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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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rascheren Ganges, nach dem Mittellager und dem Feldherrnzelt des Narses. Beim Eintreten
     fand er die Heerführer alle versammelt, und Narses rief ihm freundlich entgegen: »Zur guten Stunde kommst du, Cethegus. Zwölf
     meiner Feldherrn, die ich auf einem Bund der Tollheit ertappt, wie sie etwa Barbaren, aber nicht Schüler des Narses, begehen
     möchten, haben sich zur Entschuldigung auf dich berufen: es könne keine Tollheit sein, woran sich der geistesgewaltige Cethegus
     selbst beteilige. Sprich, bist du wirklich jenem Waffenbund gegen Teja beigetreten?«
    »Ich bin’s, und ich gehe gerad’ von hier – laß mir den Vortritt, Johannes, ohne Losung – auf den Vesuv. Die Wachtstunde des
     Königs naht.«
    »Das gefällt mir von dir, Cethegus.«
    »Danke, es spart dir wohl manche Mühe,
Präfect von Rom
«, erwiderte Cethegus.
    Eine Bewegung der höchsten Überraschung ging durch alle Anwesenden: denn auch die Eingeweihten staunten über seine Kenntnis
     der Lage. Nur Narses blieb ruhig: leise sagte er zu Basiliskos: »Er weiß alles. Und das ist gut.– Nicht meine Schuld, Cethegus,
     daß ich dir nicht früher deine Ersetzung durch mich mitgeteilt: der Kaiser hatte es streng verboten. Ich lobe deinen Entschluß,
     Cethegus.– Denn er stimmt zu meinen besten Absichten.– Die Barbaren sollen nicht das Vergnügen haben, heute nacht noch mal
     eine Myriade unserer Leute zu schlachten. Wir rücken sofort mit allen unsern Truppen, auch den beiden Flügeln, bis auf Speerwurfweite
     vor den Engpaß: sie sollen nicht Raum zum Anlauf gewinnen: und ihr erster Schritt aus der Mündung der Schlucht soll sie in
     unsre Lanzen führen. Ich habe auch nichts dagegen, Cethegus, wenn Freiwillige jenenKönig der Schrecken bestehen –: mit seinem Tode, hoff ’ ich, löst sich der Barbaren Widerstand. Nur Eins macht mich besorgt.
     Ich habe die ›ionische Flotte‹ längst hieherbeschieden,– ich hatte die Entscheidung einige Tage früher erwartet – und sie
     bleibt aus. Sie soll mir die gefangnen Barbaren sofort aufnehmen und nach Byzanz schaffen. Kam noch der Schnellsegler nicht
     zurück, Nauarch Konon, den ich auf Kundschaft durch die Meerenge von Regium geschickt?«
    »Nein, Feldherr! Sowenig als ein zweites Eilschiff, das ich selber nachgesandt.«
    »Sollte der letzte Sturm die Flotte geschädigt haben?«
    »Unmöglich, Feldherr: er war nicht stark genug. Und sie lag ja, nach letzter Botschaft, sicher vor Anker im Hafen von Brundusium.«
    »Nun, wir können nicht auf die Schiffe warten. Vorwärts, meine Feldherrn: wir brechen alle, ich selber mit, sofort gegen den
     Engpaß auf. Leb wohl, Cethegus! Laß dich die Entsetzung nicht anfechten. Ich besorge, es würde dir nach der Beendung des Krieges
     manch lästiger Prozeß drohn. Du hast viele Feinde: mit Recht und mit Unrecht. Böse Wahrzeichen drohn dir ringsumher. Aber
     ich weiß: du hast von jeher nur Ein Wahrzeichen geehrt: ›Ein Wahrzeichen nur gilt:‹   –«
    »›Für die Heimat kämpfend zu fallen.‹ Nur noch Eine Gunst: verstatte mir – meine Isaurier und Tribunen ruhen ja in Rom – die
     Italier und Römer in deinem Heer, welche du unter alle deine Scharen verteilt hast, um mich zu sammeln und sie gegen die Barbaren
     zu führen.«
    Einen Augenblick besann sich Narses. »Gut, sammle sie und führe sie! – zum Tode«, sagte er leise zu Basiliskos. »Es sind höchstens
     fünfzehnhundert Mann – ich gönne ihm die Freude, an der Spitze seiner Landsleute zu fallen – und sie hinter ihm! Leb wohl,
     Cethegus.«
    Stumm, mit dem erhobenen Speer ihn begrüßend, schritt Cethegus hinaus.
    »Hm«, sagte Narses zu Alboin, »–   schau ihm nur ernsthaft nach, Langobarde. Da geht ein merkwürdiges Stück Weltgeschichte dahin. Weißt du, wer da hinausschritt?«
    »Ein großer Feind seiner Feinde«, sagte Alboin ernst.
    »Ja, Wölflein, schau dir ihn noch mal an: da geht zu sterben –: der letzte Römer!« ––
    Als alle Heerführer bis auf Basiliskos und Alboin Narses verlassen hatten, eilten aus dem durch Vorhänge abgesperrten Abschluß
     des Zeltes Anicius, Scaevola und Albinus, noch in langobardischer Kleidung, mit bestürzten Mienen.
    »Wie?« rief Scaevola, »du willst dem Richter diesen Mann entziehen?«
    »Und dem Henker«, sprach Albinus, »seinen Leib? und seinen Anklägern sein Vermögen?«
    Anicius nur schwieg und ballte die Faust um den Schwertgriff.
    »Feldherr«, rief Alboin, »laß die zwei Schreier meines Volkes Kleidung von sich legen.

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