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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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sprang ich ihm entgegen und stieß ihm das Schwert in die
     Brust. Da tönte ein Aufschrei –: mein Name –: das war nicht Lykos! Ich öffnete entsetzt das Helmvisier   – Myrtia lag sterbend vor mir.«
    Er schwieg und verhüllte das Haupt im Mantel.
    »Armer, unseliger Freund«, sprach Totila, nach seiner Rechten langend.
    Julius aber sprach leise, unhörbar für beide:
    »
Mein
ist die Rache, ich will vergelten: spricht der Herr.«
    Teja erhob das Haupt und fuhr fort:
    »Ich fiel sinnlos, bewußtlos neben ihr nieder. Als ich zu mir kam, fühlte ich den frischen Hauch der Seeluft um mich wehn.
     Die Genossen, Aligern voran, waren, besorgt über unser langes Ausbleiben, in den Garten nach der Werkstätte zurückgekehrt:
     dort fanden sie uns beide.
    Bevor sie starb, erzählte die Geliebte kurz, wie Dresos und Lykos, beide berauscht, im Taumel des Festgelages plötzlichbeschlossen, noch in dieser Nacht die Hochzeit zu vollziehen. Kurz vor Mitternacht hatte man die Widerstrebende aus dem Frauengemach
     geholt und in die Villa, in das wilde Zechgelage, geschleppt. Sogleich sollte die Hochzeitsfeier gehalten werden: Dresos legte
     ihre zitternde Hand in die des Lykos. Nur soviel Zeit sollte gelassen werden, daß dieser sich zu der auf seinem Schiffe zu
     haltenden Feier umkleiden, Befehle dorthin entsenden konnte.
    So ließ man die Braut – für kurze Zeit – allein. Diese Zeit benutzte sie, eilte in die Vorhalle, wo sie des Lykos Helm und
     Mantel hatte liegen sehen: sie hüllte sich rasch in diese Verkleidung, schloß das Visier, barg ihr Frauengewand in dem langen,
     gelben Mantel und eilte an einigen der berauschten Gäste, unerkannt, vorüber, geradewegs zu mir in die Werkstätte –: denn
     im Frauenhause waren nun alle Sklaven und Sklavinnen wach – von dort aus mit uns zu fliehen.
    Und ihr letztes Wort war ein Segenswunsch für mich gewesen. Sie mußten mich halten –: ich wollte mich ins Meer werfen. Ich
     verfiel in ein hitziges, schweres Fieber. Ich erwachte erst an Bord eines gotischen Kriegsschiffes, unter Herzog Thulun, das
     uns bei Kreta aufnahm. Da entdeckte Aligern plötzlich, daß uns die Trireme des Lykos, die entflohenen Sklaven verfolgend,
     nachgesetzt war und eben um die Spitze von Kydonia bog, als wir an Bord des Kriegsschiffes waren. Sofort setzte der Grieche
     alle Leinwand auf, zu entkommen, als er die gotische Kriegsflagge erkannte: aber Herzog Thulun und Aligern jagten nach, holten
     den Griechen ein, enterten und erschlugen Lykos, Dresos und die dreißig Mann des Schiffsvolks.
    Ich aber war, da ich erwachte, der Teja, der ich bin. Und glaubte nicht mehr an den Gott der Gnade und Liebe: und wie ein
     Hohn auf Myrtia klingt jedes Wort, das davon faselt. Was hatte sie – was hatte ich verschuldet? Weshalb ließ Gott, wenn er
     lebt, dies Grauenhafte zu?«

Fünfunddreißigstes Kapitel
    »Und weil diese Eine Rose geknickt, leugnest du den Sommer und den Sonnenschein?« fragte Totila, »und glaubst, ein blindes
     Ungefähr beherrscht die Welt?«
    »Das glaub’ ich nicht. Ewige Notwendigkeit seh’ ich im Gang der Sterne da oben: und das gleiche, ewige Gesetz lenkt unsre
     Erde und die Geschicke der Menschen.«
    »Aber dies Gesetz ist ohne Sinn?« fragte Julius.
    »Nicht ohne Sinn: nur hat es nicht den Sinn und Zweck unsres Glückes. Sich selbst zu erfüllen, ist sein einziger, hoher, geheimnisvoller
     Zweck. Und wehe den Toren, die da wähnen, ihre Tränen werden gezählt jenseits der Wolken. Oder auch vielleicht wohl ihnen
     –: ihr Wahn beglückt sie!«
    »Und dein Denken«, sprach Julius, »beglückt nicht. Ich sehe nicht ein, wofür, wozu du lebst, bei solcher Anschauung.«
    »Das will ich dir sagen, Christ. Das Rechte tun, was Pflicht und Ehre heischen, ohne dabei auf tausendfache Verzinsung jeder
     Edeltat im Jenseits zu rechnen: Volk und Vaterland, die Freunde männlich lieben und solche Liebe mit dem Blut besiegeln: das
     Schlechte in den Staub treten, wo du es findest: – denn daß es schlecht sein
muß
, macht es nicht minder häßlich: du tilgst auch Natter und Nessel, obwohl sie nicht dafür können, daß sie nicht Nachtigall
     und Rose – und dabei allem Glück entsagen, nur jenen tiefen Frieden suchen, der da unendlich ernst und hoch ist wie der nächtige
     Himmel, und wie leuchtende Sterne gehen darin auf und nieder traurige, stolze Gedanken –: und dem Pulsschlag des Weltgesetzes
     lauschen, der in der eignen Brust wie in dem Sterngetriebe geht: – auch das,

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