Ein Kampf um Rom
beiden großen Feinde.
Dies alles ist in tiefstes Geheimnis gehüllt, um das Andenken der Kaiserin zu schonen. Denn Justinian liebt sie noch immer.–
Es wurde verkündet: Belisars Unschuld sei von Narses, Tribonian und mir durch neu gefundne Briefe der Verschwornen aufgedeckt.
Und Justinian begnadigte alle Verurteilten: auch Scaevola und Albinus, die dereinst von dir Gestürzten.
Ich aber schreibe dir die Wahrheit, dich zu warnen und zu retten. Denn, obzwar ich nicht weiß, in welcher Form und Weise,
steht mir doch fest, daß Justinian deinen Untergang geschworen und Narses deine Vernichtung übertragen hat. Flieh –: rette
dich! Dein Ziel: ein freies, verjüngtes, von dir allein beherrschtes Rom war ein Wahn. Ihm hast du alles,– auch unsre schöne
Freundschaft geopfert. Ich begleite Belisar und Antonina: und ich will suchen, in ihrer Nähe, an dem Anblick der vollversöhnten
Gatten und ihres Glücks, den Ekel, Zweifel und Verdruß über alles Menschliche zu verwinden.«
Dreizehntes Kapitel
Cethegus sprang auf vom Lager, warf den Brief nieder und machte einen hastigen Gang durchs Zelt.
»Schwächling Prokop! Und Schwächling Cethegus –: sich um Eine dir verlorene Seele mehr zu ereifern! Hast du nicht Julius verloren,
lang bevor du ihn getötet? Und lebst und ringst doch fort! Und dieser Narses, den sie alle fürchten, als sei er Gottvater
und der Teufel in Einer Person – soll er denn wirklich so gefährlich sein? Unmöglich! Er hat ja mir und den Meinigen blindlings
Rom anvertraut! Nicht sein Verdienst, daß ich nicht in diesem Augenblick, unerreichbar seinen Händen, vom Capitol herab Rom
beherrsche und ihm Trotz biete. Bah: ich lerne es nicht mehr, mich zu fürchten auf meine alten Tage. Ich vertraue meinem Stern!
Ist das Tollkühnheit? ist’s ruhigste Klugheit? Ich weiß es nicht: aber mir ist: die gleiche Zuversicht hat Cäsar von Sieg
zu Sieg geführt. Indes: hier habe ich kaum nochmehr zu erfahren aus den Badegesprächen des Narses, als ich aus diesem wortreichen Brief erfuhr.« Und er zerriß die Papyrosrollen
in kleine Stückchen. »Ich breche auf: noch heute: auch wenn Syphax nichts weiter erlauscht in diesem Augenblick –: denn jetzt
ist ja wohl die Badestunde.«
Da ward von den Isauriern Johannes, der Archon, gemeldet und, auf des Cethegus Wink, hereingeführt.
»Präfect von Rom«, sprach ihn dieser an, »ich habe dir ein altes Unrecht noch abzubitten. Der Schmerz um meinen Bruder Perseus
hat mich damals argwöhnisch gemacht.«
»Laß das ruhn«, sprach Cethegus, »es ist vergessen.«
»Aber unvergessen«, fuhr jener fort, »ist mir deine heldenkühne Tapferkeit. Diese zu ehren und zu nützen zugleich komme ich
mit einem Vorschlag zu dir. Ich und meine Kameraden, an Belisars frisches Drauflosgehen gewohnt,– wir finden diese vorsichtige
Weise des großen Narses äußerst langweilig. Liegen wir nun doch bald zwei Monate vor jenem Paß, verlieren Leute und gewinnen
wahrlich keinen Ruhm dabei. Aushungern will der Oberfeldherr die Barbaren. Wer weiß, wie lange das noch währt. Und dann wird
es ein hübsches Gemetzel, wenn sie endlich vorbrechen, von der Verzweiflung getrieben, jeden Tropfen Bluts teuer verkaufend.
Es ist nun klar, wenn wir nur die Mündung des verfluchten Engpasses hätten –«
»Ja,
wenn!
« lächelte Cethegus. »Er ist nicht schlecht gehütet von diesem Teja.«
»Eben deshalb muß er fallen. Er, der König, hält offenbar den ganzen Bündel lockrer Speere noch allein zusammen. Darum habe
ich mit einer Schar – mehr als ein Dutzend etwa – der besten Klingen im Lager einen Bund geschlossen: wir wollen – es kann
ja immer nur Einer zum Nahkampf heran, so schmal ist der Felsensteig – sooft den König die Wache trift, Einer nach dem andern
– das Los entscheidet den Vortritt – den König bestehen: die andern halten sich so nahe als möglich hinter dem Vorkämpfer,
retten den Verwundeten, oder treten an des Gefallnen Stelle oder dringen mit dem Sieger nach des Goten Erlegung in den Paß.
Außer mir sind dabei die Langobarden Alboin, Gisulf und Autharis, die Heruler Rodulf und Suartua, Ardarich,der Gepide, Gundobad, der Burgunde, Chlotachar und Bertchramn, die Franken, Vadomar und Epurulf, die Alamannen, Garizo, der
lange Bajuvare, Cabades, der Perser, Althias, der Armenier, Taulantius, der Illyrier. Wir möchten auch gern dein gefürchtet
Schwert dabei haben. Willst du, Cethegus, mit im Bunde sein? Du
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