Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
Vom Netzwerk:
und Schulterspangen:
     Schnüre von Bergkristallen und von Perlen: und noch sonst unerschöpflich mannigfaltiges Geschirr für Speise und Trank, Gerät
     für Kleidung und Schmuck, für Spiel und Kampf.
    »Ja«, sprach König Teja, »diese geheime Höhle, nur uns, den Blutsbrüdern, bekannt – der Waffenmeister hatte sie in den Fels
     hauen lassen, als er vor vierzig Jahren Graf von Cumä war – sie war das Schatzgewölbe, das den Hort der Goten barg. Deshalb
     fand Belisarius so wenig vor, als er den Schatz zu Ravenna erbeutete: die edelsten und kostbarsten Stücke der Beute und der
     Geschenke, die Sammlung der Amalungenehren in Krieg und Frieden, die weit über Theoderich hinauf zu Winithar, Ermanarich,
     Athal, Ostrogotho, Isarna, Amala bis Gaut emporsteigen:– sie haben wir hier geborgen. Nur das gemünzte Gold hatten wir in
     Ravenna behalten und solches Gerät, das reicher an Goldwert als an Ehren schien.
    Monatelang sind die Feinde über diese Schätze hingeschritten, doch es schwieg die treue Tiefe des Abgrunds. Nun aber tragen
     wir sie alle mit uns – in eure breiten Schilde schöpfet sie und reichet sie, die Staffeln herauf, Einer dem Andern – in das
     letzte Schlachtfeld, darauf ein ostgotisches Volksheer kämpfen wird – nein, bange nicht: Jung Adalgoth, auch wenn ich gefallen
     bin und alles verloren ist –: nicht sollen die heiligen Schätze der Ehre die Feinde nach Byzanz schleppen. Denn wunderbar
     ist das letzte Schlachtfeld, das ich uns gekoren: es soll die letzten Goten und ihre Schätze und ihren Ruhm verschlingen und
     verbergen.«
    »Ja, auch ihren höchsten Schatz und Ruhm«, sprach der alte Hildebrand, »nicht nur Gold und Silber und edle Steine. Sehet her,
     meine Goten!«
    Und er leuchtete in den von einem Vorhang abgesperrten Schlußraum des Halbkreises und schob den Vorhang zur Seite. Da fielen
     alle andern ehrfürchtig auf die Knie. Denn sie erkannten den großen Toten, der da, hochaufgerichtet, auf dem goldnen Throne
     saß, den Speer noch in der Rechten, vom Purpurmantel umwallt. Es war der große Theoderich. Und die von den Ägyptern zu den
     Römern gewanderte Kunst, die Leichen wundersam zu wahren, hatte den Heldenkönig in schauerlicher Leibhaftigkeit erhalten.
     Tiefste Erschütterung band den Männern die Rede.
    »Schon seit langer Zeit«, hob endlich Hildebrand an, »mißtrauten Teja und ich dem Stern der Goten. Und ich, der ich vor Ausbruch
     des Krieges die Ehrenwache an dem Marmorrundhaus zu Ravenna hatte, in welchem Amalaswintha ihren toten Vater beigesetzt –
     ich liebte das ganze Gebäude wenig: und weniger noch die weihrauchqualmenden Priester, welche dort so oft für des Gewalt’gen
     große Seele beten wollten. Und ich dachte: wenn unsre Spur dereinst getilgt wird aus diesem Südland, sollen nicht Welsche
     und Griechlein ihr Gespött treiben mit den Gebeinen des teuren Helden.
    Nein, wie jener erste Bezwinger der Romaburg, wie der Westgote Alarich im heiligen Strombett sein von keinem gekanntes, von
     keinem zu schändendes Grab gefunden:– so soll auch mein großer König entrückt sein der Nachspürung der Menschen. Und mit Tejas
     Hilfe schaffte ich, in dunkler Nacht, die edle Leiche hinweg aus dem Marmorhause und aus der winselnden Priester Umgebung:
     und wir brachten sie, als ein Stück des Königsschatzes, in verschlossner Truhe hieher. Hier war er sicher geborgen: und fand
     ihn nach Jahrhunderten ein Zufall – wer konnte dann noch ihn erkennen, den König mit dem Adlerauge? Und so ist der Steinsarkophag
     zu Ravenna leer: und die Mönche singen und beten dort umsonst.– Hier, bei allen seinen Schätzen und Ehren, in Heldenherrlichkeit,
     aufrecht, thronend, sollte er ruhen –: das wird seiner Seele, die von Walhall niederschaut,lieber sein, als ausgestreckt, unter schwerem Stein, unter Weihrauchwolken, sich liegen zu sehen.«
    »Nun aber«, schloß Teja, »ist auch für ihn, wie für den Amalungenhort, die Stunde gekommen, noch einmal aufzusteigen aus der
     Tiefe; wenn ihr die Schätze gehoben, heben wir sorgsam auch den teuren Heldenleib empor. Und morgen früh brechen wir alle
     auf aus dieser Stadt:– schon wird des Narses und des Präfecten Anmarsch gemeldet – und ziehen mit Königshort und Königsleiche
     auf jenes letzte Schlachtfeld der Goten, wohin ich auch schon die Weiber und Kinder entboten habe: jenes Schlachtfeld – seit
     lange habe ich’s geschaut in schlummerlosem Traumgesicht – jenes Schlachtfeld, welches uns und unser

Weitere Kostenlose Bücher