denken. Aber sprich es nicht aus: ich ertrage nicht
     – heute nicht – es zu hören.– Du kennst, Totila, meiner Eltern fluchbeladen Geschick: denn wir beide wurden ja zusammen in
     König Theoderichs Waffenschule zu Regium von dem alten Hildebrand erzogen.«
    »Ja, und wir liebten uns wie Brüder«, sprach der König.
    »Anfangs scheu, verschlossen, niedergedrückt durch das Geschick meiner Eltern, lebte ich in deiner sonnigen Nähe allmählich
     wieder auf. Da überfielen, mitten im Frieden, Kriegsschiffe des Kaisers – er zürnte mit dem König wegen des Grenzstreits bei
     Sirmium – feindlich Regium und führten, außer andern Gefangnen, auch uns vierzig Jünglinge, auf ihre Triremen uns verteilend,
     fort – nur du warst ihnen entgangen: denn derKönig hatte dich tags zuvor als seinen Becherwart nach Ravenna in das Palatium entboten. Der alte Hildebrand und Graf Uliaris
     setzten, sobald sie es erfuhren, mit der sicilischen Flotte den Griechen nach, holten ihre Schiffe ein auf der Höhe von Catana,
     nahmen sie und befreiten alle Gefangnen. Nur Ein Schiff entkam den Befreiern mit raschen Segeln – die Trireme ›Naus Petrou‹,
     in welcher ich mit zwei Genossen gebunden lag. Der Trierarch Lykos, anstatt uns Kriegsgefangne nach Byzanz zu führen, zog
     es vor, uns als Sklaven zu verkaufen und den Kaufpreis einzustecken. Er lief ein in den Hafen der Insel Paros: dort verschacherte
     er uns an seinen Gastfreund Dresos, den reichsten Kaufmann jener Eilande. So war denn Teja, des Grafen Tagila Sohn, ein freier
     Gote   – Sklave eines Griechen.– Ich beschloß, sobald ich meiner Ketten entledigt und meiner Glieder Herr würde, mich zu töten. Aber
     als wir, in kleinen Booten ausgeschift, ans Land gebracht wurden, da – o mein Freund – da   –«
    Und er hielt inne und legte die Hand vor die Augen.
    »Mein Teja«, sprach der König, die Hand auf des Seufzenden Schulter legend.
    »Da fiel mein Blick auf die reichvergoldete, offne Sänfte, die neben Dresos hielt – und auf ein Mädchen – wunderbar schön!
     Bald kamen wir auf des Dresos Villa, nahe bei der Stadt, an. Dresos mißhandelte alle seine Sklaven mit Schlägen und übermäß’ger
     Arbeit, ja er mißhandelte selbst seine Mündel Myrtia, das zarte, wundersame Bild.
    Mich traf ein mildres Los. Als er von mir erfuhr, daß ich Waffen zu schmieden und edles Geschmeide wohl verstand,– ich hatte
     es vom Knaben an geübt – da behandelte er mich besser, baute nahe seiner Villa mir eine Werkstätte und machte mich zum Vorstand
     der hier beschäftigten Sklaven. Auch die Ketten nahm er mir – bei Tage – ab. Nur bei Nacht ward ich mit meinen zwei gotischen
     Mitsklaven zusammengekettet an den Amboß in der Werkstatt. Ich hätte die Flucht bei Tage wohl wagen können. Aber ach – ich
     floh nicht! Myrtia hielt mich gefesselt! Sie sehen – sie sprechen: denn oft kam sie in die Werkstatt, Geschmeide, Schmuck
     zu bestellen, bessern zu lassen, bald auch,mir bei der Arbeit zuzuschaun oder meinem Gesang und Harfenspiel zu lauschen.
    Und, o ihr ewg’en Sterne, welche Wonne! Was anfangs nur Mitleid gewesen in des schönen Griechenkindes Brust – ich sah es,
     ich konnte nicht mehr zweifeln – sie gestand es in seligem Kuß,– das ward Liebe, volle, seltne Liebe. Ich kann sie nicht schildern:
     golden ihr Haar, golden ihr Auge, golden ihr Herz.– – Und auch Teja war einmal glücklich und glaubte an Glück und einen gütigen
     Gott über den Sternen.
    Da kam die Geliebte eines Abends, verstört, in Verzweiflung, zu der leisen Zwiesprach in die Werkstätte. Ihr Vormund hatte
     sie verlobt: verschachert an denselben Trierarchen Lykos, welcher uns in die Sklaverei verkauft hatte. Bitten, Tränen, kniefälliges
     Flehen blieben umsonst: auf ihren sechzehnten Geburtstag ward ihr die Hochzeit angesagt. Das war in wenigen Wochen. Der längst
     gehegte Plan zu gemeinsamer Flucht ward nun rasch gereift. Ich hatte mir schon lange

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