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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Mich ekelt dieser Kläffer.«
    »Du hast nicht unrecht, Wölflein! Ihr braucht euch nicht mehr zu vermummen«, sprach Narses. »Ich bedarf eurer nicht mehr als
     Ankläger. Cethegus ist gerichtet: das Urteil vollstrecken wird – König Teja. Ihr aber, Rabenschnäbel, sollt nicht noch einhacken
     auf den toten Helden.«
    »Und Kaiser Justinians Befehl?« frug hartnäckig Scaevola.
    »Tote Männer kann auch Justinianus nicht blenden und kreuzigen lassen. Wenn Cethegus Cäsarius gefallen, kann ich ihn nicht
     wieder aufwecken, für des Kaisers Grausamkeit. Von seinem Gold aber, Albinus, erhältst du keinen Solidus: und du, Scaevola,
     von seinem Blute keinen Tropfen. Sein Gold ist dem Kaiser, sein Blut den Goten, sein Name der Unsterblichkeit verfallen.«
    »Den Tod des Helden gönnst du diesem Bösewicht?« frug grollend jetzt Anicius.
    »Ja, Sohn des Boëthius: denn er hat ihn verdient. Du aber hast ein tüchtig Recht auf Rache an ihm:– du wirst dem Gefallenen
     das Haupt abschlagen und nach Byzanz dem Kaiser bringen! Hört ihr die Tuba? das Gefecht begann!«

Fünfzehntes Kapitel
    Als König Teja das ganze Heer des Narses gegen die Mündung des Engpasses in Bewegung sah, sprach er zu seinen Helden:
    »Wohlan: so schaut denn statt der Sterne die Mittagssonne den letzten Kampf der Goten. Das ist die einzige Änderung unsres
     Entschlusses.«
    Er stellte eine Anzahl von Kriegern vor der Lavahöhle auf, wies ihnen die Leiche Theoderichs, auf purpurner Bahre aufgerichtet,
     und den Königshort und trug ihnen auf, während der Kampf um den Engpaß toben würde, die Purpurbahre und die Truhen in den
     Vesuv zu schleudern auf Adalgoths Wink, dem er mit Wachis die letzte Obhut des Passes anbefahl. Die Unwehrhaften drängten
     sich um die Lavahöhle zusammen –: man sah keine Träne, man hörte kein Schluchzen.
    Die Krieger aber ordnete Teja nach Hundertschaften, und innerhalb derselben nach den Sippen, so daß Väter und Söhne, Brüder
     und Vettern nebeneinander fochten: ein Gefüge der Schlachthaufen, dessen grimmige Zähigkeit die römischen Legionen seit den
     Tagen der Kimbern und Teutonen, des Ariovist und des Armin erprobt. Die natürliche Beschaffenheit des letzten Schlachtfeldes
     der Goten wies von selbst auf die alte, von Odhin gelehrte Schlachtordnung zum Angriff aus dem Engpaß: den Keil.
    Die tiefen, dichten Kolonnen der Byzantiner standen nun, wohl gegliedert, staffelförmig von dem Meeresufer an bis auf Speerwurfweite
     vor des Passes Mündung hintereinander aufgestellt:– ein prachtvoll schöner, aber furchtbarer Anblick. Die Sonne glänzte auf
     ihren Waffen, indes die Goten im Schatten der Felsen standen: weit über die Lanzen und Feldzeichen der Feinde hinweg blickten
     die Germanen bis in das lachende, schimmervolle Meer, welches in wonnigem Lichtblau strahlte. König Teja stand neben Adalgoth,
     der das Banner Theoderichs trug, in der Mündung des Passes. Der Dichter regte sich in dem Heldenkönig.
    »Sieh hin«, sprach er zu seinem Liebling, »wo könnten wir schöner sterben? Nicht im Himmel der Christen, nicht inMeister Hildebrands Asgard oder Breidablick kann es schöner sein. Auf, Adalgoth, laß uns hier sterben, unsres Volkes und dieser
     schönen Todesstätte wert.«
    Und er warf den Purpurmantel zurück, welchen er über der schwarzen Stahlrüstung getragen, nahm die kleine Harfe in den linken
     Arm und sang mit leiser, verhaltner Stimme:
     
    »Vom fernsten Nord bis vor Byzanz,
    Bis Rom – welch Siegeswallen!
    Der Goten Stern stieg auf in Glanz:–
    In Glanz auch soll er fallen.
     
    Die Schwerter hoch, um letzten Ruhm
    Mit letzter Kraft zu werben:–
    Fahr wohl, du stolzes Heldentum:–
    Auf, Goten,– laßt uns sterben!«
     
    Und mit kräftigem Schlag zerschmetterte er die im Tode noch hellaufklingende Harfe an dem Fels zu seiner Linken.
    »Nun, Adalgoth, leb wohl! Hätt’ ich die Reste meines Volkes retten können! Nicht hier! Aber mit freiem Abzug gen Norden! Es
     sollte nicht sein. Narses würd’s kaum gewähren. Und die letzten Goten
bitten
nicht. Zum Tod!«
    Und die mächtige Streitaxt an lanzengleichem Schaft erhebend, die gefürchtete Waffe, trat er an die Spitze des Keils. Hinter
     ihm Aligern, sein Vetter, und der alte Hildebrand. Hinter diesen Herzog Guntharis von Tuscien, der Wölsung, Graf Grippa von
     Ravenna und Graf Wisand von Volsinii, der Bandalarius. Hinter diesen Wisands Bruder: Ragnaris von Tarentum, und vier Grafen,
     dessen Gesippen. Darauf in steigender Breite

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