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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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die falsche Entscheidung getroffen. Ich selbst
     hätte sie nicht anders getroffen. Aber aus andern Gründen. Er hat vor allem seinen Freund und dann auch jene Zehntausend retten
     wollen. Das war ein Fehler: man mußte sie opfern, wenn man Liberius war. Denn Liberius übersah nicht die Lage des Kriegs.
     Liberius wußte nicht, wie Narses es weiß, daß, nach dieser Schlacht, das Gotenreich verloren ist: – ob es bei Taginä oder
     etwa bei Neapolis vollends vernichtet wird, ist gleich: und nur deshalb konnte, mußte man jene Zehntausend retten.«
    »Bei Neapolis? Aber warum nicht bei Rom? Gedenkst du der furchtbaren Wälle des Präfecten nicht? Warum werden sich die Goten
     nicht nach Rom werfen zu mondenlangem Widerstand?«
    »Warum? weil es mit Rom eine eigne Bewandtnis hat – aber das wissen sowenig die Goten wie Liberius. Und das darf nochlange nicht wissen – Cethegus. Also schweige. Wo ist der Stadtpräfect von Rom?«
    »Vorausgeeilt, um sofort, nach Ablauf des Waffenstillstandes, als der erste, die Verfolgung zu leiten.«
    »Du hast doch gesorgt –?«
    »Zweifle nicht! Er wollte mit seinen Isauriern allein aufbrechen: ich,– d.   h. Liberius auf meinen Rat,– hab’ ihm Alboin und die Langobarden beigegeben, und du weißt   –«
    »Ja«, lächelte Narses, »meine Wölfe lassen ihn nicht aus den Augen.«
    »Aber wie lange noch soll er –?«
    »Solang ich ihn brauche. Nicht eine Stunde länger. Also der junge königliche Wundertäter liegt auf seinem Schild? Nun mag
     Justinianus sich mit Recht ›Gothicus‹ nennen und wieder ruhig schlafen. Aber freilich:– der schläft wohl nie mehr ruhig –
     der enttäuschte Witwer Theodoras.« –
    Die beiden Führer Teja und Narses hatten also das gleiche Urteil über das Gotenreich. Es war verloren. Bei Caprä und Taginä
     war die Blüte des Fußvolks gefallen: fünfundzwanzig Tausendschaften hatte Totila hier aufgestellt: nicht Eine volle derselben
     ward gerettet: auch die beiden Flügel hatten Verluste gehabt: so waren es kaum zwanzig Tausendschaften, mit welchen König
     Teja eilig, zunächst auf der flaminischen Straße, nach Süden abzog. Ihn mahnte zur Eile auch der Hilferuf des kleinen Heeres
     von Herzog Guntharis und Graf Grippa, welches von der zwiefachen Zahl der zwischen Rom und Neapolis unter Armatus und Dorotheos
     gelandeten Byzantiner bedrängt war. Und ihn zwang zur Eile die furchtbare Verfolgung, mit welcher Narses, nach Ablauf des
     Waffenstillstandes, gemäß seinem schrecklichen System der »wandelnden Mauer« drängte.
    Während die Langobarden und Cethegus rastlos nachsetzten, langsam gefolgt von Narses, breitete dieser nach links und rechts
     zwei furchtbare Flügel aus, welche im Südwesten über das suburbicarische Tuscien hinaus bis an das tyrrhenische Meer, im Nordosten
     durch das Picenum bis an den ionischen Meerbusen langten und, wie sie von Norden nach Süden und von Westen nach Osten vordrangen,
     alles gotische Leben hintersich ausgelöscht zurückließen. Wesentlich erleichtert wurde dies Verfahren durch den nun ganz allgemeinen Abfall der Italier
     von der verlorenen gotischen Sache: der milde König, welcher sie dereinst gewonnen, war ersetzt worden durch einen düstern
     Helden gefürchteten Namens: nicht Neigung zu dem Regiment von Byzanz, aber Furcht vor des Narses und des Kaisers Strenge,
     welche jeden Italier, der es noch mit den Barbaren hielt, mit dem Tode bedrohten, zog rasch die Schwankenden herüber. Die
     Italier, welche noch in König Tejas Heere dienten, verließen dasselbe und eilten zu Narses.
    Noch viel häufiger als vor der Schlacht von Taginä wurden jetzt die Fälle, in welchen gotische Siedlungen von ihren italischen
     Nachbarn, oft von dem Hospes, der ein Drittel seines Gutes dem Goten hatte abtreten müssen, den »Romäern« verraten oder, wo
     die Italier in großer Überzahl waren, von diesen selbst ausgemordet, gefangen, an die beiden Flotten des Narses, die »tyrrhenische«
     und die »ionische«, abgeliefert wurden, welche langsam im tyrrhenischen und im ionischen Meer an der Küste hinfuhren, den
     Vormarsch der Landheere begleitend und alle gefangnen Goten, Männer, Weiber und Kinder, mit sich schleppend. Die Burgen und
     Städte, schwach besetzt,– denn Totila hatte sein kleines Heer durch deren herangezogne Mannschaften verstärken müssen – fielen
     meist durch die Bevölkerung, welche, wie nach Totilas Erhebung die kaiserlichen, so nun die gotischen Besatzungen überwältigten:
     so

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