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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Belisar Schach zu bieten.
    Nach der Entdeckung, daß sich König Teja der Verfolgung entzogen habe, berief Cethegus seine vertrauten Tribunen und eröffnete
     ihnen: er sei entschlossen, nun, nötigenfalls mit Gewalt, der steten Beaufsichtigung durch Alboin und Johannessich zu entziehen, welche er durch die angeratnen Entsendungen geschwächt wußte, und mit seinen Isauriern allein nach Rom
     zu eilen, geradewegs auf der Flaminia, die ja nun von den Goten nicht gesperrt war. Aber während er sprach, führte Syphax
     eilfertig einen römischen Bürger ins Zelt, den er mit Mühe aus den Händen der Langobarden gelöst: jener hatte nach dem Präfecten
     gefragt, und sie hatten ihn »behandeln wollen wie gewöhnlich«, hatten sie gelacht.
    »Vom Rücken her aber«, fügte Syphax bei, »naht ein großer Zug:– ich spähe danach und berichte dir wieder.«
    »Ich kenne dich, Tullus Faber«, sprach der Präfect: »du warst immer Rom und mir getreu. Was bringst du?«
    »O Präfect«, klagte der Mann, »weil du nur noch lebst! Wir alle glaubten, du seist tot, da du auf acht Botschaften uns keinen
     Bescheid gabst.«
    »Ich habe nicht Eine erhalten.«
    »So weißt du nicht, was in Rom geschehn? Papst Silverius ist auf Sicilien im Exil gestorben. Der neue Papst ist Pelagius,
     dein Feind.«
    »Nichts weiß ich. Rede!«
    »O so wirst auch du nicht raten noch helfen können. Rom hat   –«
    Da trat Syphax ein: aber ehe er noch sprechen konnte, erschien im Zelt des Präfecten Narses, gestützt auf des Basiliskos Arm.
    »Ihr habt euch ja so lange hier aufhalten lassen von tausend gotischen Speeren«, zürnte der Feldherr, »bis euch die Gesunden
     entkommen sind und die Kranken euch einholen konnten. Dieser König Teja kann mehr als Schilde brechen:– er kann Schleier weben
     vor des Präfecten scharfen Augen. Aber ich sehe durch viele Schleier: auch durch diesen. Johannes, rufe deine Leute zurück:
     er kann nicht nach Süden, er muß nach Norden ausgewichen sein. Denn er weiß jetzt wohl schon lang, was den Präfecten von Rom
     zumeist angeht: Rom ist den Goten entrissen.«
    Des Cethegus Auge leuchtete.
    »Ich habe einige kluge Leute hineingeschmuggelt gehabt. Sietrieben die Bewohner zu rascher, nächtiger Erhebung: alle Goten in der Stadt wurden erschlagen: nur fünfhundert Mann entkamen
     in das Grabmal Hadrians und halten es besetzt.«
    »Wir haben acht Boten an dich gesandt, Präfect«, fand Faber Mut, einzuwerfen.
    »Hinaus mit diesem Menschen«, winkte Narses.
    »Ja, die Bürger Roms erinnern sich in Liebe wieder des Präfecten, dem sie soviel verdanken: zwei Belagerungen, Hunger, Pest
     und Brand des Capitols! Aber die an dich gesendeten Boten verirrten sich immer zu meinen Wölflein: und diese haben sie wohl
     zerrissen. An mich aber gelangte die Gesandtschaft, die der heilige Vater Pelagius abgeordnet hat: und ich habe mit ihm einen
     Vertrag geschlossen, den du, o Stadtpräfect von Rom, gewiß gutheißen wirst.«
    »Ich werde ihn nicht auflösen können.«
    »Die guten Bürger Roms scheuen nichts so sehr als eine dritte Belagerung: sie haben sich erbeten, wir möchten nichts unternehmen,
     was zu einem neuen Kampf um ihre Stadt führen könnte: die Goten im Grabmal Hadrians müßten, schreiben sie, bald dem Hunger
     erliegen: und ihre Wälle wollten sie selbst decken: und sie haben geschworen, nach jener Gotenschar Untergang die Stadt nur
     zu übergeben ihrem natürlichen Beschützer und Haupt: dem Stadtpräfecten von Rom. Bist du damit zufrieden, Cethegus? Lies den
     Vertrag:– gib ihn ihm, Basiliskos.«
    Cethegus las in tiefer, freudiger Erregung: so hatten sie ihn doch nicht vergessen, seine Römer! – So riefen sie doch nun,
     da alles zur Entscheidung drängte, nicht die gehaßten Byzantiner, sondern ihn, ihren Schirmherrn, zurück aufs Capitol. Schon
     sah er sich wieder auf dem Gipfel der Macht.
    »Ich bin’s zufrieden«, sagte er, die Rolle zurückgebend.
    »Ich habe gelobt«, sprach Narses, »keinen Versuch zu machen, die Stadt mit Gewalt in meine Hand zu bringen: erst muß König
     Teja dem König Totila nachgefolgt sein. Dann Rom und – manches andre. Folge mir, Präfect, in den Kriegsrat.«
    Als Cethegus die Beratung in dem Zelt des Narses verließ und nach Tullus Faber forschte, war jede Spur von diesem verschwunden.

Drittes Kapitel
    Scharf hatte der große Feldherr Narses die Wegrichtung erkannt, auf welcher König Teja von der flaminischen Straße abgebogen
     war. Nach Norden zunächst, nach der

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