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Ein Kampf um Rom

Ein Kampf um Rom

Titel: Ein Kampf um Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Dahn
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Anblick, wie bei einer Schuld ertappt, zusammen und wollte das Bild in der Busenfalte seiner Chlamys verbergen. Aber zu spät.
     Schon haftete der Kaiserin scharfer Blick darauf.
    »Wir bewunderten«, sagte er verlegen, »die – die schöne Goldarbeit des Rahmens.«
    Und er reichte ihr errötend das Bild.
    »Nun, an dem Rahmen«, lächelte Theodora, »ist beim besten Willen nicht viel zu bewundern. Aber das Bild ist nicht übel. Gewiß
     die Gotenfürstin?« Der Gesandte nickte.
    »Nicht übel, wie gesagt. Aber barbarisch, streng, unweiblich. Wie alt mag sie sein, Alexandros?«
    »Etwa fünfundvierzig.«
    Justinian blickte fragend auf das Bild, dann auf den Gesandten.
    »Das Bild ist vor fünfzehn Jahren gemacht«, sagte Alexandros wie erklärend.
    »Nein«, sprach der Kaiser, »du irrst; hier steht die Jahrzahl nach Indiktion und Konsul und ihrem Regierungsantritt: es ist
     von diesem Jahr.«
    Eine peinliche Pause entstand.
    »Nun«, stammelte der Gesandte, »dann schmeicheln die Maler wie   –«
    »Wie die Höflinge«, schloß der Kaiser.
    Aber Theodora kam ihm zu Hilfe.
    »Was plaudern wir von Bildern und dem Alter fremder Weiber, wo es sich um das Reich handelt. Welche Nachrichten bringt Alexandros?
     Bist du entschlossen, Justinianus?«
    »Beinahe bin ich es. Nur deine Stimme wollte ich noch hören, und du, das weiß ich, bist für den Krieg.«
    Da sagte Narses ruhig:
    »Warum, Herr, hast du uns nicht gleich gesagt, daß die Kaiserin den Krieg will? Wir hätten unsre Worte sparen können.«
    »Wie? willst du damit sagen, daß ich der Sklave meines Weibes bin?«
    »Hüte besser deine Zunge«, sagte Theodora zornig, »schon manchen, der sonst unverwundbar schien, hat die eigne spitze Zunge
     erstochen.«
    »Du bist sehr unvorsichtig, Narses.«
    »Imperator«, sagte dieser ruhig, »die Vorsicht hab’ ich längst aufgegeben. Wir leben in einer Zeit, in einem Reich, an einem
     Hof, wo man um jedes mögliche Wort, das man gesprochen oder nicht gesprochen hat, in Ungnade fallen, zugrunde gehen kann.
     Da mir nun jedes Wort den Tod bringen kann, will ich wenigstens an solchen Worten sterben, die mir selbst gefallen.«
    Der Kaiser lächelte:
    »Du mußt gestehn, Patricius, daß ich viel Freimut ertrage.«
    Narses trat auf ihn zu:
    »Du bist groß von Natur, o Justinianus, und ein geborner Herrscher: sonst würde Narses dir nicht dienen. Aber Omphale hat
     selbst den Hercules klein gemacht.«
    Die Augen der Kaiserin sprühten tödlichen Haß. Justinian ward ängstlich.
    »Geht«, sagte er, »ich will mit der Kaiserin allein beraten. Morgen vernehmt ihr meinen Entschluß.«

Sechzehntes Kapitel
    Sowie sie draußen waren, schritt Justinian auf seine Gattin zu und drückte einen Kuß auf ihre weiße niedre Stirn.
    »Vergib ihm«, sagte er, »er meint es gut.«
    »Ich weiß es«, sagte sie, seinen Kuß erwidernd. »Darum, und weil er unentbehrlich ist gegen Belisar, darum lebt er noch.«
    »Du hast recht, wie immer.« Und er schlang den Arm um sie.
    »Was hat er Besondres vor?« dachte Theodora. »Diese Zärtlichkeit deutet auf ein schlechtes Gewissen.«
    »Du hast recht«, wiederholte er, mit ihr im Gemach auf und nieder schreitend.
    »Gott hat mir den Geist versagt, der die Schlachten entscheidet, aber mir dafür diese beiden Männer des Sieges gegeben – und
     zum Glück ihrer zwei. Die Eifersucht dieser beiden sichert meine Herrschaft besser als ihre Treue: jeder dieser Feldherren
     allein wäre eine stete Reichsgefahr, und an dem Tage, da sie Freunde würden, wankte mein Thron. Du schürst doch ihren Haß?«
    »Er ist leicht schüren: es ist zwischen ihnen eine natürliche Feindschaft, wie zwischen Feuer und Wasser. Und jede Bosheit
     des Verschnittnen erzähl’ ich mit großer Entrüstung meiner Freundin Antonina, des Helden Belisar Weib und Gebieterin.«
    »Und jede Grobheit des Helden Belisar bericht’ ich treulichdem reizbaren Krüppel. Aber zu unsrer Beratung. Ich bin, nach dem Bericht des Alexandros, so gut wie entschlossen zu dem Zug
     nach Italien.«
    »Wen willst du senden?«
    »Natürlich Belisar. Er verheißt, mit dreißigtausend zu vollbringen, was Narses kaum mit achtzigtausend übernehmen will.«
    »Glaubst du, daß jene kleine Macht genügen wird?«
    »Nein. Aber Belisars Ehre ist verpfändet: er wird all seine Kraft aufbieten, und es wird ihm doch nicht ganz gelingen.« –
    »Und das wird ihm sehr heilsam sein. Denn seit dem Vandalensieg ist sein Stolz nicht mehr zu ertragen.«
    »Aber er wird

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