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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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standen
     hinter ihm.
    Des Cethegus Leiche hatte Syphax mit beiden Armen umschlungen und seitwärts aus dem Getümmel getragen. Laut aufschluchzend
     hielt er das edle Haupt, im Tode von hehrer Majestät fast über Menschenmaß hinaus verklärt, auf den Knien. Vor ihm, gegen
     den Engpaß hin, tobte der Kampf. Da bemerkte der Maure, daß Anicius, gefolgt von einer Byzantinerschar,– auch Scaevola und
     Albinus erkannte er darunter,– sich ihm, gebieterisch deutend, näherte.
    »Halt«, rief er aufspringend, »was wollt ihr?«
    »Das Haupt des Präfecten, dem Kaiser zu bringen«, sprach Anicius. »Gehorche, Sklave!«
    Aber Syphax stieß einen gellenden Schrei aus –: sein Wurfspeer flog, und Anicius fiel. Und pfeilschnell, ehe die andern, mit
     dem Sterbenden beschäftigt, näher gekommen waren, hatte Syphax die teure Last auf den Rücken gehoben und rannte damit, rasch
     wie der Wind ungangbare Pfade, die fast senkrechten Lavaklippen hinauf, neben dem Engpaß, eine Wand empor, welche Goten und
     Byzantiner bisher als unersteiglich betrachtet.
    Syphax klomm rasch und rascher hinauf. Sein Richtpunkt war die kleine Rauchsäule, welche hart jenseit der Lavawand emporstieg.
     Denn dicht jenseits der Felsklippe gähnte einer der kleinen Kraterrisse des Vesuvs. Einen Augenblick noch hielt Syphax inne
     auf dem Grat des schwarzen Felsens: auf beiden starken Armen hob er des Cethegus Leiche noch einmal waagrecht in die Höhe,
     der sinkenden Sonne die stolze Gestalt zeigend. Undplötzlich waren Herr und Sklave verschwunden. Der Feuerberg hatte mit Syphax, dem treuen, den toten Cethegus, seine Größe
     und seine Schuld in dem brennenden Schoße begraben. Er war entrückt dem kleinen Haß seiner Feinde.
    Scaevola und Albinus, welche den Vorgang mit angesehn, eilten zu Narses und forderten, man solle an dem Krater nach der Leiche
     forschen. Narses aber sprach:
    »Gönnt dem Gewalt’gen sein gewaltig Grab. Er hat’s verdient. Mit Lebenden und nicht mit Toten kämpf ’ ich.«
    Aber im gleichen Augenblick fast verstummte auch der laute klirrende Kampf um den Engpaß, an welchem Adalgoth, nicht unwürdig
     seines königlichen Harfen- und Speermeisters Teja, dem Ansturm der Feinde heldenmütig und todeskühn wehrte. Denn während,
     hinter Adalgoth stehend, Hildebrand und Wachis plötzlich riefen: »Seht auf das Meer! Das Meer! Die Drachenschiffe! Die Nordlandhelden!
     Harald! Harald!« – mahnten von unten, von der Sänfte des Narses her, feierliche Tubatöne zur Einstellung des Kampfes, zur
     Waffenruhe –: sehr freudig senkten die kampfesmüden Byzantiner die Schwerter.
    König Teja aber, der auf seinem Schilde lag – den Speer des Cethegus herauszuziehen, hatte Hildebrand verboten   –, »denn mit seinem Blute fließt sein Leben hin« – frug mit leiser Stimme:
    »Was hör’ ich da rufen? Die Nordlandhelden? Ihre Schiffe? Harald ist da?«
    »Ja, Harald und Errettung für den Rest des Volkes, für uns und:– für die Frau’n, die Kinder« – jubelte Adalgoth, an seiner
     Seite kniend. »So war es nicht umsonst, du ewig teurer Held, dein unvergleichlich Heldentum, dein stundenlanges Ausharren
     über Menschenkraft! – Basiliskos kam soeben als Gesandter des Narses –: Harald hat die ›ionische Flotte‹ des Kaisers vernichtet
     im Hafen von Brundusium: er droht mit Landung, mit neuem Angriff den müden Byzantinern, er fordert, was von uns noch lebt,
     davonzuführen, mit Wehr und Waffen und Gerät, in die Freiheit, nach Thuleland. Narses hat eingewilligt: er ehre, sagt er,
     König Tejas hohes Heldentum an seines Volkes Resten. Dürfen wir? O dürfen wir, mein König?«
    »Ja«, sprach Teja mit brechenden Augen. »Ihr dürft und sollt. Frei, gerettet unsres Volkes Reste! – die Frauen, die Kinder   – Heil mir! – nicht in den Vesuv! Ja, führt nach Thuleland alle noch Lebenden:– und nehmt auch mit die beiden Toten: den König
     Theoderich und   –«
    »Und König Teja!« sprach Adalgoth und küßte des Toten Mund.

Sechzehntes Kapitel
    Und so war’s geschehen, und also geschah’s.
    Schon gleich nachdem Narses sein Zelt verlassen, ward ihm ein Fischer zugeführt, der, auf kleinem, schnellem Fahrzeug soeben
     um die Landzunge von Surrentum gesegelt, versicherte, eine ungeheure Kriegsflotte der Goten sei im vollen Ansegeln begriffen.
     Narses lachte dazu: denn er wußte, daß auf allen Meeren kein Gotenkiel mehr schwamm.
    Näher befragt mußte der Fischer gestehn, die Flotte allerdings nicht selbst

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