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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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kostbares Rüstzeug! Das sieht man nicht bei uns daheim, o
     Vetter Gisulf! Und noch immer nicht angreifen dürfen! Schläft denn Narses wieder?«

Siebenunddreißigstes Kapitel
    Endlich sprengte ein persischer Reiter, durch die Reihe der Goten sich Bahn brechend, an den König heran: er brachte eine
     Meldung und jagte spornstreichs zurück.
    »Nun endlich!« sprach Totila, »jetzt ist’s genug des Spiels! Tapfrer Alboin, Audoins Sohn«, rief er laut hinüber, »so willst
     du wirklich für die Griechen fechten, gegen uns? Wohlan, so komm, Königssohn –: dich ruft ein König!«
    Da hielt sich Alboin nicht länger: »Mein muß er werden mit Panzer und Roß«, schrie er und sprengte mit eingelegter Lanze wütend
     heran.
    Totila brachte, mit leisestem Schenkeldruck, sein tänzelndes Pferd plötzlich zum Stehn: er schien den Stoß erwarten zu wollen.
     Schon war Alboin heran. Da:– abermals ein leiser Schenkeldruck und ein feiner Seitensprung des Pferdes:– und an Totila vorbei
     sauste der Langobarde. Im Augenblick aber war Totila in seinem Rücken – und ohne Mühe hätte er ihn mit dem gezückten Speer
     von hinten durchbohrt. Laut aufschrien die Langobarden und eilten ihrem Königssohn zu Hilfe. Aber Totila schwenkte die Lanze
     in seiner Hand herum und begnügte sich, mit dem stumpfen Schaftende dem Gegner einen solchen Stoß in die linke Seite zu geben,
     daß er auf der rechten Seite aus dem Sattel zur Erde flog.
    Ruhig ritt darauf Totila zu seiner Linie zurück, den Speer über dem Haupte schwenkend. Alboin war wieder zu Pferd gestiegen
     und führte nun den Angriff seiner Geschwader auf dieschwache gotische Reihe. Aber bevor der Anprall erfolgte, rief der König:
    »Flieht! flieht in die Stadt!« warf sein Roß herum und jagte davon, auf Caprä zu. Eilfertig folgten ihm seine Reiter.
    Einen Augenblick stutzte Alboin verblüft. Aber gleich darauf rief er: »Es ist nicht anders. Es ist eitel Flucht! Da rennen
     sie schon in das Tor. Ja: Reiterkunststücke und Kampf sind zweierlei. Nach, meine Wölflein! Hinein in die Stadt.«
    Und sie sprengten auf Caprä los, rissen das von den Fliehenden nur zugeworfne, nicht verriegelte Nordtor auf und jagten durch
     die lange Hauptstraße auf das Südtor zu, durch welches eben die letzten Goten verschwanden.
    Narses hatte sich in seiner Sänfte mühsam aufrecht erhalten bis jetzt und alles mit angesehen.
    »Halt«, rief er nun heftig. »Halt! Blast die Tuba! blast zum Halten! Zum Rückzug! Es ist die plumpste Falle der Welt! Aber
     dieser Alboin meint, es
muß
Ernst sein, wenn Einer vor ihm läuft.«
    Aber die Trompeter hatten gut blasen. Das Siegesgeschrei der verfolgenden Langobarden übertönte das Signal: oder die es hörten,
     verachteten es. Stöhnend sah Narses die letzten Reihen der Langobarden in dem Tore von Caprä verschwinden.
    »Ach«, seufzte er, »so muß ich sehenden Auges eine Torheit begehen. Ich kann sie nicht untergehen lassen für ihre Dummheit,
     wie sie es verdienten. Ich brauche sie noch. Also vorwärts, im Namen des Unsinns! Bis wir sie einholen, können sie schon halb
     zerhauen sein. Vorwärts, Cethegus, Anzalas und Liberius, mit den Isauriern, Armeniern und Illyriern. Hinein nach Caprä. Aber
     bedenkt: die Stadt
kann
nicht leer sein! Es ist eine Falle, in die wir jenen Stieren nachspringen, mit sehenden Augen. Meine Sänfte folgt euch. Aber
     ich kann nicht mehr stehn.«
    Und er lehnte sich müde zurück: ein leiser Schauer, wie er ihn oft in der Aufregung ergriff, schüttelte ihn.
    Im Sturmschritt eilte des Cethegus und Liberius Fußvolk gegen die Stadt: beide Führer ritten voraus. Inzwischen hatten Fliehende
     und Verfolger das schmale Städtlein durchflogen, auch die letzten Langobarden Caprä passiert und die erstenderselben mit Alboin die Stelle der flaminischen Straße halbwegs vor Taginä erreicht, wo die beiden Waldhügel links und rechts
     die Straße einengten.
    Noch eine Pferdelänge floh der König –: dann hielt er, wandte sich und winkte. Adalgoth an seiner Seite stieß ins Horn –:
     da brach aus dem Nordtor von Taginä Thorismuth mit den Speerträgern: und aus dem Doppelhinterhalt stürzten, von links und
     rechts, mit gellendem Zinkengeschmetter, die persischen Reiter des Corsen.
    »Jetzt kehrt, meine Goten: vorwärts zum Angriff! Jetzt wehe den Getäuschten.« Ratlos blickte Alboin nach allen drei Seiten.
     »So übel sind wir noch nirgends eingetrabt, meine Wölflein!« sagte er. Er wollte zurück. Aber auch aus dem

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