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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Küste des ionischen Busens, war er ausgewichen und führte hier, mit seltner Wegeskunde,
     auf vielfach gewundenen Pfaden, sein flüchtendes Volk und Heer unbehelligt, unerreicht von den Verfolgern, über Hadria, Aternum,
     Ortona nach Samnium: daß Rom für ihn verloren, erfuhr er durch einzelne aus der Stadt geflohne Goten schon hinter Nuceria
     Camellaria. Nicht unerwünscht kam des Königs rasch zum Ende drängendem und schonungslosem Sinn die Nötigung, sich seiner Gefangnen
     zu entledigen: diese, an Zahl fast halb so stark als ihre Besieger, hatten die Überwachung so schwierig gemacht, daß Teja
     jeden Befreiungsversuch mit dem Tode bedrohen mußte.
    Hinter Fossatum, bei der Nordschwenkung, machten sie trotzdem einen Versuch, massenhaft mit Gewalt loszubrechen. Sehr viele
     wurden bei dem Unternehmen getötet: alle, welche übriggeblieben waren, mit Orestes und sämtlichen Führern, ließ der König
     bei dem Übergang über den Aternus mit gebundnen Händen in den Fluß werfen und ertränken.– Auf Adalgoths Fürbitte hatte er
     finster erwidert:
    »Zu vielen Tausenden haben sie wehrlose Gotenweiber und -kinder an ihren Herdfeuern überfallen und geschlachtet: das ist kein
     Krieg der Krieger mehr: das ist ein Mordkampf der Völker. Laß uns darin halbwegs auch das Unsre tun.«
    Aus Samnium eilte der König, das unwehrhafte Volk langsam unter schwacher Bedeckung nach sich führend – denn hier drohte keine
     Verfolgung   –, mit den besten Truppen rasch nach Campanien: so unerwartet traf er hier ein, daß er das kleine, durch die bisherigen Gefechte
     mit der Übermacht zusammengeschmolzne Heer von Herzog Guntharis und Graf Grippa,– er traf sie in fester Stellung zwischen
     Neapolis und Beneventum,– fast ebenso überraschte, wie bald darauf die siegessichern Gegner. Er erfuhr, daß die »Romäer«,
     von Capua aus, Cumä bedrohten.
    »Nein«, rief er, »diese Burg sollen sie nicht vor mir erreichen. Dort hab’ ich noch ein wichtig Werk zu vollenden.«
    Und verstärkt durch die Besatzung aus seiner eignen Grafenstadt Tarentum, unter dem tapfern Ragnaris, griff er die Übermacht
     der Byzantiner, welche auf geheimem Marsche von Capua aus Cumä überrumpeln wollten, sie selbst aufs höchste überraschend,
     an und schlug sie unter blutigen Verlusten grimmig aufs Haupt: er spaltete mit der Streitaxt dem Archonten Armatus die Stirn:
     an seiner Seite durchrannte der junge Herzog von Apulien den Dorotheos mit dem Speer: entsetzt flohen die Byzantiner gen Norden
     bis nach Terracina. Es war der letzte Sonnenkuß, den der Siegesgott auf die blaue Gotenfahne legte.
    Tags darauf zog König Teja in Cumä ein. Totila hatte, auf sein ernstes Andringen, sich entschlossen, bei dem diesmaligen allentscheidenden
     Auszug von Rom, gegen seine Gewohnheit, für die Treue der Stadt Rom Geiseln zu nehmen: niemand wußte, wohin diese gebracht
     worden. Am Abend seines Einzugs ließ König Teja den zugemauerten Garten des Castells zu Cumä aufbrechen: hier waren, hinter
     turmhohen Wällen, die Geiseln Roms geborgen: Patrizier, Senatoren – darunter Maximus, Cyprianus, Opilio, Rusticus, Fidelius:
     die angesehnsten Männer des Senats – im ganzen dreihundert an der Zahl: sie waren alle Glieder des alten Bundes der Katakomben
     wider die Goten.
    Teja ließ ihnen von den aus Rom entwichnen Goten berichten, wie die Römer, verführt von Sendlingen des Narses, sich in einer
     Nacht plötzlich erhoben, alle Goten, auch Weiber und Kinder, deren sie habhaft werden konnten, ermordet und den Rest in die
     Moles Hadriani zusammengedrängt hatten. So furchtbar war der Blick des Königs, welchen er auf den zitternden Geiseln während
     dieser Erzählung ruhen ließ, daß zwei derselben das Ende abzuwarten nicht ertrugen, sondern sich sofort an den harten Felswällen
     die Köpfe einrannten. Nachdem die Boten eidlich ihre Erzählung bekräftigt hatten, wandte sich der König schweigend und schritt
     aus dem Garten. Eine Stunde darauf starrten die Köpfe der dreihundert Geiseln gräßlich von den Mauerzinnen herab.–
    »Aber nicht bloß dies furchtbare Richteramt zog mich nach Cumä«, sprach Teja zu Adalgoth. »Es gilt, hier noch ein heiliges
     Geheimnis zu erheben.«
    Und er lud ihn, sowie die andren Führer des Heeres, zum fest- und freudelosen Nachtmahl. Als das traurige Gelage zu Ende,
     winkte der König dem alten Hildebrand. Dieser nickte, hob eine düster brennende Pechfackel aus dem Eisenring der Mittelsäule
     der

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