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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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davon.
    Einstweilen hatten den wunden König die Freunde durch Taginä hinaus in ein kleines Piniengehölz an der Straße gebracht, wo
     er aus einer Quelle trank und sich etwas erholte.
    »Julius«, mahnte er, »reite hinauf zu Valeria: sag ihr: diese Schlacht sei verloren: aber nicht das Reich, nicht ich, nicht
     die Hoffnung. Ich reite, sowie ich mich gekräftigt, hinauf nach der Spes bonorum: in jene feste, hohe Stellung habe ich Teja
     und Hildebrand beschieden nach Lösung ihrer Aufgaben. Geh, ich bitte, tröste die Geliebte und bringe sie selbst aus dem Kloster
     dorthin. Du willst nicht? dann reit’ ich selbst den steilen Weg ins Kloster: nimm mir das doch ab.«
    Nicht gern schied Julius von dem Wunden.
    »O hebe mir Helm und Mantel ab: sie sind so schwer«, bat dieser.
    Julius löste ihm beide ab.

Achtunddreißigstes Kapitel
    Da durchzuckte den Mönch ein Gedanke: hatten sie nicht schon einmal die Gewande getauscht,– die Dioskuren? Und hatte er nicht
     schon einmal den Mordstahl dadurch von Totila auf sich gezogen? Und nun kam ihm blitzschnell:– wenn sie verfolgt wurden? –
     denn ihm war, als höre er Rosse eilend nahen und Aligern   – Adalgoth hielt des Königs Haupt in seinem Schoß – war an den Waldeingang geeilt, zu spähen.
    »Ja, sie sind’s«, rief dieser jetzt zurück: »persische Reiter nahen von zwei Seiten dem Wald.«
    »Dann eile, Julius«, bat Totila, »rette Valeria auf das feste Grab zu Teja.«
    »Ja, ich eile, mein Freund! Auf Wiedersehn!« Und er drückte ihm noch mal die Hand. Dann bestieg er den Rappen Pluto – er wählte
     das verwundete Roß, dem Freund das eigne, noch unversehrte überlassend. Rasch setzte er, ungesehen von Totila, den Schwanenhelm
     aufs Haupt, warf den weißen, blutbespritzten Mantel um und sprengte aus dem Walde gegen die Klosterhöhe.
    »Dieser Weg«, sagte er sich, »ist ganz offen und ungedeckt: dagegen der des Königs nach dem Grab geht durch Wald und Weinberge.
     Vielleicht gelingt es, die Verfolgung auf mich und von ihm abzuziehen.«
    Und in der Tat, kaum war er aus dem Gehölz ins Freie gelangt und begann, bergan zu reiten, als er sah, wie die Reiter, welche
     um Taginä herumgeschwenkt waren, ihm eifrig folgten. Um so lang als möglich die Verfolger von dem König abzulenken, so spät
     als möglich erst die Erkennung des Irrtums herbeizuführen, trieb er sein Roß zu höchster Eile. Aber der Rappe war wund: und
     es ging sehr steil einen steinigen Hang hinan. Näher und näher brausten die Verfolger.
    »Ist er’s?«
    »Ja, er ist’s.«
    »Nein, er ist’s nicht. Er ist zu klein«, sagte der Führer, der als der vorderste ritt.
    »Und sollte er ganz allein fliehen?«
    »Das wäre freilich das Klügste, was er tun könnte, zu entkommen«, meinte der Führer.
    »Freilich ist er’s, der Schwanenhelm!«
    »Der weiße Mantel!«
    »Aber er ritt ein weißes Roß?« fragte der Führer.
    »Ja, zuerst«, antwortete einer der Reiter. »Aber als das fiel von meinem Speer – da hoben sie ihn – ich stand ja dabei – auf
     diesen Rappen.«
    »Gut«, rief der Führer, »genug, dann hast du freilich recht. Und ich kenne den Rappen.«
    »Ein edles Tier. Wie es aushält, bergan, obwohl es blutet.«
    »Ja, er ist edel! Und er soll stehen, der Rappe, gebt acht: ›Halt, Pluto! auf die Knie.‹« Und zitternd, schnaubend hielt das
     kluge, treue Roß, trotz Sporn und Schlag, und senkte langsam die Vorderfüße in den Sand.
    »Verderben bringt’s, Barbar, des Präfecten Roß zu reiten! Da! Nimm das fürs Forum! und das fürs Capitol! und das für Julius!«
     Und wütend schleuderte der Führer drei Wurfspeere nacheinander, den eignen und zwei von Syphax, die er diesem entriß, in den
     Rücken, daß sie vorn herausdrangen, sprang vom Roß, zog das Schwert heraus und riß des zur Erde Gestürzten Haupt an dem Helm
     empor.
    »Julius!« schrie er entsetzt.
    »Du, o Cethegus?«
    »Julius! Du darfst nicht sterben.« Und leidenschaftlich suchte er das Blut zu hemmen, das aus den drei Wunden floß.
    »Wenn du mich liebst«, sprach der Sterbende – »rette ihn – rette Totila!«
    Und die sanften Augen schlossen sich für immer. Cethegus tastete nach dem Herzen: er legte ihm das Ohr auf die entblößte Brust.
     »Es ist aus«, sagte er dann tonlos. »O Manilia! Julius – dich hab’ ich geliebt. Und er starb,
seinen
Namen auf den Lippen!Es ist vorbei«, sprach er dann grimmig. »Das letzte Band, das mich an Menschenliebe fesselte, ich mußt’ es selbst

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