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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Schauer rüttelte den Präfecten.
    Er wollte auf dem kürzesten Wege nach seinem Zelt zurückgehn und unverzüglich, ohne Syphax und seine Entdeckungen abzuwarten,
     zu Pferde steigen und, sonder Abschied, nach Rom eilen. Um jenen kürzesten Weg zu erreichen, wollte er aus des Johannes Lager
     heraustreten und auf der Sehne des großen Lagerbogens seine eignen Zelte gewinnen. Vor ihm ritten einige persische Schützen
     aus dem Lager: auch Bauern, welche Wein verkauft hatten, ließen die Wachen unbehindert hindurch. Es waren Langobarden, welchen,
     wie überall, auch in diesem Lagerteil, Narses die Lagerausgänge übertragen. Sie hielten ihn an mit gefällten Speeren, als
     er den Landleuten folgen wollte. Er griff zornig in die Lanzen, rasch sie teilend. Da stieß der eine der Langobarden ins Horn:
     die andern schlossen sich wieder fest vor ihm.
    »Befehl des Narses!« sprach Autharis, der Führer.
    »Und jene?« frug Cethegus, auf die Bauern und die Perser deutend.
    »Sind nicht du«, sprach der Langobarde.
    Eine Schar Lagerwachen war noch herbeigeeilt auf jenen Hornruf. Sie spannten die Bogen. Cethegus wandte ihnen schweigend den
     Rücken und ging auf dem gleichen Wege, der ihn hergeführt, zurück nach seinem Zelt. Vielleicht war es nur sein plötzlich erregtes
     Mißtrauen, welches ihm vorspiegelte, alle Byzantiner und Langobarden, durch welche er dahinschritt, wichen ihm mit halb spöttischen,
     halb mitleidigen Blicken aus.
    Vor seinem Zelt frug er die isaurische Schildwache: »Syphax zurück?«
    »Ja, Herr, längst. Er harret deiner sehnlich im Zelt. Er ist verwundet.«
    Rasch schlug Cethegus die Vorhänge zurück und trat ein. Da flog ihm Syphax, bleich unter seiner Bronzehaut, entgegen, umklammerte
     seine Knie und flüsterte mit leidenschaftlicher, verzweifelter Erregung:
    »O mein Herr, mein großer Löwe! Du bist umgarnt – verloren – nichts kann dich mehr retten.«
    »Mäßige dich, Sklave!« gebot Cethegus. »Du blutest   –«
    »Es ist nichts! Sie wollten mich nicht in dein Lager zurücklassen – sie fingen in scheinbarem Scherz Streit mit mir an, aber
     ihre Messerstiche waren bittrer Ernst   –«
    »Wer? Wessen Messerstiche?«
    »Der Langobarden, Herr, welche seit einer halben Stunde alle Ausgänge deines Lagers doppelt besetzt haben.«
    »Ich werde Narses um den Grund fragen«, drohte Cethegus.
    »Der Grund, das heißt der Vorwand – er sandte Cabades, dir das zu melden – ist ein Ausfall der Goten.– Aber, o mein Löwe –
     mein Adler – mein Palmbaum – mein Brunnquell – mein Morgenstern – du bist verloren!« Und wieder warf sich der Numider auf
     das Antlitz vor seinen Herrn und bedeckte dessen Füße mit glühenden Tränen und Küssen.
    »Erzähle – der Ordnung nach«, sprach Cethegus, sich an den Mittelpfahl des Zeltes lehnend, mit auf dem Rücken gekreuzten Armen
     und hoch das Haupt emporgerichtet: nicht auf Syphax’ verzweifeltes Antlitz, in die leere Ferne schien er zu schauen.
    »O Herr – ich werd’s nicht können in klarer Folge.– Also – ich erreichte das Schilfversteck – ich brauchte kaum zu tauchen
     – mich barg das Geröhricht – das Badezelt ist von dünnem Holz und von Leinwand neu errichtet, nach den letzten Stürmen   – Narses kam in seinem kleinen Boot, Alboin, Basiliskos und noch drei Männer als Langobarden verkleidet – aber ich erkannte
     Scaevola, Albinus   –«
    »Ungefährlich«, unterbrach Cethegus.
    »Und   – Anicius!«
    »Irrst du dich nicht?« fuhr Cethegus auf.
    »Herr, ich kenne das Auge und die Stimme! Aus dem Gespräch – ich verstand nicht alle Worte – aber den Sinn ganz klar   –«
    »Ei, hättest du mir doch die Worte sagen können!«
    »Sie sprachen Griechisch, Herr: ich verstehe das doch nicht so gut, wie deine Sprache: und die Wellen machten Geräusch, und
     der Wind war nicht günstig.«
    »Nun, was sagten sie?«
    »Die drei sind erst gestern abend aus Byzanz eingetroffen – sie forderten sofort deinen Kopf. Narses aber sprach: ›Nicht Mord:
     Richterspruch, nach voll durchgeführtem Prozeß: und Richterstrafe.‹ ›Wann endlich?‹ frug Anicius. ›Sobald es an der Zeit.‹
     – ›Und Rom?‹ frug Basiliskos. ›Rom sieht er niemals wieder.‹«
    »Halt«, rief Cethegus, »halt inne! Einen Augenblick! Klar muß ich hierin sein.«
    Er schrieb ein paar Zeilen auf ein Wachstäfelchen. »Ist Narses zurück aus dem Bade?«
    »Längst.«
    »Gut.«
    Er gab einem der vor dem Zelte wachenden Isaurier die

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