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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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blutete des Cethegus Schildarm. Doch er achtete es nicht: nachdringend wollte er beide
     Goten, Hildebrand und Aligern, töten: da ersah Adalgoth den verhaßten Verderber seines Vaters.
    »Alarich! Alarich!« rief er mit heller Stimme: und vorspringend raffte er des alten Waffenmeisters schwere Steinaxt vom Boden
     auf: »Alarich«, rief er noch mal.
    Cethegus horchte hoch auf bei diesem Namen. Da sauste die Steinaxt, scharf gezielt, heran und schlug schmetternd auf seinen
     stolz geschweiften Helm: betäubt sank Cethegus um: Syphax sprang hinzu, faßte ihn mit beiden Armen und riß ihn rückwärts aus
     dem Gefecht. Aber die Legionäre wichen nicht: sie konnten nicht weichen: hinter ihnen drängten, von Narses nachgeschickt,
     zweitausend Perser und Thrakier empor.
    »Wurfspeere herbei«, befahl ihr Führer Aniabedes.
    »Keinen Nahkampf! Mit Wurfspeeren überschüttet den König, bis er fällt. So hat Narses geboten!«
    Und gerne gehorchten die Truppen dem Gebot, das ihr Blut zu sparen verhieß. Ein so furchtbarer Hagel von Geschossen schlug
     alsbald wider die schmale Mündung der Schlucht, daß kein Gote mehr heraus und vor den König zu treten vermochte.
    Und nun verteidigte Teja, den Engpaß mit seinem Leib und seinem Schilde deckend, geraume, sehr geraume Zeit, ganz allein,
     sein Gotenvolk. Bewunderungsvoll hat uns Prokop, nach der Augenzeugen Bericht, diesen letzten Kampf des Teja geschildert.
    »Nun hab’ ich das Gefecht zu schildern, das höchst denkwürdige, und eines Mannes Heldentum, das hinter keinem derer, die man
     Heroen nennt, zurücksteht –: des Teja. Er stand, allen sichtbar, mit dem Schilde gedeckt, den Speer zückend, vor der Schlachtreihe
     der Seinen. Alle tapfersten Römer, deren Zahl groß war, stürmten nur gegen ihn an: denn mit seinem Fall,meinten sie, sei der Kampf zu Ende. Alle schleuderten und stießen auf ihn die Lanzen: er aber fing die Lanzen sämtlich auf
     mit seinem Schild: und er tötete in plötzlichem Ansprung einen nach dem andern, Unzählige. Und wenn der Schild so schwer von
     Geschossen starrte, daß er ihn nicht mehr halten konnte, winkte er dem Schildträger, der ihm einen neuen reichte: so stand
     er, nicht sich wendend und etwa auf den Rücken den Schild werfend und weichend: sondern fest, wie in die Erde gemauert, stand
     er: dem Feinde mit der Rechten Tod bereitend, mit der Linken von sich den Tod abwehrend, und immer dem Waffenträger nach neuen
     Schilden und neuen Speeren rufend.«
    Wachis und Adalgoth waren es, welche – aus dem Königshort waren Schilde und Speere haufenweis herangeschleppt worden – ihm
     immer neue Waffen reichten. Endlich sank den Römern, Persern und Thrakiern der Mut, als sie alle ihre Anstrengungen an dem
     lebendigen Schild der Goten scheitern und jeden Vordersten, Kühnsten der Ihrigen, von dem Speer des Königs erreicht, fallen
     sahen. Sie wankten –: die Italier riefen ängstlich nach Cethegus –: sie flohen.
    Da fuhr Cethegus aus seiner langen Betäubung auf. »Syphax, einen frischen Speer! Halt«, rief er, »steht, ihr Römer! Roma,
     Roma eterna!« Und hoch sich aufrichtend schritt er gegen Teja heran. Die Römer erkannten seine Stimme. »Roma! Roma eterna!«
     antworteten sie und standen.
    Aber auch Teja hatte diese Stimme erkannt. Von zwölf Lanzen starrte sein Schild – er konnte ihn nicht mehr halten: aber da
     er den Heranschreitenden erkannte, dachte er nicht mehr des Schildwechsels.
    »Keinen Schild! Mein Schlachtbeil! Rasch!« rief er.
    Und Wachis reichte ihm die Lieblingswaffe. Da ließ König Teja den Schild fallen und sprang, das Schlachtbeil schwingend, aus
     dem Engpaß auf Cethegus.
    »Stirb, Römer!« rief er.
    Scharf bohrten die beiden großen Feinde noch einmal Aug’ in Auge. Dann sausten Speer und Beil durch die Luft – denn keiner
     dachte der Abwehr. Und beide fielen. Tejas Beil drangmit der Speerspitze durch Schild und Harnisch in des Cethegus linke Brust.
    »Roma! Roma eterna!« rief er noch einmal.
    Dann sank er tot zurück.– Sein Speer hatte den König in die rechte Brust getroffen: nicht tot, aber sterbenswund, trugen ihn
     Wachis und Adalgoth in den Paß. Und sie hatten Eile damit. Denn als sie endlich den König der Goten fallen gesehen –: acht
     Stunden hatte er ununterbrochen gekämpft, und es neigte zum Abend –: da rannten alle Italier, Perser, Thrakier und, von unten
     aufsteigend, neue Schlachthaufen gegen den Engpaß, welchen nun Adalgoth mit dem Schilde deckte: Hildebrand und Wachis

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