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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Badehütte haben sie ihm ins
     Meer gebaut, nur auf dem Kahne zu erreichen. Bevor Basiliskos und Alboin ihn dahin begleitet, sind sie nur so gescheit wie
     – nun, wie Basiliskos und Alboin. Kommen sie aber von daher zurück – sind sie immer von narsetischer Klugheit, wissen, was
     aus Byzanz für Briefe gekommen und andres mehr. Rings um die Badehütte wogt Schilf:– Syphax, wie lange kannst du tauchen?«
    »Lange genug«, sprach der Maure, nicht ohne Stolz, »bis sich das schwerfällige und mißtrauische Krokodil in unsern Strömen
     die als Köder ins Schilf geworfne Gazelle genau genug betrachtet und sich endlich entschlossen hat, darauf los zu schwimmen
     – dann das Messer von unten in den Bauch. Dieser kleinäugige Narses hat etwas vom Krokodil – laß sehen, ob ich nicht auch
     ihn überdauere in geduld’gem Tauchen.«
    »Vortrefflich, mein Panther zu Lande, meine Tauchente zu Wasser!«
    »Auch ins Feuer spräng’ ich für dich, dein Skorpion.«
    »Ja, belausche diese Badegespräche des Kranken.«
    »Das schließt sich vortrefflich an ein andres Spiel. Seit mehreren Tagen winkt und blinzelt mich ein Fischer immer so einfältig
     klug an, der morgens und abends seine Netze wirft und nie was fängt. Ich glaube: er lauert auf mich, nicht auf die Meeräschen.
     Aber die langbärtigen Wölflein dieses Alboin sind mir immer auf den Fersen –: vielleicht erwische ich, aus dem Wasser tauchend,
     was mir dieser Fischer vertrauen will.«

Achtes Kapitel
    Ernsten Sinnes, aber nicht mehr in tränenweicher Stimmung, hatte Adalgoth seinem jungen Weibe den Entschluß des Königs und
     den letzten Ausweg aus Knechtschaft und Schmach mitgeteilt. Er erwartete einen Ausbruch des Schmerzes, wie er selbst ihn kaum
     niedergekämpft. Aber zu seinem Staunen blieb Gotho unerschüttert.
    »Ich habe das längst vorausgesehen, mein Adalgoth. Das ist kein Unglück –: ein Unglück ist nur, im Leben verlieren, was man
     liebt. Ich habe höchstes Erdenglück erreicht. Ich ward dein Weib. Ob ich das nun zehn Jahre bleibe oder zwanzig oder ein halbes
     kaum –: das ändert nichts. So sterben wir zusammen, an Einem Tag, vielleicht in Einer Stunde. Denn König Teja wird nicht verbieten,
     wenn du in der letzten Schlacht dein Teil getan und, vielleicht verwundet, nicht weiterkämpfen kannst, daß du hieher zurückkehrst
     und mich auf den Arm nimmst – wie oft daheim auf dem Iffinger – und mit mir in die Tiefe springst. O mein Adalgoth«, rief
     sie, ihn heftig umarmend, »wie glücklich waren wir! Wir wollen’s verdienen durch mutigen Tod, ohne feiges Jammern. Der Baltensproß
     soll nicht sagen«, lächelte sie, »das Hirtenkind habe nicht Schritt halten können mit seiner Seele. Mir steigt die Großheit
     unsrer Berge mächtig im Gemüt empor. Der Ohm Iffa hat mich beim Scheiden gemahnt, der frischen, freien Bergluft zu gedenken,
     der strengen, hehren Zucht der stolzen Höh’n, wenn uns das Leben in den niedern, engenGoldgemächern zu klein und dumpf auf den Seelen lasten würde. Das hat uns nicht bedroht. Aber auch nun, da es galt, die Seele
     emporzureißen zu diesem Todesentschluß aus zagem, weichem Schmerz – der mich auch wohl beschleichen wollte   –, auch um die stolze Kraft zum stolzen Tod zu finden, hat mich das Bild der Heimatberge stark gemacht: ›Schäme dich‹, sprach
     ich still zu mir, ›schäme dich, Tochter der Berge! Was würden der Iffinger und der Wolfshaupt und alle die steinernen Heldenriesen
     sagen, sähen sie das Hirtenkind verzagen? Sei deiner Berge wert und deines Baltenhelden.‹«
    Und stolz und selig drückte Adalgoth das junge Weib an die Brust.–
    Hinter dem Zelt des Herzogs erhob sich die niedre Laubhütte, in welcher Wachis und Liuta hausten; diese, welche von Gotho
     den drohenden Ausgang vernommen, hatte ihrem wackern Mann (der kopfschüttelnd an seinem, von langobardischen Wurfpfeilen bei
     der letzten Schluchtwache übel zugerichteten Schilde flickte, stopfte und hämmerte und manchmal zu pfeifen versuchte, um das
     Ringen mit dem Schluchzen zu verbergen) sehr ernsthaft zureden müssen, ihn zu der gleichen Entsagung zu steigern.
    »Ich glaube nicht«, sagte der Schlichte, »daß das der liebe Himmelsherr mit ansehn kann. Ich bin von denen, die niemals gern
     sagen: ›Jetzt ist alles aus.‹ Die Stolzen, die das Haupt so hoch tragen wie König Teja und Herzog Adalgoth, die rennen freilich
     immer und überall an die Balken des Schicksals. Aber wir kleinen Leute, die wir uns

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