Ein Kampf um Rom
gewölbten Halle und sprach:
»Folgt mir nach, ihr Kinder junger Tage: nehmt eure Schilde mit.«
Es war die dritte Stunde der Julinacht: die Sterne standen in der Mitternacht. Da schritten aus der Halle, schweigend dem
König und dem urgrauen Waffenmeister folgend, Guntharis und Adalgoth, Aligern, Grippa, Ragnaris und Wisand, der Bandalarius:
Wachis, des Königs Schildträger, schloß den Zug mit einer zweiten Fackel.
Gegenüber dem Schloßgarten erhob sich ein riesiger Rundturm, »der Turm Theoderichs« genannt, weil ihn dieser große König neu
verstärkt hatte. In dieses Turmgebäude leuchtete und schritt voran der alte Hildebrand. Aber anstatt nun von dem Erdgeschoß
aus, welches nur die leere Turmstube zeigte, die hohe Treppe emporzusteigen, machte der Alte halt: er kniete nieder und, vorsichtig
messend, spannte er mit der gewaltigen Hand auf dem Boden von der sorgfältig wieder geschlossnen Türe an nach der Mitte fünfzehn
Handspannen – der ganze Boden schien aus drei kolossalen Granitplatten zusammengelegt –: auf der fünfzehnten Spanne hielt
er den linken Daumen an und schlug mit der Steinaxt auf die Platte: da klang es hohl: und in eine schmale, kaum sichtbare
Ritze des Gesteins die Spitze der Axt bohrend, hieß er alle Mann hinter sich zur Linken treten: als dies geschehn, schob er
die Steinplatte nach rechts vor: schwarz, turmhoch, wie das Gebäude über dem Erdgeschoß sich erhob, senkte es sich hier hügeltief
in die Erde.
Nur um Einen Mann knapp hindurchzulassen, gewährte die Öffnung Raum: sie führte auf eine schmale, in den Fels gehaune Treppe
von mehr als zweihundert Stufen. Schweigend stiegendie Männer hinab. Unten angelangt fanden sie den entsprechenden Kreisraum durch eine Steinmauer in zwei Halbkreise geteilt:
der von ihnen betretne Halbkreis war leer.–
Und nun maß König Teja von der Erde auf zehn Handbreiten an der Mauer: hier drückte er an einen Stein: eine schmale Pforte
tat sich nach innen auf: Hildebrand trat vorleuchtend ein: und der König und jener entzündeten zwei in der Wand eingesteckte
Fackeln. Da fuhren die übrigen glanzgeblendet zurück und bedeckten die Augen: als sie wieder aufblickten, gewahrten sie –
sofort erkannten die gotischen Männer das Geheimnis – den ganzen reichen Amalungenhort Dietrichs von Bern.
Da lagen, teils zierlich gehäuft, teils ordnungslos nebeneinander geschüttet, Waffen, Gerät und Schmuck aller Art: die Sturmhaube
von Bronze aus altetruskischer Zeit, in grauen Vorzeittagen durch den Handel den Goten bis an die Ostsee oder an den Pruth
und Dnjestr zugeführt und nun von dem nach Süden ziehenden Wandervolk wieder zurückgebracht, nahe an die Stätte vielleicht,
wo sie gehämmert worden: daneben das Fell des Seehunds und der Rachen des Eisbären über einen flachen Kopfschirm von Holz
gespannt: keltische Spitzhelme: stolzgeschweifte, römische und byzantinische Helmkämme: Halsringe von Bronze und von Eisen,
von Silber und von Gold: Schilde, von dem ungefügen, mannshohen Holzschild, der, aufgestellt wie eine Mauer, den Pfeilschützen
barg, bis zu dem zierlichen, mit Edelsteinen und Perlen übersäten, runden, kleinen Reiterschild der Parther: neben altertümlichen
Kettenringen von erdrückender Schwere, leichte Harnische von purpurfarbnem Linnengewebe: dazu Frameen, Schwerter, Dolche von
Stein, von Bronze und von Eisen: Beile und Keulen, zum Teil noch aus dem Knochen des Mammut, roh, mit Bast umwunden und in
ein Hirschgeweih gesteckt, bis zu der fränkischen Francisca und dem zierlich durchbrochner, kleinen, vergoldeten Wurfbeil,
mit welchem ein aufgesteckter Apfel von römischen Circusreitern im Galopp gespalten werden mußte: Speere, Lanzen, Wurfspieße
aller Art: von dem kaum behaunen Stoßzahn des Narwal bis zu dem goldeingelegten Ebenholzschaft der asdingischenVandalenkönige in Karthago und dem massiv goldnen Wurfpfeil dieser Fürsten mit dem Purpurgefieder des Flamingo am Schaft und
der fußlangen Stahlspitze: Kriegsmäntel aus dem Pelz des blauen Fuchses bis zu dem Fell des numidischen Löwen und dem kostbarsten
Purpur von Sidon: Schuhe, von den langen, schaufelähnlichen Schneeschuhen der Skritofinnen bis zu den Goldsandalen von Byzanz:
Wämser von frisischer Wolle und Tuniken von chinesischer Seide: dazu ungezähltes Gerät und Tafelgeschirr: hohe Krüge, flache
Schalen, runde Becher, bauchige Urnen, von Bernstein, von Gold, von Silber, von Schildpatt: Armringe
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