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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Angriff auf den Paß, so sollten die Wehrunfähigen, welche nicht die Knechtschaft dem Tode vorzogen, durch den Sprung in
     den nahen Krater des Vesuvs ein freies Grab suchen, wonach auch die Verteidiger des Passes durch Hervorbrechen aus der Schlucht
     ein rasches Ende machen sollten.
    Es hatte den König mit freudigem Stolz erfüllt, daß auch nicht Eine Stimme unter den Tausenden von Frauen und Mädchen – denn
     alle Knaben vom zehnten Jahre an und alle Greise wurden bewaffnet – die entehrende Sklaverei und das Leben statt des Todes
     im Vesuv gewählt hatte, als Teja den Versammelten in der Wagenburg die Wahl anheimgestellt. Sein Heldenherz erfreute sich
     an dem Gedanken, daß sein ganzer Stamm in einer in der Geschichte der Völker unerhörten Tat, in glorreichem Heldentod, wie
     Ein Mann, seine große Vergangenheit ruhmvoll besiegeln wollte. Dieser Verzweiflungsgedanke des tod-grimmen Helden wurde nicht
     verwirklicht: aber sein brechendes Auge sollte statt jenes grauenhaften Bildes, ein helleres, ein versöhnendes schauen.
    Narses, immer wachsam und vorsichtig, hatte schon vor Johannes und Cethegus die drohenden Vorbereitungen der Feinde wahrgenommen
     und den Rat der Feldherrn auf die fünfte Tagesstunde in sein Zelt berufen, seine Gegenmaßregeln zu erfahren.
    Es war ein wunderbarer, goldner Septembermorgen: voll Schimmer des Lichts und Schimmer des Dufts über Land und Meer: wie er
     in solcher strahlenden Schönheit auch in Italien nur über den Golf von Bajä sich ergießt. In den lichtgesättigten Himmel stieg
     spielend die weiße Kräuselwolke des Vesuvs: mit rhythmischem Anschlag rollten die letzten, leisen Meereswellen, wie huldigend,
     an das wunderschöne Land. Da schritthart an dem Saume der Flut hin, so daß die rollenden Wellen manchmal seine gepanzerten Füße berührten, langsam, den Speer
     über der Schulter, von dem linken Lagerflügel her, einsam, ein gewaltiger Mann. Die Sonne glitzerte auf seinem runden Schild,
     auf dem prachtvollen Panzer: der Seewind spielte in seinem purpurnen Helmbusch. Es war Cethegus: und er schritt auf dem Todesweg.
     Nur von weitem folgte ihm, ehrfürchtig, der Maure. Angelangt an einem schmalen Vorsprung des Küstensandes in den Golf hinein,
     ging er bis an die äußerste Spitze dieser kleinen Landzunge, wandte sich und blickte nach Nordwesten. Dort lag Rom: sein Rom.
    »Lebt wohl«, sprach er tief bewegt, »lebt wohl, ihr sieben Hügel der Unsterblichkeit. Leb wohl, Tiberstrom, der du den ehrwürdigen
     Schutt der Jahrhunderte dahinspülst: zweimal hast du mein Blut getrunken, zweimal mich gerettet. Nun rettest du mich nicht
     mehr, befreundeter Flußgott! Gerungen hab’ ich und gekämpft um dich, mein Rom, wie keiner, wie selbst Cäsar nicht, vor mir.
     Die Schlacht ist aus: geschlagen ist der Feldherr ohne Heer. Ja, ich erkenne es nun: alles kann der gewaltige Geist des einzelnen
     ersetzen, nur nicht ein fehlend Volk. Sich selbst jung erhalten kann der Geist, nicht andre verjüngen. Ich habe das Unmögliche
     gewollt. Aber das Mögliche erreichen ist – gewöhnlich. Und spränge mir noch einmal aus meines zertrümmerten Cäsar Marmorhaupt
     der große Gedanke entgegen dieses Kampfes um Rom – gepanzert, wie Athene aus dem Haupte des Zeus – – ich kämpfte ihn noch
     einmal, diesen Kampf. Denn besser ist’s, um das Übermenschliche ringend erliegen, als in der dumpfen Ergebung unter das Gemeine
     dahingehn. Du aber sei mir gesegnet« – und er kniete nieder und netzte die heiße Stirn unter dem ehernen Helm mit der salzigen
     Flut – »du aber sei mir gesegnet, Ausonias heilige Meerflut: sei mir gesegnet, Italias heiliger Boden« – und er griff mit
     der Hand tief in den Sand der Küste: »Dankbar scheidet von dir dein treuester Sohn –: erschüttert, nicht von dem Grauen des
     nahenden Todes, erschüttert allein von deiner Herrlichkeit. Lange Jahrhunderte ahn’ ich für dich drückender Fremdherrschaft:
     ich habe sie nicht von dir zu wenden vermocht: aber mein Herzblut bring’ich als Wunschopfer dar: ist der Lorbeer deiner Weltherrschaft verdorrt für immer – dir lebe fort, unzertretbar, still grünend
     unter dem Staube, die Olive des Freiheitssinns und deines Volkes edle Eigenart: und einst leuchte der Tag dir herauf, mein
     Rom, mein italisches Land, da kein Fremder mehr herrscht auf deinem geheiligten Boden, da du allein dir selber gehörst von
     den heiligen Alpen zum heiligen Meer.«
    Und ruhig erhob er sich nun und schritt,

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